Eine steigt morgens wie üblich ins Tram. Es ist voller als auch schon, obwohl die Sommerzeit und die damit verbundenen Temperaturen doch das Velofahren oder zu-Fuss-Gehen nahelegen sollten. Selbst in der Ferienzeit war es früher ruhiger, wenn die Erinnerung nicht trügt. Einen Sitzplatz gibt es auf jeden Fall heute Morgen nicht.
Was wohl wäre, wenn es in Zürich das vieldiskutierte Mobility Pricing schon gäbe, fragt sich Eine? Was machen dann die, die pünktlich anfangen müssen und deren Arbeitsweg in der teuren Zeit liegt? Oft sind dies ja die Servicefunktionen aus dem Verkauf und vergleichbare Tätigkeiten – neben dem pünktlichen Arbeitsbeginn ist ihnen mehrheitlich auch ein überschaubarer Lohn gemein.
Also müssten die, die sowieso schon mit dem Lohn kräftig rechnen müssen, noch tiefer in die Tasche greifen. Ausweichen auf ein Auto ist bei den Parkplatzmieten in Zürich sicherlich auch keine attraktive Alternative. Ebenso wenig, das Velo aus der Agglo zu nutzen; das Jahr hat nicht nur trockene Sonnentage mit perfekten Temperaturen.
Zurückhaltung durchs Band
Ob die Befürworter sich darüber Gedanken gemacht haben? Die Menschen, die von Berufs wegen mit diesen Fragen konfrontiert werden, zum Beispiel als Verantwortliche für den städtischen öffentlichen Verkehr, scheinen sehr zurückhaltend. Eine kennt zumindest kein flammendes Plädoyer pro Pricing des Zürchers Filippo Leutenegger. Und auch auf nationaler Ebene ist man mehrheitlich sehr zurückhaltend.
Auch wenn das Stehen im Tram, die nicht immer sehr frische Luft, der durchziehende Döner-Geruch und die Musik, mit der uns die Mit-Fahrgäste beglücken, Eine manchmal ganz schön hässig werden lassen – eine Zwei-Klassen Gesellschaft schon im Tram braucht es bestimmt nicht. Sie wäre aber das Ergebnis. Frei nach dem Motto: „sag mir, wann du Tram fährst und ich sage dir, was du verdienst“. Nicht so toll – oder?
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