Auch das noch. Das Wahljahr 2017 beginnt für die SPD mit einem Nackenschlag-Triple, wobei der in Nordrhein-Westfalen besonders niederschmetternd serviert wird. Die Sozialdemokraten haben an Rhein und Ruhr seit 1966 mit einer kleinen schwarz-gelben Unterbrechung 46 Jahre regiert. Die SPD war lange natürliche Regierungspartei für das bevölkerungsstärkste Bundesland, aber jetzt wurde sie übel abgestraft.
Nie gab es ein mieseres Ergebnis. Hannelore Kraft und ihr fahles Kabinett hat Durchwachsenes geleistet. Als wäre es nicht schlimm genug, dass dem Innen- und Wirtschaftsminister mehrere Patzer unterliefen, kamen auch noch die Ungeschicklichkeiten der grünen Vizeministerpräsidentin und Bildungsideologin dazu. Das war des Mauen einfach zu viel.
Laschet als Law-and-Order-Rampenrüpel
Armin Laschet ist der neue starke Mann in Nordrhein-Westfalen, und wahrscheinlich lacht der stets lind und leutselig in die Arena tretende CDU-Mann selbst über solche Zeilen. Im Wahlkampf begegnete der Aachener Steigersohn seinem inneren Schweinehund und besiegte ihn für viele überraschend. Er holt sich als Law-and-Order-Rampenrüpel den unermüdlichen Wolfgang Bosbach und aktivierte Kraftquellen, die in der Bundes-CDU an den Rand oder ins Abseits geschoben wurden. Etwas, über das die Union, bei allem Jubel, verschärft nachdenken müsste.
Unter den Kleinen ist die FDP die Grösste. Christian Lindner steht vier Monate vor der Bundestagswahl vor dem Happy End eines politischen wie existenziellen Abenteuers. Nicht ganz im Alleingang, aber doch ziemlich auf sich gestellt, hat er die Liberalen wieder zur umworbenen Grösse auf der sonst weiter ziemlich sozialdemokratischen Parteienbühne gemacht. Nun beginnt die letzte Etappe dieses Kampfes: der Wiedereinzug in den Bundestag. Regierungsbeteiligungen in Kiel oder Düsseldorf helfen dabei nur, wenn sie deutlich sichtbare liberale Charakterzüge tragen. In Koalitionsverhandlungen werden die Freien Demokraten genauso selbstbewusst wie unangenehm auftreten.
Der sauertöpfische Flügel wurde auch in NRW bestraft. Zum Siegen gehört liberale Lässigkeit wie bei Kretschmann und Habeck. Darüber müssen sich insbesondere die Roten bei den Grünen Gedanken machen. Es steht schlecht um die einstigen Alternativen und Parteienlandschaftsbefruchter. Die neue sogenannte Alternative, die extradeutsche, lernt im Westen, dass düsterer Chauvinismus ohne gesicherte Grenzen nach rechts keine Glanzergebnisse erzeugt. Deutschland hat seine Mitte gefunden.
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