So richtig wusste man bei Steven Soderbergh in jüngster Zeit ja nie, woran man war. Der Mann, der uns «Ocean's 11, 12 und 13» gab und «Traffic» und «Sex, Lügen und Video», schien von dem ganzen Filmbusiness gründlich genervt.

Vor fünf Jahren kündigte er an, Maler werden zu wollen (August 2011). Diese Ankündigung wurde korrigiert, er plane lediglich eine Regieauszeit (November 2011).

Nach Regiepause wieder am Start

Während der Interviews zu «Side Effects» (Januar 2013) enthüllte er, laut persönlichem Fünfjahresplan habe er vor, sich um seinen 50. Geburtstag herum – also im Januar 2013 – vom Regieführen zurückzuziehen. Als Nächstes verlautbarte Soderbergh, er werde die TV-Miniserie «The Knicks» inszenieren (Mai 2013), was er tatsächlich tat.

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So ging das weiter, bis zu einer Twitter-Nachricht in diesem Mai: Heute sei der erste Drehtag des Kinofilms «Logan Lucky» und er, Soderbergh, inszeniere ihn, und mit dabei seien Daniel Craig, Channing Tatum und Hilary Swank.

Von Haufen Blech zu Haufen Daten

Das markierte Soderberghs Kinorückkehr. Man fragte sich allerdings, warum es nach drei «Ocean's»-Coups schon wieder um einen Coup gehen sollte, noch dazu unter Nascar-Fahrern, die Autorennen vor allem als Vorwand nehmen, Mengen verbogenen Blechs zu produzieren (was vielleicht genau der Raison d'Être für diesen Film ist).

Nun jedoch könnte Soderbergh etwas gefunden haben, was wirklich eine Herausforderung darstellt: die Verfilmung von 11,5 Millionen elektronischen Dateien voll schwer verständlichen Inhalts, auch bekannt als Panama-Papiere. Es müsste ja auch mit dem Teufel zugehen, wenn das grösste Datenleck der Geschichte nicht zu Film werden würde, obwohl die englischsprachigen Medien zunächst schmollten, weil die Enthüllung nicht von ihnen, sondern aus Deutschland kam.

Aus Whistleblower-Perspektive

Der Dreh für Hollywood besteht darin, dass man sich auf das (noch unveröffentlichte) Buch «The Secrecy World» von Jake Bernstein stützen wird, ein US-Reporter, der an den Enthüllungen beteiligt war. Soderbergh soll produzieren und wohl auch Regie führen. Er hat Erfahrung mit Enthüllung, in «Der Informant!» machte Whistleblower Matt Damon Konzernen zu schaffen, die Preise absprachen.

Die Frage ist, wie Soderbergh und sein Drehbuchautor Scott Burns (der auch «The Informant!» schrieb) dem Stoff beikommen wollen. Es gibt ja ein neues Genre – nennen wir es «Datenfilme» –, dessen Kern aus der komplizierten Struktur von Daten besteht, etwa «Big Short» oder «Der grosse Crash».

Kompliziertes reduzieren

Das Problem fürs Kino besteht jeweils darin, die Zusammenhänge zu vereinfachen und in zwei Stunden zu komprimieren. Einen wirklich originellen, dem strukturellen Kern des Vorgangs angemessenen filmischen Zugang hat es bisher kaum gegeben, obwohl «Big Short» dem recht nahe kam.

Die Hollywood-Formeldramaturgie sieht einen Helden vor, der einer bösen Sache auf die Spur kommt und gegen alle Widerstände öffentlich macht. Immer die gleiche Formel, ob es sich um verschmutztes Waschpulver oder krebserzeugende Hamburger handelt.

Nicht aus eigener Erfahrung

Von Soderberghs Co-Produzent Michael Sugar stammt «Spotlight» über den Missbrauch in der Katholischen Kirche. Doch wenn einer in Hollywood eine dem Stoff kongeniale Umsetzung finden könnte, ist es Soderbergh.

Zum Schluss ein kurzer Check auf der Offshore Leaks Database, ob die Filmemacher selbst Panama-Konten besassen. «Soderbergh» in die Suchfunktion, Search drücken: keine Ergebnisse.

Michael Sugar eingeben, Anonymous Content eingeben (seine Firma): keine Resultate. Gut, ein Persilschein für alle. Natürlich könnten ihre Konten auch auf den Cayman-Inseln logieren …

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