Die Arbeitslosenquote sank im April überraschend auf ein Rekordtief von 6,4 Prozent, nachdem sie seit Jahresbeginn wie fest zementiert bei 6,5 Prozent verharrt hatte. Von Reuters befragte Experten erwarteten eigentlich, dass sich daran auch im April nichts ändern würde. Doch sank die Zahl der Erwerbslosen im Währungsraum gegenüber dem Vormonat um 100.000 auf 10,998 Millionen, wie das EU-Statistikamt am Donnerstag mitteilte.
Auch das Geschäftsklima in der Euro-Zone hellt sich auf. Das Stimmungsbarometer stieg im Mai auf 96,0 Punkte, wie aus Daten der EU-Kommission hervorgeht. Ökonomen hatten mit einem etwas stärkeren Anstieg auf 96,2 Zähler gerechnet, nachdem das Barometer im April noch bei 95,6 gelegen hatte.
Die Daten dürften insbesondere von der Europäischen Zentralbank (EZB) stark beachtet werden, die auf die Zinswende zusteuert. Für Volkswirte gilt laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters ein erster Zinsschritt nach unten am 6. Juni als ausgemachte Sache. Die Mehrheit der befragten Experten geht zudem von zwei weiteren Zinssenkungen im September und im Dezember aus.
Frische Inflationsdaten im Fokus
Seit September 2023 hält die EZB den Einlagensatz - also den am Finanzmarkt massgeblichen Zins - auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent. Sie hat mit dieser straffen Linie mit dazu beigetragen, die einst ausufernde Inflation einzudämmen. Die Teuerungsrate lag zuletzt mit 2,4 Prozent nicht mehr weit vom Inflationsziel der Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde von zwei Prozent entfernt. Doch für die am Freitag anstehenden frischen Daten für Mai erwarten Experten ein Anziehen auf 2,5 Prozent. Die für den europäischen Vergleich berechnete Inflationsrate (HVPI) war in Deutschland im Mai sogar auf 2,8 Prozent gestiegen.
Chefvolkswirt Michael Holstein von der DZ Bank verweist darauf, dass die Inflationstreiber der vergangenen beiden Jahre – die Energie- und Nahrungsmittelpreise – die Teuerung aktuell zwar dämpfen. Sorgen bereiteten aber nach wie vor die Preise für Dienstleistungen: «Die lohnbedingt hohe Teuerungsrate ist auch der EZB ein Dorn im Auge», so seine Einschätzung. Für die Geldpolitik sei daher entscheidend, dass sich der Inflationstrend bei den Dienstleistungen in den kommenden Monaten abschwäche: «Ansonsten dürfte die allseits erwartete EZB-Zinssenkung in der nächsten Woche für längere Zeit die letzte gewesen sein.» (reuters/hzb/ps)