Vertreter der Banken-Lobby, die mit höheren Zinsen mehr Geld verdienen, warnten allerdings umgehend, dass die Währungshüter ihre Geldpolitik nicht zu schnell weiter lockern dürften. Es sei wichtig, dass die EZB erst gar nicht die Erwartung einer dichten Abfolge von Zinssenkungen aufkommen lasse, sagte Hauptgeschäftsführer Heiner Herkenhoff vom Bankenverband BdB am Donnerstag. «Es gibt keinen Autopiloten für weitere Zinssenkungen.» Auch Sparkassenpräsident Ulrich Reuter vom DSGV mahnte zur Vorsicht. «Die letzten Meter bei der Inflationsbekämpfung sind die schwierigsten.»
Reuter betonte: «Das schlimmste Szenario wäre ein erneuter Anstieg der Inflation, der die EZB zwingen würde, zu weitgehende Zinssenkungen zurückzunehmen.» Das würde Vertrauen und Berechenbarkeit beschädigen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erklärte, die EZB habe den Abstieg vom Zinsgipfel begonnen. «Er muss und wird länger dauern als der Weg bergauf, denn die Inflation geht nur langsam zurück», mahnte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. «Vor weiteren Zinsschritten sind daher klare Daten nötig, die zeigen, dass der Preisdruck sich verlässlich und dauerhaft abschwächt.» Bis dahin sollte die EZB die auch trotz der ersten Zinssenkung restriktive geldpolitische Orientierung beibehalten.
Sollte Inflation steigen, wäre es vorerst letzte Zinssenkung
Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) nannte die Senkung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent einen richtigen Schritt. «Alles andere wäre eine faustdicke Überraschung gewesen», sagte VÖB-Hauptgeschäftsführerin Iris Bethge-Krauss. Spielraum für weitere Lockerungen hänge auch von ausstehenden Lohnabschlüssen ab. «Sollte sich der Inflationstrend wieder deutlich vom Zwei-Prozent-Ziel entfernen, dürfte dies auf absehbare Zeit die letzte Zinssenkung gewesen sein.»
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) nannte den seit langem angekündigten Schritt der EZB nachvollziehbar. «Da die Reduzierung bereits in den Märkten eingepreist war, sind die positiven Wirkungen auf die gewerbliche Wirtschaft aber eher überschaubar», erläuterte DIHK-Aussenwirtschaftschef Volker Treier. Von fast ebenso grosser Bedeutung sei die andauernde Unsicherheit in den Märkten. «Die Inflation sinkt nur langsam, und der Druck zum Beispiel durch die Lohnentwicklung auf die Preise ist weiterhin hoch.» Die DIHK wiederholte ihr Mantra, dass die Bundesregierung «endlich umfassende Strukturreformen für den Wirtschaftsstandort Deutschland» anschieben müsse. (reuters/hzb/ps)