Eine Drohne, die ihre Umgebung erkennt? Die wie durch eine magische Hand zurückgehalten wird, wenn sie sich einem Zaun oder Felsen nähert? Die dadurch nicht nur kinderleicht zu fliegen ist, sondern auch wohlbehalten zurückkehrt, egal was passiert?

Das Versprechen, das der chinesische Hersteller DJI mit seiner neuen Phantom 4 gibt, ist gross. Aber ist es auch zu halten? Nach unserem mehrtägigen Test können wir die Frage mit einem Wort beantworten: meistens.

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Stabile Bilder in 4K

In jedem Fall lässt sich die neue Phantom kinderleicht fliegen. Der Controller wird mit einem Kabel an ein Smartphone oder Tablet – egal ob Android oder Apple – angeschlossen, das in eine Halterung steckt. Nach dem Öffnen der «DJI Go»-App sieht der Nutzer das Live-Bild von der Kamera, die unter der Drohne angebracht ist.

Diese Kamera ist an einem Gimbal aufgehängt, das jede Bewegung der Drohne ausgleicht. Die Kamera ist in dieser Halterung immer gerade ausgerichtet, so dass ein sehr ruhiges und stabiles Videobild entsteht.

Sie ist in der Lage, Videos in der vierfachen HD-Auflösung aufzunehmen, was gemeinhin als 4K bezeichnet wird. In der kleineren HD-Auflösung nimmt sie Videos auch in Zeitlupe auf. Die Qualität des Videos ist hervorragend.

Praktischer «Zurück-nach-Hause»-Knopf

Eine Phantom lässt sich schon nach kurzer Eingewöhnung fliegen. Anfängern sei zum Start allerdings ein freies Feld empfohlen. Ein Button in der App ermöglicht auch den automatischen Start des Quadrocopters, der dann etwa in Brusthöhe in der Luft zum Stehen kommt, bis er weitere Befehle erhält. Per Joystick lassen sich dann die Flugrichtung und -höhe sowie die Ausrichtung der Drohne bestimmen.

Die Drohne selbst kennt ihren Standort aufgrund der eingebauten Satellitenortung. Das lästige Kalibrieren des Kompasses, wie es bei den bisherigen Phantoms notwendig war, fällt meistens weg. In unserem Test war es nicht nötig. Auf Nachfrage gab uns der Hersteller die Auskunft, dass dies meistens, aber nicht immer so ist. Die App gibt dem Nutzer den Hinweis, wenn doch einmal eine Kalibrierung notwendig ist. Dann dreht man die Drohne in horizontaler und vertikaler Ausrichtung einfach einmal um die eigene Achse.

Wer es während des Fluges mit der Angst zu tun bekommt, kann jederzeit den «Zurück-nach-Hause»-Knopf auf der Fernbedienung drücken. Dann kehrt die Phantom an den Ort zurück, an dem sie gestartet ist, und landet automatisch. Dieses Manöver führt sie auch aus, wenn sie die Verbindung zur Fernbedienung verliert.

Die Drohne kann weiter fliegen, als sie darf

Das sollte aber eigentlich nicht passieren. Zwar ist die Reichweite der Phantom 4 sehr gross. Sie fliegt nach Hersteller-Angaben bis zu fünf Kilometer weit und 500 Meter hoch. Doch in Deutschland ist ein Flug ausser Sichtweite nicht erlaubt. Die Phantom ist schon nach 200 bis 300 Metern nicht mehr zu erkennen. In der Höhe ist sie schon nach 100 Metern kaum noch zu sehen.

Die Phantom 4 verfügt über die Lightbridge-Übertragungstechnologie von DJI. So kann sie über grosse Entfernung noch ein HD-Videobild auf das an der Fernbedienung angeschlossene Tablet oder Smartphone übertragen. In unserem Test gab es keine Unterbrechungen in der Übertragung. Gespeichert wird das Video auf einer Speicherkarte, die in der Drohne steckt.

Bei kaltem Wetter ist schnell Schluss

Zwar hat die Kamera ein Weitwinkelobjektiv, doch die starke Wölbung des Horizonts wie bei älteren Phantom-Drohnen gibt es nicht mehr. Die Kamera kann auch Fotos aufnehmen.

Die Flugzeit der Phantom wurde im Vergleich zu Vorgängermodellen noch einmal um etwa 20 Prozent verlängert. Das liegt vor allem an einem stärkeren Akku. Die Herstellerangaben sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen.

DJI gibt die Flugzeit mit bis zu 28 Minuten an. Wir konnten bei Temperaturen von unter fünf Grad Celsius jedoch nicht länger als 22 Minuten fliegen. Erreicht der Ladezustand zehn Prozent, landet die Phantom automatisch, um nicht vom Himmel zu fallen. Je kälter die Umgebung ist, desto kürzer ist auch die Flugzeit.

Verfolgerfunktion gefällt

Die Phantom 4 hat zwei Neuerungen, die sogar bisherige Phantom-Nutzer zum Umstieg verleiten könnten. Uns hat besonders der neue Flugmodus «ActiveTrack» gut gefallen. Hier wird ein Objekt auf dem Smartphone- oder Tablet-Display mit dem Finger markiert, das in der Folge dann von der Drohne automatisch verfolgt wird.

