Die Universität Zürich hat 2013 zum zweiten Mal am «Global EMBA Ranking» der «Financial Times» teilgenommen und sich unter 100 bewerteten Programmen vom letzten Platz auf Rang 92 verbessert. Christian Rosser, Managing Director Executive MBA der Universität Zürich, ist mit dem Ergebnis «einigermassen zufrieden». Dennoch räumt er ein, dass die Aussagekraft von MBA- und EMBA-Hitlisten bedingt sei. Besonders weil kaum inhaltliche Aussagen gemacht werden könnten. «Das EMBA-Ranking der ‹Financial Times› beurteilt zum Beispiel weder die Qualität des Curriculums noch das Teaching oder die Organisation des Studiums», sagt Rosser.

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Diese Einschätzung teilen auch andere Anbieter von EMBA-Programmen (siehe Umfrage auf Seite 51). Dennoch partizipieren weitere fünf Schweizer Anbieter regelmässig am weltweiten EMBA-Vergleich der «Financial Times». So rangiert momentan der EMBA des IMD auf Platz 19, die Strathclyde MBA auf Platz 58, der EMBA HSG der Universität St. Gallen auf Platz 64, der EMBA HEC der Universität Lausanne auf Platz 87 und der Rochester-Bern EMBA der Simon Business School mit der Universität Bern auf Platz 96.

Salär als (zu) wichtige Messgrösse

Der umstrittenste Punkt bei MBA- und EMBA-Rankings ist die Fokussierung auf das Gehalt der Absolventen. Laut Petra Joerg, Managing Director Rochester-Bern Executive Programs, macht das Salär beziehungsweise die Salärsteigerung nach Abschluss des EMBA-Programms 40 Prozent der Bewertung der «Financial Times» aus. Das in Dollar umgerechnete Gehalt wird dabei entsprechend der Kaufkraftparität an die lokale Kaufkraft angepasst, was teilweise zu massiven Verzerrungen führt. Davon profitieren vor allem Schwellenländer wie China oder Indien.

So dürfen die Absolventen eines EMBA-Programms der University of Hong Kong und der Fudan University School of Management beispielsweise eine durchschnittliche Lohnsteigerung von 97 Prozent erwarten. Auch weil viele von ihnen nach Abschluss des Studiums Stellen in Nordamerika oder Europa antreten, wo das Lohnniveau viel höher ist als in China.

Die Salärsteigerung der Absolventen der Schweizer Business Schools fällt dagegen viel geringer aus: Beim IMD in Lausanne beträgt sie 50 Prozent, bei der University of Strathclyde Business School 67 Prozent, bei der HSG in St. Gallen 51 Prozent, beim HEC in Lausanne 21 Prozent, bei der Universität Zürich 25 Prozent und bei Rochester-Bern 40 Prozent.

«In Zürich dürfte es schwierig sein, kurz nach dem EMBA-Studium fast 100 Prozent mehr zu verdienen», ergänzt Christian Rosser. «Wollte man hier strategisch vorgehen, müsste man eher junge Leute mit weniger Berufserfahrung in die Executive Education aufnehmen, deren Saläre prozentual schneller steigen.» Eine solche Taktik würde aber wenig Sinn machen, weil Berufs- und Lebenserfahrung für das Corporate Learning im Lehrgang und während des Unterrichts einen wesentlichen Bestandteil der EMBA-Weiterbildung an der Universität Zürich seien.

Claudia Schmid-Schönbein, Programme Director Switzerland des Strathclyde MBA, bemängelt, dass in den Rankings der «Financial Times» Absolventen, die in der öffentlichen Verwaltung, in der Regierung, in Nichtregierungsorganisationen oder als Jungunternehmer tätig sind, bei der Berechnung der Durchschnittseinkommen weggelassen würden. Dies führe ebenfalls häufig zu einer aufgeblasenen Darstellung der Einkommen.

Dabei sein ist alles – trotz Vorbehalten

Obschon die Hitlisten einige Schwachpunkte aufweisen, spielen sie für die Business Schools eine wichtige Rolle. Je besser ein Programm abschneidet, desto mehr Interessenten zieht es an. Diese haben entsprechend höhere Chancen, gut bezahlte Jobs zu erhalten, was sich wiederum positiv auf die Platzierung der Schule in den nächsten Rankings auswirkt. Entsprechend sehen die meisten Schweizer EMBA-Anbieter trotz Vorbehalten von einem Boykott ab.

«Wir werden auch 2014 am EMBA-Ranking der ‹Financial Times› teilnehmen, weil wir der Ansicht sind, dass wir dies unseren ehemaligen, aktuellen und zukünftigen Studierenden schuldig sind», sagt Christian Rosser von der Universität Zürich. Die weltweiten Vergleiche seien ein Fakt, die Studierenden würden sie ernst nehmen, und für die Reputation eines Programms seien sie offenbar wichtig. Zudem stünden solche Ranglisten, wie sie die «Financial Times» publiziere, nicht jeder Schule offen. Ein EMBA-Anbieter brauche hohe qualitative Grundvoraussetzungen, um sich überhaupt zu qualifizieren.

Die Teilnahme sei kostenlos, rund 4000 Business Schools würden jährlich angefragt und nur die 100 Besten schafften es überhaupt in das Ranking. «Manchmal scheint es mir, als komme es nicht darauf an, ob eine Leistung mehr oder weniger korrekt gemessen wurde – Hauptsache, sie wurde gemessen», so Rosser. Diese Meinung teilt Claudia Schmid-Schönbein vom Starhclyde MBA: «Bei mehreren Tausend EMBA weltweit zu den Top 100 zu gehören, ist für jede Managementschule ein Grund, stolz zu sein.»

Auch Wolfgang Jenewein, Akademischer Direktor aller EMBA der Universität St. Gallen (HSG), will weiterhin an solchen weltweiten Vergleichen teilnehmen, da sie gewisse Orientierungshilfen böten. Wichtig sei es, dass man die Hitlisten nicht isoliert betrachte, sondern weitere Kriterien wie Standort, Reputation oder Alumni-Netzwerk in den Entscheidungsprozess miteinbeziehe. EMBA-Interessenten rät Jenewein, die für sie entscheidenden Faktoren zu identifizieren und zu bewerten. Für den einen könne die Professorenschaft die ausschlaggebende Komponente sein, für den anderen der starke Praxisbezug zu Unternehmen. «Man sollte sich stets bewusst sein, dass ein Ranking eine konstruierte Hitliste ist, die nichtidentische Angebote vergleicht. Eine absolute Aussagekraft darf man nicht erwarten», hält Jenewein fest.

Wie sehr sich EMBA-Kandidaten tatsächlich von Rankings beeinflussen lassen, ist übrigens nicht belegt. Mit Ausnahme des IMD, das erklärt, dass unter den Top 20 der «Financial Times» zu sein einen klaren Einfluss auf den globalen Bekanntheitsgrad der Schule habe, konnte keine der befragten Schulen einen kausalen Zusammenhang zwischen Platzierung und Nachfrage nach Weiterbildungsprogrammen feststellen.