Jegliche Form der Klassik bildet – mit dieser landläufigen Meinung ist auch Eine gross geworden. In der Schule also im Deutschunterricht von den alten Griechen und Römern bis zu Thomas Mann und Heinrich Böll, im Musikunterricht von Heinrich von der Vogelweide bis Stockhausen. Die freiwillige Beschäftigung, vor allem mit den klassischen Opernkomponisten, kam erst später – sehr gerne heute auch in Form eines Besuchs des Zürcher Opernhauses. Hier hatte Eine kürzlich ein Lernerlebnis der ganz besonderen Art. Es wurde Falstaff gegeben. Die Oper von Verdi, nicht die Bar in der Stadt.
Ein älterer Mann – Falstaff – ist pleite. Gleichzeitig glaubt er, dass die Damen immer noch seinem Charme erliegen und er über sie zu Geld kommen kann. Er versucht es bei zwei Frauen gleichzeitig; mit gleichlautenden Briefen. Dumm nur, dass die Damen sich so gut kennen, dass sie einander davon erzählen und so die «effiziente Werbung» auffliegt. Die Damen sind natürlich nicht begeistert und erteilen Falstaff eine Lehre. So weit, so gut und eigentlich so normal für eine Oper. Die Spässe, welche die Damen sich für Falstaff ausdenken und umsetzen, sind deftig – und ebenso die Sprache.
Dreisprachig fluchen
Der modernen Bühnentechnik im Zürcher Opernhaus ist es gedankt, dass all die Schimpfworte und wenig schmeichelhaften Ausdrücke, mit denen der Protagonist ebenso bedacht wird, wie sich wehrt, nicht in der Musik untergehen. Wer sie in der italienischen Originalsprache nicht versteht, der kann sie auf dem Laufband auf deutsch und englisch nachlesen. Gleich in drei Sprachen kann man während der Vorführung sein Repertoire in diesem Bereich auffrischen, ergänzen oder in einer weiteren Sprache neu lernen. Eine ist sich nicht sicher, ob dieser Lerneffekt von Shakespeares (auf den «lustigen Weibern von Windsor» fusst die Geschichte) und Boito (er schrieb das Libretto) eingeplant war…
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