Wer in der Schweiz noch immer einer Staatsrettung der Credit Suisse nachtrauert, kann sich Anschauungsunterricht in Italien holen. Der Krisenfall der Monte dei Paschi aus Siena zeigt: Bereits die Rettung einer mittelgrossen Inlandbank ist eine Mordsübung, die Berge von Geld und Nerven kostet, Jahre dauert und die Kundschaft in Scharen vertreibt. Für eine globale Vermögensverwaltungsbank wie die Credit Suisse, deren Geschäftsmodell auf Vertrauen und Reputation fusste, ein untauglicher Plan.
Immerhin: In den letzten Stunden ist die Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS), die älteste Bank weltweit, aus der Intensivstation entlassen worden. Man habe, teilte das Finanzministerium in Rom heute Morgen mit, einen Anteil von 25 Prozent an der Bank verkauft. Womit die Staatsbeteiligung jetzt auf knapp unter 40 Prozent rutscht. Ein erster hoffnungsvoller Schritt, denn die BMPS hing seit zehn Jahren an Schläuchen und Kabeln, damit sie überhaupt über die Runden gebracht werden konnte. In die Privatwirtschaft entlassen ist die Bank noch lange nicht, das kann noch Jahre dauern.
Während die CS am angelsächsisch geprägten Investmentbanking zugrunde ging, deren Risiken die Chefs nie in den Griff kriegten, kaufte die Monte dei Paschi eine Serie von halbseidenen Kleinbanken mit stinkenden Firmenkrediten in zweistelliger Milliardenhöhe zusammen, bis ihr selber das Kleingeld ausging – und der Staat die Bank am Abgrund übernehmen musste. Noch hängt die BMPS an der Staatskrücke, noch ist sie nicht über die Runden. Der Zustand ist auch an der Aktienentwicklung abzulesen: Vor zehn Jahren lag das Papier bei 11’000 Euro, heute bei unter 3 Euro. Auch die an sich positive Meldung von diesem Morgen – eine Teilentstaatlichung – ist verpufft. Die Reaktion ist jedenfalls kein Empfehlungsschreiben für eine Bankkundschaft mit Ansprüchen.
1 Kommentar
"Nennen Sie mich überempfindlich, aber die jüngste Flut von AT1-Deals mit Bankkapital – aus einer Reihe europäischer Namen – unterstreicht eine Kardinalregel der Banken: Kapital aufnehmen, wenn Sie können, nicht wenn Sie müssen. Banken sind nicht dumm; Sie wissen, dass sich die Bedingungen des Kapitals gegen sie bewegen, da die Wirtschaft für sie immer schwieriger wird, daher beschaffen sie sich so viel Kapital, wie sie können.
Investoren finanzieren diese Deals, weil sie hohe Renditen wittern – aber unterschätzen sie die Risiken? Im nächsten Jahr dürften Europa und Großbritannien träge bleiben, wenn nicht sogar in einer vollständigen Rezession. Die Kreditverluste werden steigen. Die Verluste bei den Verbrauchern werden immer problematischer werden. Der Zeitplan für die Kapitalrefinanzierung der Banken wird problematisch, da sich die Verluste und Rückstellungen verschärfen. Und es ist wahrscheinlich, dass sich die EZB mehr auf strategische Fragen auf der Ebene der Staatsverschuldung konzentrieren wird als auf die taktischen Fragen der Finanzierung von Banken.
Das relativiert eher Jeremy Hunts Plan, das undichte Portemonnaie Großbritanniens zu lösen, indem er seine 38% an der diskreditierten Natwest Bank verkauft... Tue nicht."
Warum wir das Vereinigte Königreich nicht reparieren werden, indem wir Natwest an irrationale Kleinanleger verkaufen....
Bill Blain, 23. NOVEMBER 2023