Sie hat ein Diplom, einen Master und noch einige andere zertifizierte Bildungsabschlüsse. Doch vor allem von ihrer ersten Ausbildung zur Drogistin hat sie ein Leben lang profitiert. «Das hat mir ein sehr breites Fundament gegeben, mich früh im Umgang mit Kunden geschult und mir ermöglicht, schon in jungen Jahren Verantwortung zu übernehmen», erklärt Beatrice Kern. Mit 16 startete sie die vierjährige Ausbildung in St. Gallen und mit 21 – im ersten Jahr nach dem Lehrabschluss, übernahm sie dort die Stellvertretung ihres Chefs. «Ich habe mich als Jugendliche zwar bewusst für eine Lehre entschieden, aber es war von Anfang an mein Ziel, danach noch zu studieren», sagt sie, die schon früh den Wunsch nach Unabhängigkeit verspürt hat.
Im Jahr 1995 wechselte Beatrice Kern den Beruf und ging zur damaligen Schweizerischen Kreditanstalt in den Wertschriftenbereich und legte damit den Grundstein für ihre Karriere in der Finanzindustrie. Berufsbegleitend machte sie dann auch noch den KV-Abschluss. «In dieser Zeit habe ich gemerkt, dass die Finanzen genau mein Ding sind und dass ich diesen Weg weitergehen will», erinnert sie sich. Als sie ein paar Jahre später das Angebot eines schnell wachsenden IT-Dienstleisters erhielt, eine noch nicht vorhandene Finanzabteilung aufzubauen, musste Beatrice Kern nicht lange überlegen. Sie brauchte dafür drei Jahre und schloss in dieser Zeit zusätzlich noch ein Studium in Betriebsökonomie ab. Dann flatterte schon die nächste Herausforderung auf ihren Tisch und sie wurde Chief Financial Officer (CFO) und später zusätzlich Chief Operating Officer (COO) bei swisspartners, einem der grössten Vermögensverwalter der Schweiz. Auch dort baute sie die Bereiche Finanzen und Operations auf.
Damit nicht genug: Während dieser Zeit drückte sie nochmals die Schulbank und erlangte ebenfalls berufsbegleitend einen Master in Corporate Finance an der Hochschule Luzern. «Ich bin eine Verfechterin unseres dualen Bildungssystems, denn es bietet jungen Menschen viele Chancen», begeistert sie sich heute noch.
Mit diesem - vorerst letzten - Bildungsabschluss in der Tasche, folgten noch drei weitere Stationen als CFO. Allen gemeinsam ist vor allem eines: Beatrice Kern hat die Finanzabteilungen jeweils aus ihrem Dornröschenschlaf geholt, wie sie mit einem Schmunzeln sagt, und zum Herzen des Unternehmens gemacht. «Denn bei den Finanzen laufen alle Fäden zusammen», sagt sie, die seit Mai bei der BEKB den Posten der Finanzchefin innehat und als solche die Herausforderungen annimmt, die diese Zeit des technologischen und gesellschaftlichen Wandels mit sich bringt. Allen voran die Fragen der Digitalisierung und dem zunehmenden Einfluss von künstlicher Intelligenz. Sie erhofft sich dadurch einiges an Unterstützung für ihr gesamtes Departement, aber sie fürchtet nicht, dass eine künstliche Intelligenz ihr eines Tages die Arbeit gänzlich abnehmen könnte. «Es wird immer den Menschen brauchen, um Entscheidungen zu treffen», ist Beatrice Kern überzeugt.
In ihrer neuen Rolle als CFO gehört sie auch zur Geschäftsleitung der BEKB, einer der ältesten Kantonalbanken des Landes. In dem fünfköpfigen Gremium ist sie bislang die einzige Frau, aber das ist für die Mittfünfzigerin kein Thema: «Es ist nicht das erste Mal, dass ich in dieser Situation bin. Ich fühlte mich als Frau zu keiner Zeit benachteiligt oder bevorzugt», sagt sie. Sie sei einfach immer sich selbst geblieben und habe ihre eigenen Werte «unaufgeregt» vertreten - wie sie es nennt. Heute freut sie sich, dass sie für junge Frauen, die nachrücken, ein Role-Model sein kann. «Denn Unternehmen brauchen grundsätzlich mehr Frauen auf der Führungsebene. Nicht zuletzt, weil diverse Teams bessere Ergebnisse erzielen», ist sie überzeugt.
Ihren Ausgleich zum Berufsleben findet Beatrice Kern, die eine grosse Tierliebhaberin ist, vor allem draussen in der Natur und das gerne beim Sport - sei es im Winter beim Langlaufen oder im Sommer beim Joggen. Einmal im Jahr macht sie einen Marathon, 2024 war es der in Berlin. Doch ist sie nicht nur die 42,195 Kilometer durch die deutsche Hauptstadt gelaufen, nein, nach ein paar Tagen Pause hat sie auch noch die 900 Kilometer lange Heimreise in die Schweiz auf dem Velo abgespult, quer durchs Land und immer an der Donau entlang. Wunderschön sei das gewesen, trotz des schlechten Wetters. «Gegen das Risiko des schlechten Wetters kann man sich ja mit entsprechender Kleidung absichern», so die CFO, die als solche auch für das Risikomanagement verantwortlich ist!
Funktion: CFO bei der Berner Kantonalbank
Jahrgang: 1969
Ausbildung (Höchster Bildungsabschluss/schlüsse): Master in Advanced Studies in Corporate Finance
Wichtigste Karriere-Stationen: Die Betriebsökonomin verfügt über 20 Jahre Erfahrung in den Bereichen Finanzen, M&A, Risikomanagement und Operations für KMU und Konzerne in der Finanz- und IT-Dienstleistungsbranche. Vor ihrem Eintritt in die Geschäftsleitung der BEKB war sie Mitglied der Geschäftsleitung der BEKB-Tochtergesellschaft aity AG und leitete dort den Bereich Finanzen und Services. Bevor Beatrice Kern zur BEKB-Gruppe stiess, war sie unter anderem Head Finance und stellvertretende Group CFO der Viseca Gruppe.
Zwei Sätze zum Unternehmen: Die Berner Kantonalbank (BEKB) wurde im Jahr 1834 als eine der ersten Schweizer Kantonalbanken gegründet und ist stark in den Kantonen Bern und Solothurn verankert. Die BEKB baut auf ihre Kundennähe und setzt auf ein ganzheitliches Betreuungsverständnis: Sie versteht sich an der Seite von Unternehmen und Privatpersonen als kompetente und unternehmerische Begleiterin.
Persönliches Motto: «Wenn du es dir vorstellen kannst, kannst du es auch tun.» (Walt Disney)