Letzte Woche hat sich die Weltgeschichte wieder einmal einen 9. November für einen ihrer Paukenschläge ausgesucht. Der weckte die Europäer mit der Nachricht, dass die Amerikaner sich nicht an die Demoskopen gehalten und einen Mann zum Präsidenten gewählt hätten, der manche Ähnlichkeit mit einem Gruselclown aufweist und die feste Absicht bekundet hat, eine Mauer zu bauen.

Vor 27 Jahren fiel am 9. November ein solches Bauwerk, von dem ein anderer Mann mit ausgeprägten Gruselclownzügen wiederum 28 Jahre früher behauptet hatte, dass niemand die Absicht habe, es zu bauen.

Aus deutscher Sicht war der 9. November 1989 das Ende eines langen Weges nach Westen, der am 9. November 1918 mit der Ausrufung der Republik zaghaft beschritten worden war und am 9. November 1938 mit der sogenannten Reichspogromnacht brutal unterbrochen wurde.

Vom 9. November 1989 an aber schwammen die Deutschen, so glaubten sie, mit Europäern und Amerikanern in einem breiten ruhigen Fluss namens Westen, in dem bald jeder mitschwimmen wollte, selbst Russland, nur Nordkorea blieb hartnäckig wasserscheu.

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Sogar in Arabien brach kurzzeitig der Frühling aus

Die Chinesen machten ihre eigene Badeanstalt auf, in die sie aber jede Menge westliches Kapitalismus-Wasser ableiteten. Die Nachfrage nach politischen Kompassen brach ein, weil sowieso überall Westen war. In der Globalisierung braucht man sich keinen Kopf über Himmelsrichtungen zu machen.

Und in der Zivilgesellschaft schrumpfen kulturelle, soziale oder ökonomische Kriegsursachen zu moderierbaren Meinungsverschiedenheiten.

Sogar in Arabien brach der zivilgesellschaftliche Frühling aus. Er endete allerdings in einer Katastrophe, weshalb schon damals von manchem die bange Frage gestellt wurde, ob nicht die rosa Globalisierungsbrille eine gravierende Fehlsichtigkeit verursache.

Wir werden immer dümmer

Und nun also Trumps 9. November. Das Volk, der grosse Lümmel, hat der guten Gesellschaft gezeigt, was es von ihr hält. Über Nacht ist der ruhige breite Fluss versandet. Kein Westen mehr, nirgends.

Die vorherrschende Himmelsrichtung heisst Exit oder Brexit oder Amexit. Die Angelsachsen haben es besonders eilig herauszukommen. Zwar spricht die ganze Welt Englisch. Das macht die Muttersprachler aber noch nicht zu Weltbürgern.

Was lernen wir aus alledem? Nichts. Ausser vielleicht, wie wenig wir voneinander wissen in dieser doch angeblich so total vernetzten Welt. Wir leben in einem Informationsrausch und werden immer dümmer.

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