So etwas glückt selten. Einige Automarken kriegen es überhaupt nicht hin, die meisten nur mit einem Modell. Bei VW sind es sogar zwei, der Käfer und der Golf. Beide Typen machen mehr her als ihre Muttermarke. Renault ist dasselbe mit dem Twingo gelungen, Citroën mit der Ente, General Motors mit der Corvette.

Auch ein japanischer Hersteller hat es hingekriegt, dass ein einziges Modell mehr von sich reden macht als die Company insgesamt: Der Swift ist immer schon der Star des Suzuki-Programms gewesen, ein Kleinstwagen von so geradliniger Eleganz, von so schlichter Grandezza, dass es in den vergangenen Jahren keine besondere Rolle spielte, wie sehr die Konkurrenz technisch an ihm vorbeigezogen war.

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Der neue Swift wird der Konkurrenz nicht gefallen

Obwohl die Spezialität des Hauses Klein- und Kleinstgeländewagen sind – der kleine Schönling blieb immer das weltweit erfolgreichste Modell. Ab Mitte Mai 2017 tauscht Suzuki ihn jetzt durch eine komplette Neukonstruktion aus, und was man schon sagen kann: Der neue Swift wird der Konkurrenz gar nicht gefallen.

Das Autochen macht es kurz: Mit praktisch unveränderter Länge von 3,84 Metern Länge platziert er sich ziemlich genau zwischen zwei Formate: Den Kleinstwagen um 3,50 Meter wie etwa den VW Up oder das Trio Citroën C1, Toyota Aygo, Peugeot 108 und den deutlich erwachseneren Kleinwagen um die vier Meter Außenlänge wie etwa der VW Polo oder der Skoda Fabia.

Der Swift ist ein bisschen sportlich designt, ein bisschen hübsch, mit gefälligen Ecken, Rundungen, Kanten, denen man anmerkt: Hieran sollte genderneutral wirklich niemand Anstoss nehmen.

Die klare Ansage «Ich bin was Besonderes» der Vorgängermodelle vernuschelt der Neue aber. Dafür gibt’s serienmässig fünf Türen, flächenbündige, verdeckte Griffe an den Hintertüren und eine ganze Palette auffälliger Zweifarb-Lackierungen ab Werk, mit meist silbern abgesetztem Dach.
 
Zum Besten am Swift kommt man erst durch zwei Handgriffe: Ist die Motorhaube oben, wird der brandneue 1,0-Liter-Benziner mit 111 PS sichtbar, Suzuki nennt ihn ein bisschen grossspurig «Boosterjet».

Der Dreizlinder im Suzuki Swift ist sehr gelungen

Er hat drei Zylinder, Direkteinspritzung und eine riesige, völlig überdimensionierte Lichtmaschine, die allerdings einen zweiten und dritten Job gleich mit erledigt: Sie ersetzt nicht nur den Anlasser, sie werkelt nach dem Motto «Drei-in-eins» auch noch als Generator. Beim Bremsen oder bergab gewinnt er elektrische Energie zurück – die Fachwelt nennt dieses Verfahren «Mild Hybrid».

Solche Dreizylindermotoren wie der im Swift sind gerade schwer in Mode, nicht einmal BWM lässt das Prinzip links liegen. Dreizylinder sind leicht, haben ein tolles Drehmoment für prächtigen Durchzug, verbrauchen weniger Sprit. Dafür sind Klang und Vibrationen kerniger.

Wenn man den neuen Suzuki-Motor in einem Wort zusammenfassen müsste, dann so: Gratulation! Es ist einer der besten Dreizylinder, die es gibt. Er läuft kultiviert wie ein Vierzylinder, nur bei höheren Drehzahlen legt er sich einen sportlichen Unterton zu.

Der Start ist wegen des Lichtmaschinen-Anlassers kaum wahrnehmbar. Ab 1700 Umdrehungen, also im tiefen Drehzahlkeller, beschleunigt er schubkräftig und lochfrei hoch, mit 160 Newtonmetern. Das nennt man wahrlich eine Macht.

Bei hohen Drehzahlen verliert die Maschine an Biss. Es ist ein Motor ohne sportlich-hektische Leistungscharakteristik, die 111 PS des Dreizylinders sind eher von der souveränen Sorte. Das reicht für einen Sprint von null auf hundert in nur zehn Sekunden und 195 km/h Spitze. Der Kleine ist flink. Früher hätte man Rennsemmel zu so etwas gesagt.

Die magerste Version des Neuen mit dem alten 1,2-Liter-Vierzylindermotor wiegt nur 915 Kilo. Das sind 120 Kilo weniger als das Vorgängermodell, das auch noch weniger Platz zu bieten hatte.

Leider viel Hartplastik im Innenraum des Swift

Was an der neuen Plattform liegt, die den Swift nicht nur um ein Zentimeterchen verkürzt, sondern auch den Radstand gegenüber dem Vorgängermodell verlängert. Was zusammen mit einem erstklassigen Fahrwerk eine Straßenlage ergibt, die uns auf etwa 100 heftig bekurvten, sehr zügig genommenen Kilometern ziemlich beeindruckt hat.

Suzuki bietet an, den Kleinen mit feinster Technik zu beladen, von der Automatik über den Vierradantrieb bis zum Abstandhalter per Radar. Alles ist möglich, alles zu haben; die Fertigung wird aus Osteuropa ins japanische Stammwerk verlegt.

Wer im neuen Swift gesessen hat, wird beim Aussteigen etwas Grundsätzliches zu Suzuki feststellen können: Dass in dieser Firma die Ingenieure als äusserst tüchtig, praktisch sogar als unantastbar bis heilig gelten.

Und dass es bei den Innenausstattern nicht so sein kann. Bei dem vielen Hartplastik im Innenraum erahnt man den Frust der Interieurdesigner: Wie sie oberhalb der Tischplatte talentiert einen geschmackssicheren Innenraum entwarfen, während unterm Tisch die Sparfüchse an den Hosenbeinen zerrten.

Der neue Swift wird ab Mitte Mai 2017 zu haben sein, die Preise will Suzuki jetzt noch nicht sagen. Es steht aber fest, dass die billigste Mager- und Basisversion mit dem alten 1,2-Liter-Motor ziemlich genau 12.000 Euro kosten wird.

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