Travis Spence, 20 Prozent aller Kundinnen und Kunden, auch institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherer, wählen bei Neuinvestitionen einen aktiv verwalteten ETF. In der Schweiz ist J.P. Morgan Asset Management sogar Marktführer bei aktiven ETFs. Warum wächst dieser Bereich so schnell?

Die aktive ETF-Industrie begann vor etwa einem Jahrzehnt. Wir gehen davon aus, dass sich die ETFs in den nächsten fünf Jahren verdoppeln werden, von heute etwa 15 Billionen Dollar auf 30 Billionen Dollar bis Ende 2030.

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Was bestärkt Sie in dieser Annahme?

Wir glauben daran, dass die gesamte ETF-Branche Jahr für Jahr um etwa 20 Prozent und die aktive ETF-Branche nochmal mindestens doppelt so schnell wächst.

In den letzten fünf Jahren betrug die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate für aktive ETFs etwa 50 Prozent.

Wir haben einen globalen Marktanteil von etwa 17 Prozent bei aktiven ETFs; bei UCITS ist er über 50 Prozent. Der Grund: Wir sind früh mit innovativen Lösungen in den Markt eingestiegen und haben einige unserer besten Fähigkeiten in aktive ETFs verpackt, wie unsere Research Enhanced Index Equity ETFs.

Wie geht es jetzt weiter?

Jetzt beginnen wir, unser Angebot zu erweitern. Es geht J.P. Morgan Asset Management darum, etwas Innovatives und Einzigartiges zu bieten: Anlegerinnen und Anleger sollen die Kernbestandteile ihres Portfolios umgestalten können.

Warum sehen Sie das als sinnvoll an?

In den letzten 10, 15 Jahren haben sich die Anlagen zunehmend in den passiven Bereich verlagert. Meiner Meinung nach gibt es heutzutage mehr interessante Optionen für den Kernteil eines Portfolios.

Sie haben ein ehrgeiziges Wachstumsziel: Innerhalb von fünf Jahren soll das Volumen von derzeit etwa 200 Milliarden Dollar auf 1 Billion Dollar steigen. Das ist eine Verfünffachung. Nehmen Sie sich nicht zu viel vor?

(Schmunzelt) Nein. Wir schauen uns die allgemeinen Trends des ETF-Marktes an. Und wie ich schon sagte, sind die Erwartungen des Marktes an die Weiterentwicklung der ETF-Branche hoch.

Das Ziel ist ehrgeizig, aber es bringt uns auch dazu, stets innovativ zu sein, Lösungen zu erarbeiten – damit wir weiterhin führend in diesem Markt sein können.

Zur Person Travis Spence

Travis Spence ist Global Head of ETF bei J.P. Morgan Asset Management.

Aktive ETFs sind da eines der vielen Puzzlesteinchen?

Aktive ETFs sind eine unserer obersten Prioritäten als Unternehmen. Wir haben bei J.P. Morgan Asset Management kein separates ETF-Geschäft, sondern integrieren ETF in unserem gesamten Unternehmen. Wir haben zudem dieselben Portfoliomanager, dieselben Research-Analysten, die zusätzlich zu anderen Vehikeln auch ETFs verwalten. Ich denke, das ist wirklich eine grosse Stärke von J.P. Morgan Asset Management.

Vor rund einem Jahr wurden etwa 20 Prozent der Kapitalzuflüsse bei J.P. Morgan Asset Management in aktive ETFs investiert. Wie sieht das im Moment aus?

Im letzten Jahr ist das noch angestiegen. Der aktive ETF-Markt macht heute etwa 1 Billion US-Dollar aus. Auf die globalen Assets under Management (AuM) von 15 Billionen gesehen, sind das etwa 7 Prozent. 

Seit 2020 wurden jedes Jahr mehr aktive ETFs als passive ETFs aufgelegt. Gemessen an der Zahl der ETFs weltweit sind etwa 33 Prozent aller verfügbaren ETFs aktive ETFs.

Dazu muss man wissen: Die meisten aktiven börsengehandelten Fonds sind weniger als drei Jahre alt. Normalerweise wollen die Anleger eine Erfolgsbilanz sehen. (Macht ein bedauerndes Gesicht) Doch der grösste Teil der aktiven ETF-Branche ist noch keine drei Jahre alt. Das wird sich ändern. Und das ist Teil unserer Wachstumsprognose.

Und wie sieht es mit den Kapitalzuflüssen aus?

Momentan sind wird global bei etwa 22 Prozent der Nettomittelzuflüsse. In den USA liegen wir mit 26 Prozent der Nettomittelzuflüsse etwas darüber. Für Europa wurden im letzten Jahr 7 Prozent der Nettoströme verzeichnet. Vor ein paar Jahren waren es lediglich 4 Prozent.

