Eigentlich muss man gar nicht geladen sein, um zu erkennen, dass hier etwas Grosses passiert. Gross für Berliner Verhältnisse. Schon von der Strasse aus kann man an diesem Abend eine bunt gemusterte Menschentraube beobachten, die sich fröstelnd, aber geduldig vor dem Kronprinzenpalais versammelt hat.

Das Label Lala Berlin präsentiert hier im Rahmen der Berliner Fashion Week eine neue Kollektion für den Sommer 2016. Brav haben sich nicht nur die sogenannten VIPs in Ensembles der Marke gehüllt, sondern eigentlich fast alle. In der Hauptstadt geniesst Leyla Piedayesh, die Designerin hinter der Marke, hohes Ansehen.

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Seit Jahren hat die Modemacherin mit den persischen Wurzeln eine grosse Fangemeinde und ihre Schauen zählen zu den Höhepunkten der Modewoche – zu recht. Erst im vergangenen Januar hatte Piedayesh ihr zehnjähriges Jubiläum mit einer Capsule-Kollektion aus Abendkleidern gefeiert – während eines opulenten Dinners im frisch eröffneten Restaurant «Crackers».

Dinner mit Stil

Und auch diesmal lädt sie alle 250 Gäste – Journalisten, Blogger, Freunde und den ein oder anderen Prominenten – zu einem im schönsten Doppelsinn geschmackvollen Abendessen ein. Dafür hat man meterlange Tafeln auf der Terrasse des Gebäudes aufgebaut, sie üppig eingedeckt und später mit mediterraner Fusionsküche beladen.

Längst kennt man die Modeschöpferin auch über Deutschland hinaus. Und das können leider noch immer sehr wenige ihrer Kollegen von sich behaupten. Bekannt werden deutsche Designer ja meistens erst dann, wenn sie ins Ausland gehen. Doch Leyla Piedayesh ist immer geblieben.

Die studierte Betriebswirtin, die auch als Journalistin arbeitete, hatte 2004 ihre Marke gründet. Zum ersten Mal wird sie nun aber auch auf der bevorstehenden Fashion Week in Kopenhagen ihre Mode zeigen.

Und es schwebt ihr sogar Grösseres vor. Als Nächstes möchte sie den amerikanischen Markt anvisieren und vielleicht eines Tages mal von Los Angeles aus arbeiten. «Da ist es zumindest immer schön warm», scherzt sie in Hinblick auf die Tatsache, dass sie an diesem Abend goldene Wärmefolien für ihre Gäste zur Verfügung stellen muss, die sich knisternd mit den Outfits der Damen vermischen.

Alles konstruiert

Eine Verschmelzung von unterschiedlichen Kulturen ist auch die gezeigte Kollektion mit dem etwas sperrigen Namen «The Easy Constructed Lightness». «Es geht um den Bruch zwischen Orient und Okzident. Ich versuchte orientalische Muster mit zeitgenössischen westlichen Formen zu verbinden», so Piedayesh.

Hier habe zum ersten Mal auch ihre Vorliebe für Architektur eine Rolle gespielt. Der Name lässt's erkennen. Die Kleider auch. Da gibt es viel Geradliniges, weniger Flatterhaftes und weniger Muster als gewohnt. Da gibt es klare Farben, lange fliessende Mäntel, hoch geschnittene Palazzo-Hosen und strenge Nadelstreifen auf dunkelblauem Grund.

Doch auch die «Leichtigkeit» im Namen der Kollektion wird reflektiert von einem im Strick integrierten Mosaik aus kleinen Spiegeln, von Lochspitze und Cut-outs. «In der Kollektion geht es um Konstruktion und Architektur, um Licht und Schatten», sagt die Designerin.

Ein Statement gegen den Jugendwahn

Und wer genau hinschaut, kann auch ihr Markenzeichen, das grafische Palästinensertuchmuster wiederfinden, für das sie bekannt und beliebt ist. Diesmal setzt sie es jedoch weniger plakativ ein, sondern subtil – ja geradezu zurückhaltend, nämlich weiss gestickt auf weissem Baumwollstoff.

Denn ganz offensichtlich ist nicht nur ihr Label über die Jahre gross geworden, sondern auch sie selbst. Gross im Sinne vom erwachsen. Und das kann inmitten des Berliner Jugendwahns wirklich nicht schaden.

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