Die Finanzkrise führte zur Sinnkrise. Die vorher ausgebildeten Master of Business Administration (MBA) tragen eine Mitschuld am Verfall der Werte und am Streben nach noch mehr Profit. Viele Business Schools rund um den Globus reagierten darauf und passten ihre Kursinhalte der neuen Realität an, auch in der Schweiz. Eine Tatsache, die von vier Absolventen in der Schweiz bestätigt wird.

Sonja van Dien (37), Marketing & Project Managerin bei Fred Tschanz Management in Zürich, erwarb 2011 den Executive MBA in Marketing. Sie erlebte die berufsbegleitende Lehre an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) als praxisnah. «Eine in Kleingruppen ausgearbeitete Verkaufsstrategie konnte ich am Montag unmittelbar auf eine Problemstellung im Geschäft anwenden.» Jeder picke für sich die wichtigsten Erkenntnisse heraus und verlasse den Kursraum mit handfesten Lösungsansätzen. «Nach der Weiterbildung befindet man sich auf Augenhöhe mit den ‹Big Boys› der Branche», ergänzt Sonja van Dien. Dadurch könne sie in Verhandlungen eine stärkere Position einnehmen als früher.

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Eine genauso zentrale Rolle für den Transfer in den Alltag spielt das Netzwerk. «Dank persönlichen Kontakten aus der Klasse erhalte ich einen Einblick in andere Firmen und lerne über deren Geschäftsmodell», sagt Benedikt Zumsteg (43), Leiter Cumulus der Migros in Zürich und Student im laufenden Marketing-EMBA der HWZ. Mit diesem Wissen sei er in der Lage, Situationen schneller einzuschätzen.

Selbst den oft gerügten Studienreisen, die in immer grösserem Ausmass unternommen werden, attestieren die Absolventen Relevanz und Praxisnähe, wie zwei Teilnehmer des Executive MBA in Supply Chain Management der ETH Zürich erklären. Sie weilten Anfang Februar sechs Tage in Moskau, um den russischen Logistikmarkt zu erleben. «Meine Erfahrungen vor Ort waren ganz anders als mein Bild im Kopf», sagt Anette Halfmann (37), Regional Supply Team Leaderin bei Ikea Supply in Pratteln BL. «Das habe ich vor dieser Weiterbildung nicht gedacht, dass mir die Woche hier so viel bringen wird.» Sie betreut unter anderem Russland.

Im Gegensatz zu ihrem Kommilitonen. «Aber es war spannend zu sehen, wie schwierig das Umfeld hier für Warentransporte ist», sagt Raphael Bolliger (26), Leiter E-Logistics & Innovationen KEP bei Postlogistics in Bern. Hierzulande sei der Dienstleister austauschbar, weil die Bedingungen allen Anbietern bekannt seien. «Obwohl ich nicht direkt profitiere, so hat die Zeit in Moskau mein Bewusstsein geschärft, wie gut wir es in der Schweiz haben.»