Drei Wochen nach Apples Präsentation der neuen iPhone-Modelle bringt sich auch Google in Stellung. Der Konzern hat am Dienstag in San Francisco seine wichtigste Produkt-Offensive in diesem Jahr gestartet.
Im Unterschied zu den Vorjahren hat Google gleich zwei neue Smartphones vorgelegt: das Nexus 5X und das Nexus 6P. Damit setzt Google zum ersten mal auf ein Smartphone-Duo, das gleichzeitig eingeführt wird.
Obwohl es mehr als 4000 Geräte-Modelle gibt, die mit Googles mobilem Betriebssystem Android laufen, präsentiert das Unternehmen regelmässig sogenannte «Hero Devices», Flaggschiff-Smartphones, die zeigen sollen, zu was Android in der Lage ist.
Neues Nexus-Modell wird kleiner
Dieses Mal hat sich Google mit den beiden Herstellern LG und Huawei zusammen getan. LG baut das Nexus 5X, ein Nachfolger des bislang erfolgreichsten Nexus 5. Das Gerät hat einen 5,2 Zoll grosses HD-Display. Das Display des Nexus 6P, das von Huawei hergestellt wird, hat sogar 5,7 Zoll.
Offenbar gibt es doch eine Obergrenze, was die Display-Grösse angeht. Das Vorgänger-Modell Nexus 6 wurde von Motorola gebaut und verfügte über ein Sechs-Zoll-Display. Es war jedoch nicht allzu erfolgreich. Das Gehäuse des Nachfolgers 6P hat – zum ersten Mal für ein Nexus-Gerät – ein Gehäuse, das aus einem Stück Aluminium gefertigt wird.
Mit dem Nexus 6P baut Huawei zum ersten Mal ein Flaggschiff-Smartphone für Google. Mit 518 Bildpunkten pro Zoll hat es ein extrem scharfes Display. Das Gerät soll doppelt so schnell laden wie das iPhone 6 Plus, nicht zuletzt weil es – wie auch das Nexus 5X – über einen USB-Stecker Typ-C gespeist wird, der eine höhere Ladespannung erlaubt.
Grössere Pixel fangen mehr Licht ein
Beide neuen Nexus-Modelle haben eine Kamera mit 12,3 Megapixel. Sie sollen allerdings über grössere Pixel verfügen, die somit mehr Licht einfangen und in schwierigen Lichtverhältnissen besser Bilder machen. Die Front-Kamera des Nexus 5X hat fünf Megapixel, beim Nexus 6P sind es sogar acht Megapixel.
Zum ersten Mal bekommen die Nexus-Geräte einen Fingerabdruck-Sensor, der auf der Rückseite untergebracht ist. Er wird unterstützt vom neusten Android 6.0 («Marshmallow») zum Entsperren des Telefons, aber auch für das mobile Bezahlsystem Android Pay.
Das Nexus 5X kostet in den USA mit 16 Gigabyte Speicher 379 Dollar, das Nexus 6P mit 32 Gigabyte Speicher 499 Dollar. In Deutschland werden die Geräte teurer sein. Huawei gibt den Verkaufspreis für das Nexus 6P mit knapp 650 Euro an. Der deutsche und Schweizer Preis für das Nexus 5X von LG liegt noch nicht vor.
Chromecast mit Zusatzfunktionen
Google hat in San Francisco auch neue Chromecast-Geräte vorgestellt. Bislang verkauft der Konzern einen Chromecast-Stick, der in die HDMI-Schnittstelle eines Fernsehers gesteckt wird und sich drahtlos mit dem Internet verbindet. Nutzer können dann über ihr Smartphone, Tablet oder Computer Videos auswählen und sie auf dem Fernseher betrachten.
Das neue Chromecast funktioniert ebenso, hat aber ein neues buntes Design bekommen und einen besseren Funkempfang. Ausserdem wird es für Android- und Apple-Smartphones bald neue Apps geben. Nutzer können darin nach Serien oder Filmen suchen und bekommen beispielsweise angezeigt, bei welchen Streaming-Diensten sie verfügbar sind.
Spielen auf dem Fernseher
Auch Spiele werden künftig verfügbar sein, die auf dem Fernseher dargestellt werden. Das Smartphone dient dann als Controller zur Steuerung. Google hatte die Funktion mit der Bezeichnung «Remote Display» bereits vorgestellt. Das neue Chromecast kostet 39 Euro und ist ab sofort verfügbar.
Zum gleichen Preis führt Google auch Chromecast Audio ein. Das Gerät sieht genauso aus wie das neue Chromecast, wird aber mit einer Musikbox verbunden, die über einen 3,5-Millimeter-Anschluss mit analogem oder optisch-digitalem Audioeingang verfügen muss.
Die Box kann dann drahtlos von einem Smartphone, Tablet oder Computer mit Musik angesteuert werden, beispielsweise über den Musikstreaming-Dienst Spotify. Gestreamt wird in diesem Fall direkt aus dem Internet über Chromecast auf den Lautsprecher, das Smartphone übergibt nur den Befehl dazu.
Erstmals eigenes Tablet
Nachdem Unternehmen wie Acer derzeit erfolgreich mit sogenannten 2-in-1-Geräten unterwegs sind, will auch Google in diesen Markt vorstossen. Dabei handelt es sich um Convertables, also Geräte die sich von einem Notebook in ein Tablet verwandeln lassen, indem man die Tastatur abnimmt oder wegklappt.
Googles Lösung heisst Pixel C und ist das erste Android-Tablet, das der Konzern selber herstellt. Bislang lief Android nur auf Geräten anderer Hersteller. Tablet und Tastatur sind magnetisch miteinander verbunden und können komplett voneinander getrennt werden. Die Bluetooth-Tastatur wird vom Tablet geladen, wenn es zugeklappt ist.
Pixel C hat einen 10,2-Zoll-Display und soll noch vor Ende des Jahres in die Geschäfte kommen. Das Tablet wird in den USA knapp 500 Dollar kosten, die Tastatur knapp 150 Dollar. Deutsche und Schweizer Preise gibt es dafür noch nicht.
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