Betrachtet man die letzten Jahre,so war allem voran von den Fachhochschulen (FH) die Rede. Die tertiäre, nicht universitäre Bildungslandschaft in der Schweiz schien unter diesen aufgeteilt zu werden. Doch statt Monokultur ist Diversifikation angesagt. Mehr und mehr gewinnen Höhere Fachschulen (HF) mit eidgenössisch anerkannten Lehrgängen Boden zurück. Die Praxisnähe, kombiniert mit solider Theorie, ist das Argument für Studierende. Die Wirtschaft verlangt gut ausgebildete Praktiker mit fundiertem theoretischem Hintergrund – nicht nur Abgänger von Fachhochschulen und Universitäten. Dort werden prioritär Forscher und Wissenschaftler ausgebildet.
Ganz besonders im Tourismus und in der Reisebranche schlägt der Puls klar für die praxisorientierte Art von Aus- und Weiterbildungen, weil die Fronterfahrung eine zentrale Rolle spielt. Dies beginnt bereits in der kaufmännischen Grundbildung mit dem wertvollen und sinnvollen dualen System der Kombination von Theorie in der Schule und Praxis am Arbeitsplatz.
Nahe am Puls der Wirtschaft
Für eine fortsetzende Ausbildung führt der Weg idealerweise an eine Höhere Fachschule. Auch da wird das duale System angewendet. Zu Recht darf gesagt werden, dass Höhere Fachschulen ein wichtiges Rückgrat für alternative Ausbildungsmodelle zu Fachhochschulen und Universitäten darstellen. Die Höheren Fachschulen wissen, welche Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Denn die Ausgestaltung der Bildungsgänge erfolgt in Zusammenarbeit mit den Berufs- und Branchenverbänden. Dies garantiert, dass die Lerninhalte die Bedürfnisse der Arbeitswelt erfüllen. Darum werden HF-Abgänger sogar oftmals von der Wirtschaft bevorzugt und geschätzt.
Es gibt hierzulande acht Bereiche von Höheren Fachschulen: Technik, Gesundheit, Tourismus/Gastgewerbe/Hauswirtschaft, Soziales/Erwachsenenbildung, Wirtschaft, Künste/Gestaltung/Design, Land- und Waldwirtschaft sowie Transport/Verkehr. Das Konzept respektive die Rahmenbedingungen sind für alle dieselben. Das Vollzeitstudium dauert mindestens zwei Jahre, zusätzlich wird ein einjähriges Praktikum absolviert. Das berufsbegleitende Studium dauert drei Jahre.
Beispielsweise im Lehrgang für Tourismus werden umfassende Kenntnisse über alle Bereiche der Tourismusindustrie vermittelt. Dabei ist der Praxisbezug, der dieser Ausbildung per Definition innewohnt, ein wertvoller Vorteil für die Unternehmen. Hochqualifizierte Fachleute, die alle selber von der Front und den entsprechenden touristischen oder wirtschaftlichen Umfeldern herkommen, vermitteln den Stoff. Sie sind in der Theorie sattelfest, können aber aufgrund ihrer eigenen beruflichen Erfahrung und Stellung den Bezug und den Transfer zur Praxis herstellen. Sie verleihen den Studierenden eine klare Bodenhaftung und ein Gefühl für das Machbare. Mit einem ganzjährigen Praktikum oder begleitender Tätigkeit in einem touristischen Unternehmen während der Ausbildung wird dies sinnvoll und gezielt ergänzt.
Traditionell nehmen die Höheren Fachschulen eine Pionierrolle wahr. Oft sind sie privat finanziert und nur teilweise subventioniert. So waren es vor allem Lehrgänge für technische Berufe und Berufe im Tourismus, die vor mehr als25 Jahren entstanden. Auch innovative Lehrgänge wie jener des Wellnesstrainers und neue Berufsbilder kommen auf. Interessant ist, dass bis vor kurzem zum Beispiel kein anerkannter Abschluss für Piloten in der Schweiz existierte. Jetzt ist auch diese Ausbildung als Diplomlehrgang HF definiert worden.
Quantitativ gesehen sind im tertiären Bildungsbereich die Absolventen der HF-Lehrgänge deutlich in der Überzahl. Heute schliessen rund 70 Prozent mit einem eidgenössischen HF-Diplom ab, rund 30 Prozent der Abgänger stammen aus Fachhochschulen und Universitäten.
Bemerkenswert dabei ist auch, dass Abgänger der dualen Bildungsgänge gleich nach Abschluss prozentual die geringste Arbeitslosenquote ausweisen. Dies verdeutlicht die gute Arbeitsmarktfähigkeit, die auf dieser Bildungsschiene erlangt wird. All die Zahlen stammen aus dem Buch «Warum wir so reich sind» von Rudolf Strahm.
Kein Abschluss ohne Anschluss
Garantiert sind auch die Weiterbildungsmöglichkeiten. Einerseits bieten Höhere Fachschulen selber Nachdiplomkurse oder -studien an. Dies sind weiterführende Programme, die ebenfalls die Praxisorientierung beibehalten. Ander seits bieten HF-Abschlüsse aber auch eine ideale Passerelle für Bildungswillige – auch wenn sie keinen gymnasialen Maturitätsabschluss oder keine Berufsmaturität ausweisen – hin zu den Fachhochschulen und sogar zu den Universitäten. Die Durchlässigkeit ist gewährleistet.
Es zeigt sich, dass der Weg zum Beispiel von einer Reisebürolehre über die Höhere Fachschule ein Königsweg sein kann – der Weg zum Erfolg und der Weg in die internationale Berufswelt.
Hanna E. Rychener, Direktorin und Inhaberin,Internationale Schule für Touristik (IST) – eineeidgenössisch anerkannte Höhere Fachschule(HF), Zürich und Lausanne.
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