Ein Leser schreibt mir: «Ich habe auf Ihren Rat hin SGS gekauft. Was soll ich nun machen?» Die Titel der Genfer Firma habe ich im Juli 2015 empfohlen. Innert zwölf Monaten legten die Aktien gegen 40 Prozent zu. Doch seither ist die Luft draussen. Das Geschäft des weltgrössten Warenprüfkonzerns läuft nicht mehr so geschmiert wie auch schon. Zwar stieg der Umsatz im ersten Halbjahr 2016 um 5,4 Prozent; 
bereinigt um Übernahmen, blieb immer noch ein organisches Wachstum von 3,4 Prozent. Die Erträge aber stehen unter Druck, die adjustierte Marge sank auf 14,2 Prozent.

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CEO Frankie Ng (50) führt die Schwäche auf Investitionen in die Infrastruktur zurück. Zudem hätten sich einige Akquisitionen der jüngsten Zeit vorderhand als wenig profitabel erwiesen. Als weiterer Spielverderber treten die schwachen Rohstoffpreise auf, die vor allem das Ergebnis in der wichtigsten Sparte Öl und Gas sowie bei den Mineralien zerzausten. Angesichts der Flaute bei Rohstoffen stellen viele Energie- und Minenunternehmen geplante Ausgaben für Tests, Inspektionen und Zertifizierung ihrer Waren zurück.

Management wie auch VR, präsidiert von Sergio Marchionne (64), im Hauptjob Lenker des Autokonzerns Fiat Chrysler, halten aber an ihren Prognosen fest: Bis 2020 erwarten sie ein jährliches organisches Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich, in vier Jahren soll die Marge auf mindestens 18 Prozent stehen. Das tönt vielversprechend, dennoch drängt sich bis auf weiteres ein Kauf der Aktien nicht auf. Die Titel sind mit einem für 2016 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 26,8 stattlich bewertet und entsprechend anfällig auf Rückschläge.

Wolkige Gewinne

Monatelang dümpelten die Aktien des deutschen Softwaregiganten SAP lustlos dahin. Bis sie im Sommer zu neuem Leben erwachten und um 20 Prozent nach oben schossen. Auslöser des Kursschubs waren exzellente Resultate für das zweite Quartal: Umsatz und Betriebsgewinn stiegen um neun respektive elf Prozent. Haupttreiber des Wachstums ist die Cloud. Dabei kaufen die Kunden eine Software nicht mehr, sondern mieten und nutzen sie über das Internet.

Der Marktführer für Software zur Steuerung von Unternehmensprozessen setzt auf die Cloud, ein Geschäft, das Experten als zukunftsträchtig einstufen. Die Anleger allerdings vermochten dem Modell lange Zeit wenig Positives abzugewinnen. Denn während der Verkauf von Software sofort Cash bringt, ist Cloud-Software zunächst weniger profitabel; dafür sprudeln die Einnahmen über eine längere Zeit.

Die Wolke liefert aktuell lediglich 14 Prozent der Gesamteinnahmen von SAP. Doch das Wachstum ist beträchtlich, im Neugeschäft werden bereits zwei Fünftel mit Mietsoftware erzielt. Dieser Anteil steigt stark, denn immer mehr Unternehmen entdecken die Vorteile abonnierter Computerprogramme. Die SAP-Aktien markierten jüngst ein neues Allzeithoch. Mit einem für das laufende Jahr geschätzten KGV von 21,4 ist das Kurspotenzial vorderhand ausgeschöpft. Wer Geduld aufbringt, kann dennoch auf SAP setzen. Dank des Gewinnwachstums sinkt das KGV bis 2019 auf 16,5.

Viel Optimismus

Spätestens seit der Übernahme von Charles Vögele ist die italienische OVS auch in der Schweiz bekannt. Der Modehändler hat sich mit den Textilketten Oviesse und Upim im Heimmarkt eine starke Position erarbeitet. Nach schwierigen Zeiten liefert das Unternehmen seit dem vergangenen Jahr wieder gute Resultate. So stieg im ersten Semester 2016 der Umsatz um 4,7 Prozent, das Ebitda verbesserte sich um 10,9 und der Gewinn sogar um 26,9 Prozent. Eine Ebitda-Marge von 11,7 Prozent ist für die ertragsschwache Bekleidungsbranche beachtlich.

Konzernchef Stefano Beraldo (59) verfolgt eine klare Strategie: Konsolidierung in Italien, Expansion im Ausland. Das erklärt den Kauf von Charles Vögele. Nur habe ich das Gefühl, dass sich der Italiener den Einstieg in den Schweizer Bekleidungsmarkt etwas zu einfach vorstellt – so wie Beraldos Vorgänger bei OVS die Auslandexpansion schon früher unterschätzt haben.

Um die Jahrtausendwende stieg das italienische Unternehmen in der Schweiz bei 30 ABM-Geschäften als Franchisegeber ein, nach miesen Resultaten wurde zum Rückzug geblasen. Gar als Desaster endete der Deutschland-Ausflug. Von Kaufhalle übernahm OVS 99 Warenhäuser – nach Dauer-Redimensionierung und heftigsten Verlusten zog man sich nach vier Jahren zurück.

Dessen ungeachtet begrüssen die Anleger die neusten Expansionspläne: Die Aktien zogen um acht Prozent an. Fundamental betrachtet sind die OVS-Valoren attraktiv; Analysten schätzen das KGV für dieses und nächstes Jahr auf 13,1 respektive 11,2. Die Papiere der Konkurrenten Inditex und H&M werden weitaus höher bewertet. Doch solange sich im Schweizer Markt keine Erfolge abzeichnen, lasse ich die Kleiderkette links liegen.

Innovationsstark

Konzentration auf höherwertige Aktivitäten sowie auf Geschäftsfelder mit besseren Margen: So lautet das Credo von Yves Serra (62). Damit will der Konzernchef von Georg Fischer Nachteile wie die Frankenstärke und hohe Kosten ausgleichen, denen sich viele Schweizer Unternehmen ausgesetzt sehen. Daneben hat die Schaffhauser Industriegruppe in den letzten Jahren weitere Massnahmen ergriffen, um die Profitabilität spürbar und nachhaltig zu verbessern. Der Erfolg lässt sich sehen: Während der Umsatz im ersten Halbjahr 2016 um 3,4 Prozent wuchs, legte der Betriebsgewinn 20 und der Gewinn 36 Prozent zu.

Kein Wunder, strotzt das Management vor Zuversicht. Für das Gesamtjahr soll sich der Erfolg analog zum ersten Semester fortsetzen. Auch längerfristig sind die Aussichten positiv. Georg Fischer ist in allen Sparten innovativ. So wurde vor kurzem ein neues, revolutionäres Rohrleitungssystem für Klimaanlagen vorgestellt. Auch international wird fleissig ausgebaut: Im Schlüsselmarkt China ist der Konzern mit 21 Unternehmen, 14 Produktionsstätten und 3150 Mitarbeitern vertreten. Die Aktien haben über die letzten vier Jahre 160 Prozent an Wert zugelegt. Zwar wird sich der Kursanstieg verflachen, doch ein für 2017 geschätztes KGV von 16,2 deutet auf weiteres Potenzial hin.

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