Ich hasse es, wenn mich ein Freund bei Facebook markiert und ich umständlich suchen muss, wer mich wo markiert hat. Sicher kann man das irgendwo abstellen und stellt sich damit gleich mit ab. Und macht sein Facebook kaputt. Wenn mich jemand markiert, dann bin ich in der Regel maximal genervt. Kürzlich nicht.
Denn ich wurde direkt zu einem Post von Mark Zuckerberg gelotst. Erstaunlich! Mark Zuckerberg ist ein Mensch. Er lebt also doch. Ich war mir in der letzten Zeit nicht sicher. Irgendwie ist Mark Zuckerberg ja wie Bielefeld. Es gibt ihn eigentlich nicht.
'A year of running' für Mark Zuckerberg
Gut, er hat's gemacht, das Facebook, aber gibt es ihn wirklich? Wer weiss das schon. Man hat immer das Gefühl, jemand hat ihn nur erfunden. Aber: Es muss ihn wirklich geben. Denn er hat sich – wie viele andere Menschen – einen Vorsatz für 2016 verpasst. Wie ich finde den besten Vorsatz, den man sich überhaupt machen kann: Zuckerberg will jeden Tag laufen.
Er schreibt: «Ich habe mich zu einer körperlichen Challenge in 2016 entschlossen. Ich werde 365 Meilen laufen (eine Meile sind 1,6 Kilometer), und ich fände es super, wenn mich so viele Leute wie möglich dabei begleiten würden. Wir nennen diese Challenge 'A year of running'. Ich habe dafür extra eine öffentliche Gruppe aufgemacht, wo wir alle übers Laufen diskutieren können, und ich poste immer mal wieder meine Fortschritte. Das ist zwar ne Menge Lauferei, aber auch kein Hexenwerk. Es ist eine Meile pro Tag, und mit einer moderaten Pace sind das weniger als zehn Minuten pro Tag.»
Ein weiterer Schritt zur Weltherrschaft?
Die Zuckerberg-Kritiker werden dem Facebook-Gründer auch dieses Mal nicht trauen. Was, wenn das Phantom einfach nur durch diesen simplen Trick ein neues Runtastic gründen und alle in die neue Gruppe locken will? Diese Gruppe dann absperrt und keinen mehr rauslässt? Was, wenn er dann von jedem 1000 Dollar Lösegeld will? Was hat dieser Zuckerberg nur vor? Der Fuchs.
Will er am Ende in Wahrheit eine eigene Läuferplattform gründen und alle namenhaften Sporthersteller dazu zwingen, dort für teuer Geld zu werben? Und verkauft er dann unsere Daten an Dritte? Nur weil wir vor lauter Runners High, dass es eine neue Laufgruppe gibt, vergessen haben, an der richtigen Stelle in den AGBs einen Haken zu setzen? Am Ende will Mark Zuckerberg, wenn es ihn überhaupt gibt, doch sowieso nur die Weltherrschaft. Klarer Fall.
Gut, wenn man innerhalb von 20 Stunden knapp 80'000 Leute in eine Gruppe treiben kann, dann ist Mark Zuckerberg nicht nur einfach ein Tausendsassa. Es läuft bei ihm.
Laufmuffel in Bewegung setzen
Ich sehe die Sache positiv. Und zwar mehr als das. 1,6 Kilometer pro Tag sind ungefähr das Dreifache von dem, was sich ein Deutscher im Durchschnitt bewegt. Eine erschreckende Zahl. In den USA wird es eher weniger sein. Zuckerberg bringt durch seine Aktion etwas in Bewegung. Er sorgt für Bewegung. Und sei es auch nur eine Meile pro Tag.
Er hat das Jahr 2016 als Gesundheitsjahr deklariert. Und er nutzt seine Position der Leitfigur dazu, diese Sache publik zu machen. Ein Mann mit 48 Millionen Freunden wird gehört. Man folgt ihm. Man hört auf ihn. Und was sehr viel wichtiger ist: Es wird viele Menschen geben, die einfach endlich einen Anfang finden. Die loslaufen, die vielleicht zunächst auch nur 1,6 Kilometer laufen, aber das ist immer noch mehr als nur 500 Meter zurückzulegen. Oder ganz auf der Couch sitzenzubleiben. Und darauf kommt es an.
Auch Bestandteil von Zuckerbergs Post ist ein Foto, auf dem er läuft. In alten Skater-Sneakers, weissen Socken und mit einem schnöden iPhone in der Hand. Und ehrlich? Dafür mag ich ihn. Rocky Balboa ist in grauer Jogginghose und Chucks gelaufen. Zuckerberg in Skater-Sneakers und einem viel zu grossen grauen T-Shirt. Im Grunde braucht es auch nicht mehr.
Leitfiguren als Laufidole
Was wir in der Tat brauchen, sind viel mehr Zuckerbergs: Leitfiguren, die einen Anfang machen. Wir alle sind Fans von irgendjemandem – auch wenn wir das nie öffentlich zugeben würden – und orientieren uns an unseren Idolen. Ich werde nie ein Zuckerberg-Fan werden. Ich folge aber seiner Laufgruppe sehr gern. Denn auch wenn ich jeden Tag 15 Meilen laufe, so freue ich mich über jeden, der auch nur eine schafft.
Am Ende ist es doch völlig egal, wer wie viel läuft. Und in welcher Zeit. Und in welchen Klamotten. Zuckerberg hat gesagt, das Jahr 2016 ist «A year of running». Nicht denken, nicht zweifeln – mitmachen! Spass haben! So läuft es.
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