So fliegt die Phantom einem Skifahrer oder einem Fahrradfahrer hinterher und hat ihn immer im Bild. Bislang folgten Drohnen nur ihrer Fernbedienung, was wegen der etwas ungenauen Satellitenortung nicht immer zufriedenstellend war. Auch war es beispielsweise für Skifahrer wenig praktikabel, mit einer grösseren Fernbedienung den Hang hinunter zu fahren.

«ActiveTrack» ist ein vielversprechender Anfang. Der Modus funktioniert, ist aber leicht auszutricksen. Es ist nicht immer leicht, ein Objekt zu markieren. Offenbar müssen dafür die Lichtverhältnisse und Kontraste gut sein. Bei unserem Test im Wald hat die Drohne uns immer wieder aus dem Blick verloren und konnte uns dann nicht mehr folgen.

Zwei Kameras sollen Hindernisse erkennen

Ein «ActiveTrack»-Modus allein ist eine riskante Sache, weil Drohnen bislang blind ihrem Signal hinterher geflogen sind, egal was sich ihnen in den Weg stellte. DJI hat dieses Problem mit einem «Obstacle Sensing System» gelöst. Auch dieser Ansatz hat uns überzeugt.

Dazu wurde die Phantom 4 an der Vorderseite mit zwei zusätzlichen Kameras ausgestattet, die nach Hindernissen in einer Entfernung von bis zu 15 Metern Ausschau halten. Ist die Drohne im Verfolgen-Modus, versucht sie, diese Hindernisse zu umfliegen. Auch hier führt gutes Licht zu besseren Ergebnissen.

Schwierige Umstände

Im Wald zwischen Bäumen war diese Funktion etwas langsam, so dass uns die Phantom beim Verfolgen immer wieder aus den «Augen» verloren hat. Aber wir konnten feststellen, dass sie nicht gegen einen Baumstamm geflogen ist, obwohl mehrere davon im Weg waren.

Nun dürfte ein Wald auch zu den schwierigsten Umgebungen für einen Drohnenflug zählen. Das Licht im Unterholz ist meist nicht sonderlich hell. Auch hat das «Obstacle Sensing System» keinen Respekt vor Zweigen, die offensichtlich nicht erkannt werden.

Kommen sie aber an die Propeller, gerät die Phantom gefährlich ins Trudeln. Uns ist dies mehrfach passiert. Doch jedes Mal hat sich der Quadrocopter von allein wieder fangen können. Für Drohnen-Piloten sind das Schrecksekunden.

Störende Propeller sollten nicht sein

Im normalen Flugmodus, in dem die Drohne mit den Steuersticks der Fernbedienung geleitet wird, umfliegt die Phantom die Objekte nicht. Hier kann aber eine automatische Bremsfunktion aktiviert werden, was sehr zu empfehlen ist. In diesem Fall bleibt die Phantom vor Hindernissen einfach in der Luft stehen und verweigert den Weiterflug, als würden sich zwei Magneten abstossen.

DJI hat nun auch eine einfache Lösung gefunden für Propeller, die sich ins Bild der Kamera schieben, wenn die Drohne mit hoher Geschwindigkeit noch vorn fliegt uns sich dabei neigt: Die Propeller sind einfach etwas höher angebracht worden. Im normalen Flugmodus sollten die Propeller daher nicht mehr am oberen Videorand zu sehen sein.

Das gilt jedoch nicht für den Sport-Modus, der mit einem Schalter an der Fernbedienung aktiviert werden kann. Die Phantom 4 kommt dann auf eine Spitzengeschwindigkeit von knapp über 70 Kilometer pro Stunde.

Filmen macht dann allerdings keinen Spass mehr, weil die Propeller einen Grossteil des Videobildes einnehmen. Die Drohne kann in diesem Modus auch schneller auf- und absteigen. DJI reagiert damit auf den Wunsch von Drohnenpiloten, die sich in Rennen gegeneinander messen.

Noch fehlt der Rundum-Schutz

Die Phantom 4 ist die erste DJI-Drohne, die ihre Umgebung wahrnimmt und darauf reagiert. Konkurrenten haben ähnliche Systeme angekündigt, die in den kommenden Monaten auf den Markt kommen sollten. Das «Obstacle Sensing System» in Verbindung mit dem ActiveTrack macht richtig Spass, ist aber weit davon entfernt, perfekt zu sein.

So bremst die Drohne nicht vor Hindernissen, wenn sie rückwärts oder seitwärts fliegt. Es fehlt also der Rundum-Schutz, was technisch keine allzu grosse Herausforderung sein sollte, aber wohl aus Kostengründen noch auf sich warten lässt. Hoffentlich nicht allzu lang, denn mit der Phantom 4 will niemand vom Himmel fallen sehen: Sie kostet 1600 Euro.

Teuere neue Akkus sind nötig

Auch deswegen sollten Drohnenpiloten nach wie vor sehr vorsichtig fliegen. Mit der neuen Phantom dürfte aber der ein oder andere Flugfehler nicht – wie bisher – gleich zu einem Totalschaden führen. Das geht in die richtige Richtung. Gut möglich, dass zumindest die ActiveTrack-Funktion künftig über Software-Updates noch weiter verbessert wird, was zu wünschen ist.

Leider führt DJI mit seinen neuen Phantom-Modellen auch meist neue Batterien ein. Das ist auch bei der Phantom 4 so. Der Hersteller macht damit den Umstieg von bisherigen Phantom-Nutzern unnötig teuer, denn die Akkus kosten 150 Euro. Wer mit der Phantom unterwegs ist, hat meist zwei bis drei davon im Gepäck.

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