Wo sind die Trader nur geblieben? Herrschte zur Jahrtausendwende Goldgräberstimmung bei Privatanlegern und fast jeder handelte täglich oder zumindest wöchentlich mit Aktien, so hat sich dieses damals noch sehr breite Börsenpublikum schon längst zu einer kleinen Gruppe fast nur noch von Eingeweihten zurückentwickelt.
Hatten Wertpapierhändler damals vor 20 Jahren alle Hände voll zu tun und verdienten sich als Kursmakler eine goldene Nase, so schlägt die Abstinenz der vielen Kleinanleger nun schwer ins Kontor.
Zudem hat sich auch das Umfeld stark verändert. Preisgünstige Online-Broker und Computerhandel dominieren das Geschäft und die Gebühren sind enorm gefallen. Obendrein schlagen auch noch hohe Kosten für immer mehr und strengere regulatorische Vorschriften zu Buche.
Hohe Verluste im vergangenen Jahr
In diesem Umfeld kam die Aktie von Baader Bank brutal unter die Räder. Hatte sich der Kurs zum Allzeithoch zum Millennium bis vor zwei Jahren schon gezehntelt, so hat sich die Notierung nun nochmals halbiert.
Grund für diesen jüngsten Kurssturz waren Unsicherheiten wegen Brexit und Handelskrieg und fallende Provisions- sowie Handelsergebnisse.
Im vergangenen Jahr waren diese beiden Ertragspfeiler um 12,9 und 28,9 Prozent gesunken und am Jahresende stand bei Baader Bank ein Verlust von 21,3 Millionen Euro oder 0,42 Euro je Aktie in den Büchern.
Jetzt ist die Gewinnschwelle wieder erreicht
Zwar gab es im ersten Halbjahr wegen nach wie vor flauer Geschäfte einen erneuten Rückgang dieser Positionen um 11,8 und 7,6 Prozent, doch das Management steuert gegen.
Firmenchef Nico Baader baut die Zahl der Mitarbeiter ab und verkauft Töchter und Beteiligungen. Infolge dessen gingen die Kosten im Halbjahr stark zurück und Baader Bank hatte beim Gewinn vor Steuern den Break Even so gut wie erreicht.
Im ersten, spätestens im zweiten Quartal 2020 dürfte der Turnaround vollends vollzogen sein und alleine dadurch ist beim Börsenspezialisten mit einem Kursschub in Richtung Buchwert von 1,62 Euro zu rechnen. Da könnte aber noch deutlich mehr drin sein.
Windpark – Mehr wert als der gesamte Baader Bank-Konzern
Baader Bank betreibt einen Windpark in Kroatien und daraus flossen in Form von Einspeisevergütungen für den dort erzeugten Strom im vergangenen Jahr Umsätze von 13,1 Millionen Euro. Nach Kosten und Abschreibungen des Windparks lag der Ergebnisbeitrag der Anlage nach Steuern geschätzt bei etwa 4,0 Millionen Euro.
Der weitere Betrieb des Windparks mit dem Zufluss relativ stabiler Umsatz- und Ergebnisbeiträge ist die eine Option. Die andere ist der Verkauf der Anlage. Bei einer nicht zu hohen 15er- bis 20er-Gewinnbewertung des Windparks hätte dieser im Verkaufsfall einen Wert von 60 bis 80 Millionen Euro. Und das ist deutlich mehr, als der gesamte Baader Bank-Konzern an der Börse kostet.
Die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt nämlich nur bei 50 Millionen Euro. Verspricht schon der Turnaround wieder Kurse im Bereich des Buchwerts, so könnte es beim Verkauf des Windparks auch die Kursverdopplung geben!
Baader Bank AG
ISIN: DE0005088108
Gewinn je Aktie 2021e: 0,12 €
KGV 2021e: 9,3
Dividende/Rendite 2019e: -/-
EK je Aktie: 1,62 €
EK-Quote: 11,0%
KBV: 0,7
Kurs/Ziel/Stopp: 24,96/32,50/16,80 €
*Georg Pröbstl ist Chefredaktor des Börsenbriefs Value-Depesche. Der Börsendienst ist auf substanzstarke, unterbewertete Aktien mit guten Perspektiven aus der D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) spezialisiert. Die jährliche Performance des Musterdepots seit Start im April 2010 beträgt +14,6 Prozent (DAX: +7,8 Prozent). Transparenzhinweis: Der Autor berät Anlageprodukte. Die in diesem Beitrag besprochene Aktie zählt zum Anlageuniversum.