Die Aktien von Schweizer Versicherern durchleben derzeit ein Wechselbad der Gefühle. Die Volatilität hält die Anleger in Atem; Kursschwankungen von bis zu zehn Prozent innert weniger Tage sind keine Ausnahme. So büsste Zurich Insurance nach schwachen Resultaten für 2015 – der Gewinn brach um gut die Hälfte ein – viel vom Siegerimage ein. Der Erstversicherer hat schnell reagiert und umgehend einen Konzernumbau in Angriff genommen. Erste positive Resultate zeigen sich im Semesterausweis.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Finanzanalysten beurteilen die Ergebnisse als überraschend gut. Sanken die Prämieneinnahmen 2015 noch deutlich, sind sie im ersten Halbjahr 2016 leicht gestiegen. Dagegen ist der Gewinn wenig überraschend um 22 Prozent gesunken; Naturkatastrophen sowie Restrukturierungskosten haben Spuren gezogen.

«Der Start ins 2016 ist gut gelungen», zeigt sich Mario Greco (57), der im März die operative Leitung übernommen hat, zufrieden. Zu den Umbauarbeiten wollte er sich nicht äussern. Dabei ist klar, dass weitere Verbesserungen vor allem auf der Kostenseite nötig sind. Greco will im November die neue Strategie vorstellen, die wohl mit einem heftigen Stellenabbau verbunden ist.

Für die meisten Privatanleger zählt eine andere Frage: Wird die Ausschüttung beibehalten? Denn eine Dividendenrendite von sagenhaften sieben Prozent ist das stärkste Argument, sich in den Aktien zu engagieren. Eine unveränderte Dividende von 17 Franken kostet das Unternehmen 2,6 Milliarden. Die Bank Vontobel schätzt den Gewinn in diesem Jahr auf 3,4 Milliarden. Die Dividende würde also drei Viertel des Gewinns aufzehren, was im Rahmen der langjährigen Ausschüttungsquote liegt. Doch selbst wenn die Dividende gekürzt werden sollte, beispielsweise auf 14 Franken, entspräche das immer noch einer Superrendite von 5,7 Prozent.

Heftige Schäden

Spitzenrenditen bieten ebenso Swiss Re, nämlich 5,7 Prozent. Der Rückversicherer hat 2015 brilliert; obwohl die Prämieneinnahmen um drei Prozent zurückgingen, schwoll der Gewinn um 31 Prozent an. Ein gegenteiliges Bild präsentiert sich im ersten Semester dieses Jahres: Die Nettoprämien stiegen, der Gewinn schmolz um knapp ein Fünftel. Dafür verantwortlich waren neben den niedrigen Anlagerenditen die Belastungen aus Erdbeben, Unwettern sowie Waldbränden, die in den letzten Monaten gehäuft aufgetreten sind. Dennoch spricht Christian Mumenthaler (46), der Mitte Jahr die Konzernführung übernommen hat, von einem «soliden Ergebnis».

Das laufende Geschäftsjahr wird enttäuschend ausfallen, so viel ist heute schon klar. Der Gewinn dürfte, so der Konsens von Analysten, um etwa 30 Prozent zurückgehen. Das Ergebnis wird belastet durch die tiefen Zinsen, die Preisdrückerei der Schadensversicherer sowie weitere Belastungen aus Naturkatastrophen. So ist es kein Wunder, dass die Aktien in diesem Jahr 18 Prozent einbüssten. Dennoch gefallen mir die Papiere. Sie eignen sich für Investoren, die auf eine hohe Dividendenrendite aus sind. Wer dagegen Valoren mit viel Kurspotenzial sucht, ist mit Swiss Re schlecht beraten.

Mut zum Ausstieg

Auch Langfrist-Investoren sollten von Zeit zu Zeit ihr Depot durchforsten. Denn bei Aktien mit heftigen Kursverlusten gilt oft das Sprichwort: «Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.» Andererseits trifft auf Papiere mit hohen Kursgewinnen die Volksweisheit zu, man solle «aufhören, wenns am schönsten ist». Doch gerade mit Gewinnrealisationen tun sich viele Anleger schwer. Dabei sind nur realisierte Gewinne echte Gewinne.

Ich habe deshalb meine Empfehlungen der letzten Monate durchforstet, um die Top-Performer auszumachen. Als Volltreffer entpuppte sich Nvidia: Seit meinem Tipp vor Jahresfrist haben sich die Valoren des US-Entwicklers von Grafikprozessoren und Chipsätzen im Wert verdreifacht! Nun sind diese Titel immer noch attraktiv, doch bei solchen Profiten gibt es nur eins: subito verkaufen.

Gewinne von 30 bis 40 Prozent eingetragen haben die Kaufempfehlungen für Microsoft, SGS, Shire oder Imperial Tobacco, heute Imperial Brands. Mit Kardex waren sogar über 50 Prozent zu verdienen.

Im Februar empfahl ich LafargeHolcim, seither schossen die Aktien um gegen 50 Prozent in die Höhe. (Wobei ich nicht verhehlen will, dass ich die Titel früher auch schon zu weit höheren Kursen empfohlen habe.) Dennoch halte ich weiterhin an den Papieren des Zementkonzerns fest; auf lange Sicht bieten die Aktien noch viel mehr Kurspotenzial.

Goldmedaille

Den ersten Preis unter den Star-Performern haben sich allerdings die Aktien von Goldminen geholt. Seit meiner Empfehlung von Mitte März ist der Philadelphia Gold and Silver Index, der sich aus den Valoren von insgesamt 30 internationalen Gold- und Silberproduzenten zusammensetzt, um beachtliche 60 Prozent gestiegen.

Goldcorp beispielsweise haben innert fünf Monaten 22 Prozent zugelegt, Newmont Mining schossen um 69 Prozent in die Höhe, und Newcrest Mining stiegen um 43 Prozent. Barrick Gold verteuerten sich um 48 Prozent, seit Anfang Jahr hat sich der Kurs beinahe verdreifacht. Angesichts solcher Avancen sollten vorsichtige Anleger auch hier an Gewinnrealisation denken.

Trotz den saftigen Kursgewinnen räume ich diesen Valoren weiteres Potenzial ein. Ihr Kursverlauf hängt logischerweise stark von der Entwicklung des Goldpreises ab. Und da sieht es gut aus: Für das erste Halbjahr meldet der renommierte World Gold Council eine rekordhohe Nachfrage von 1064 Tonnen. So sind die meisten Experten überzeugt, dass sich so schnell nichts ändern dürfte. Damit bleiben ebenso die Goldminentitel im Aufwind, zumal sie trotz der jüngsten Kursgewinne nicht übermässig hoch bewertet sind.

Barrick Gold beispielsweise notieren immer noch 60 Prozent unter ihrem historischen Höchstkurs. Von diesen Papieren ist übrigens auch der milliardenschwere Investor George Soros (85) angetan; er ist vor wenigen Wochen beim kanadischen Goldförderer mit einigen hundert Millionen Dollar eingestiegen.

Die Kontributoren sind externe Autoren und wurden von bilanz.ch sorgfältig ausgewählt. Ihre Meinung muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.