Letzten Oktober habe ich Luxusaktien zum Kauf empfohlen. Burberry haben seither 16 Prozent zugelegt, Hermès um 20, Richemont um 26 Prozent. Als Starperformer entpuppten sich LVMH mit 39 und Christian Dior mit 47 Prozent. Wie geht es weiter? Wer meine Tipps befolgte, der sollte die Gewinne bei LVMH und Christian Dior ins Trockene bringen. Zumal hier spezielle Faktoren mitspielen: LVMH will den Edelschneider Christian Dior komplett schlucken. Zwar sind die LVMH-Aktien noch nicht ausgebrannt. Doch nach dem rasanten Anstieg ist das Kurspotenzial wohl für einige Zeit ausgeschöpft.

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Weitaus mehr traue ich da Richemont zu. Nach enttäuschenden Zahlen für 2016/17 profitiert der Uhren- und Schmuckkonzern vom wieder anziehenden Geschäft. Auch die für Mai gemeldeten höheren Uhrenexporte nach Asien weisen auf eine Erholung hin. Bereits in diesem Jahr wird Richemont zu Umsatz- und 
Ertragswachstum zurückfinden. Der Gewinn pro Aktie dürfte um gegen 50 Prozent auf 3.45 Franken steigen. Das entspricht einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23,4. Da ist also schon einiges eingepreist. Ein Engagement in Richemont verlangt dementsprechend Geduld.

Präsident Johann Rupert (67) baut nach der Geschäftsleitung nun auch den Verwaltungsrat um. Unter den neun (!) Personen, die an der Generalversammlung vom 13. September neu vorgeschlagen werden, fällt vor allem einer auf: Anton Rupert (30), Sohn des Hauptaktionärs.

Von der frisch erwachten Lust auf Luxus profitiert auch der Welt grösster Uhrenhersteller Swatch Group. Allerdings sind die Aktien nach einem Anstieg von gegen 50 Prozent innert zehn Monaten stattlich bewertet. Da braucht es nur wenig, und die Anleger laden aus. Auf längere Sicht allerdings sind auch diese Titel einen Kauf wert.

Für Vetropack sieht es wieder besser aus

Als junger Journalist besuchte ich in den achtziger Jahren Vetropack in Bülach. Ich war fasziniert von den Glasöfen und den glühenden Flaschen. Seither hat sich viel getan. Das regionale Unternehmen ist zu einem der führenden Verpackungsglashersteller Europas gewachsen; in acht Werken produzieren 3240 Mitarbeiter 4,6 Milliarden Glasbehälter, die gut 600 Millionen Franken an Umsatz bringen. Nichts geändert hat sich dagegen am Preiskampf in der Branche. Dieser Umstand 
sowie höhere Reparaturkosten, 
Verluste bei der Italientochter und Probleme in der Ukraine haben die Ebit-Marge 2016 von 9,0 auf 8,2 Prozent gedrückt.

Für dieses Geschäftsjahr sieht es spürbar besser aus. Einige negative Sonderfaktoren fallen weg. Ausserdem belebt die anziehende Konjunktur das Geschäft. Der Preisdruck hingegen bleibt. Dennoch erwartet Analyst Martin Hüsler von der Zürcher Kantonalbank eine «deutliche Margenverbesserung für 2017». Damit dürften sich die Vetropack-Aktien, die über die letzten Monate stark zugelegt haben, weiterhin gut halten. Die Papiere sind mit einem KGV von 18,8 kein Schnäppchen mehr. Dafür bringen die defensiven Nebenwerte etwas Stabilität ins Portfolio.

 

Bitcoins sind eine reine Spekulation

Es gibt Bereiche, über die ich als Beobachter der Finanzmärkte nicht schreiben mag. Zum Beispiel über Kryptowährungen. Der bekannteste Vertreter heisst Bitcoin. Seit Monaten dreht sich um die Digitalwährung ein Hype; innerhalb eines Jahres hat sich der Wert eines Bitcoins beinahe verfünffacht. Und prompt erhalte ich Zuschriften von Lesern, die wissen wollen, was ich von dieser Anlagemöglichkeit halte und wie man überhaupt investiert. Dabei blendet mancher Investor aus, dass es sich um eine höchst volatile Angelegenheit handelt.

Die Digitalwährung ist schon öfters heftig abgeschmiert, so Anfang 2014 um 60 Prozent. Auch in diesem Jahr waren Kursverluste von gegen ein Drittel innert kürzester Zeit zu beobachten. Bei Aktien wie Novartis oder Nestlé sind solche Einbrüche schlicht undenkbar.

Für mich sind Bitcoins keine Anlage, sondern eine reine Spekulation. Denn hinter dieser Währung steckt keine Substanz wie bei einem Unternehmen. Falls das Vertrauen verpufft, sind Abstürze von 50 Prozent und mehr nicht auszuschliessen. Wer jetzt immer noch sein Glück versuchen will, sollte sich an einen Korb von Kryptowährungen halten. In den nächsten Monaten werden einige Fonds lanciert.

Das ändert allerdings nichts daran, dass es eine Spekulation 
auf Währungen bleibt. Die überlasse ich lieber einem George Soros oder, falls er denn tatsächlich je 
in grossem Stil Gewinne mit Währungen dealte, dem Schweizer Urs Schwarzenbach.

Süsse Spekulation

Wenn ich schon spekuliere, dann mit etwas, das einen gewissen Substanzwert repräsentiert. Beispielsweise Evolva. Der in Reinach BL beheimatete Hersteller von Nahrungsmittel-Zusatzstoffen hat aus der Stevia-Pflanze einen kalorienfreien Süssstoff namens EverSweet entwickelt. Bislang ist es allerdings noch nicht gelungen, die Produktionskosten auf ein konkurrenzfähiges Niveau zu senken. Dafür soll Cargill sorgen; im Frühjahr ging Evolva mit dem US-Nahrungsmittelgiganten ein Joint Venture ein, an dem die Schweizer mit 30 Prozent beteiligt sind. Cargill verfügt daneben über ein breites Vertriebsnetz, zu dem grosse Kunden gehören, beispielsweise Coca-Cola.

Vorderhand schreibt Evolva, die auch noch andere Produkte herstellt, tiefrote Zahlen. Läuft es nach den Vorstellungen von Mitgründer und CEO Neil Goldsmith (54), soll der Süssstoff im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Können die Herstellungskosten gedrückt werden, dürfte sich EverSweet zum Renner entwickeln. Denn im Gegensatz zu anderen Produkten derselben Gattung hat das Evolva-Produkt keinen bitteren Nachgeschmack. Kommt dazu, dass Wissenschaftler dem weit verbreiteten Zuckerersatz Aspartam schlechte Eigenschaften nachsagen.

Dennoch sind Gewinnbeiträge nicht vor 2021 zu erwarten. Und das Risiko besteht, dass EverSweet letztlich floppt. Die Evolva-Aktien sind denn auch heftigsten Kursschwankungen unterworfen. Bei einem Markterfolg schiessen die Penny-Stocks durch die Decke, bei einem Flop gibt es kein Halten – nach unten. Wer eine heisse Spekulation sucht, ist bei Evolva an der richtigen Adresse.

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