Geht dieses Wachstum so weiter?

Wir gehen davon aus, dass dieser Anteil am AuM in den nächsten fünf Jahren von 7 auf 20 Prozent ansteigen wird, weil der Anteil der aktiven ETFs zunimmt. Das Wachstum ist stark: Seit Jahresbeginn flossen etwa 45 Prozent der Nettoströme in aktive ETFs in den U.S.

Anlegende wählen also immer mehr aktive ETFs?

Anlegerinnen und Anleger bevorzugen aktive Optionen bei den ETFs immer häufiger. Man bekommt sozusagen das Beste aus beiden Welten – dem ETF-Wrapper und aktivem Management. Wir haben das in fünf Hauptvorteilen zusammengefasst.

Was sind diese fünf Vorteile?

Transparenz, Liquidität, Kosten, Portfolio-Effizienz und Zugang – dies mit den Vorteilen des traditionellen aktiven Managements: die Fähigkeit, eine Benchmark zu übertreffen, ein besseres Risikomanagement und in vielen Fällen auch die Einbeziehung von ESG-Faktoren.

Es geht also wirklich darum, diese beiden Seiten zusammenzubringen. Und ja, wir sehen ein wachsendes Interesse an aktiven ETFs.

Wechseln Kundinnen und Kunden von normalen ETFs zu aktiven ETFs?

Ein Teil des schnellen Wachstums ist dem Wechsel von rein passiven zu aktiven ETFs geschuldet. Kernpositionen von vielen Portfolios waren einst in passives Management umgeschichtet worden. Jetzt hingegen werden sehr oft aktive ETFs bevorzugt.

In der westlichen Welt wird die Bevölkerung immer älter. Festverzinsliche Anlagen sind ein wichtiges Thema für Seniorinnen und Senioren. Welche ETFs sind für Rentnerinnen und Rentner geeignet und welche nicht?

Ich denke, dass Einkommen, unabhängig von der Altersgruppe, ein sehr wichtiges Anlageziel geworden ist. Und das beobachten wir schon seit vielen Jahren. Und natürlich sind auch in Europa die Sparquoten sehr hoch. Es gibt eine Menge Bargeld in Billionenhöhe, das immer noch auf Bankkonten liegt.

Was ist die Alternative?

Ich denke, dass die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere zwei Möglichkeiten bieten: Erträge und Kapitalrenditen, von denen wir im Moment immer noch erwarten, dass sie, sagen wir mal, pausieren, aber immer noch relativ hoch sind, wenn wir die letzten 20 Jahre betrachten.

Wir glauben also: Die Zinsen werden länger hoch bleiben. Das bietet den Anlegenden die Möglichkeit, einige ihrer Portfolios zu überdenken und festverzinsliche Wertpapiere stärker zu nutzen als in den letzten zehn Jahren.

Was bedeutet das für den Rentenmarkt?

Die Verlagerung auf festverzinsliche Wertpapiere, das Überdenken der normalen 60:40-Aufteilung ist positiv, und zwar für den Rentenmarkt. 

Wir erwarten, dass viel mehr in festverzinsliche Anlagen investiert wird. Infolgedessen bauen wir eine vollständige Palette aktiver ETF-Optionen für festverzinsliche Anlagen auf. Wir sind der Meinung, dass man bei festverzinslichen Anlagen nicht passiv investieren sollte.

Und wir werden ein grosses Wachstum nicht nur bei festverzinslichen ETFs, sondern vor allem bei aktiven festverzinslichen ETFs sehen.

Die Leitzinsen fallen. Was bedeutet das für die Wachstumschancen von festverzinslichen Wertpapieren?

Sinkende Zinsen sind im Allgemeinen gut für festverzinsliche Wertpapiere, weil man damit Kapitalgewinne erzielen kann.

In diesem Jahr könnte es zu weniger aggressiv ausfallenden Zinsanpassungen kommen, als der Markt erwartet. Dies eröffnet mehr Möglichkeiten, mit festverzinslichen Wertpapieren Renditen zu erzielen.

Ist auch hier mit massivem Wachstum zu rechnen?

Weltweit sind in den vergangenen zwölf Monaten etwa 100 Milliarden US-Dollar in den aktiven Markt für festverzinsliche Wertpapiere geflossen. Das ist ein grosser Anstieg gegenüber dem Vorjahr.

Heute ist der Markt mit festverzinslichen Wertpapieren etwa 300 Milliarden US-Dollar gross und im letzten Jahr um ein Drittel gewachsen. Wir gehen davon aus, dass er in den nächsten fünf Jahren bis auf rund 1,9 Milliarden US-Dollar zulegt. 

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Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
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