Christian Bimüller, sind ETF-Sparpläne letztlich auch ein Segen für den gesamten Aktienmarkt, da so mehr Geld investiert wird?

Dies kommt natürlich den Unternehmen zugute, die börsennotiert sind. Die Entwicklung über die letzten Jahre hat gezeigt, dass die Funktionalität dieses monatlichen Investierens in ETF-Sparpläne einfach viel mehr Anlegenden einen Zugang zum Kapitalmarkt ermöglicht.

ETF-Sparpläne bieten oft die erste Einstiegsmöglichkeit für Privatanlegerinnen und -anleger, sich mit dem Thema Kapitalmarkt auseinanderzusetzen. 

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Woran liegt das?

Das liegt an den Eigenschaften von ETFs: einfach, transparent, kostengünstig und flexibel. In Kombination mit monatlichem Sparen und kleinen Anlagesummen bieten sie besonders der jüngeren Generation, die noch nicht über viel Vermögen verfügt, eine Einstiegsmöglichkeit.

Wir bei Blackrock sehen, dass die Aktienkultur, die ja in Kontinentaleuropa im Vergleich zu den angelsächsischen Märkten hinterherhinkt, dadurch beschleunigt werden kann.

Was löst diese Beschleunigung aus?

Der Zugang durch neue Anbieter und Angebote beschleunigt die Entwicklung: Viele Banken und Onlinebroker – lokal wie international – bieten inzwischen ETF-Sparpläne an, was Privatanlegenden eine grössere Vielfalt an Möglichkeiten eröffnet. Dabei erhalten die Kundinnen und Kunden ein Verständnis fürs Investieren und für Wertpapiere, etwa bei Fragen wie: «Was passiert am Kapitalmarkt? Wie funktioniert eine Aktie? Was macht der ETF punkto Diversifizierung?» und so weiter.

Zur Person Christian Bimüller

Christian Bimüller, Head of Digital Distribution in Continental Europe bei Blackrock.

Was sind besonders beliebte ETF-Sparpläne?

Der Grossteil der ETF-Sparpläne geht in Aktien-ETFs, meistens auch breit diversifiziert und global. Führend sind entsprechend die Indizes MSCI World und MSCI All Country World, doch auch regionale Indizes wie der DAX in Deutschland oder Dividendenindizes in der Schweiz sind beliebt. 

Es ist eine gesunde Entwicklung, weil vor allem auch Privatanlegende an der Entwicklung des Kapitalmarkts sowie an der Aktienentwicklung partizipieren können.

Wie viel Geld spart ein Sparplananleger respektive eine Sparplananlegerin im Schnitt?

Blackrock hat gemeinsam mit Extra ETF eine Studie veröffentlicht, die sich auch mit dieser Frage auseinandersetzt. Sie bezieht sich nicht nur auf Blackrock-Zahlen und iShares-ETFs, sondern auf den gesamten ETF-Markt in Europa.

Die durchschnittliche monatliche Sparrate in Kontinentaleuropa sank von 164 Euro im Jahr 2023 auf 136 Euro im Jahr 2024. Diese Zahl zeigt die angelegte Summe pro Sparplan und nicht pro Investor, da manche Privatanlegende in mehrere Sparpläne investieren.

Mit gesenkten Mindestsparraten wollen die Anbieter einer neuen Anlegergeneration den Einstieg in die Geldanlage erleichtern. Ich glaube, es ist wichtig, dass auch die jüngere Generation, die gerade mit dem Arbeiten anfängt und investieren will, jetzt Zugang hat – gerade mit diesen niedrigeren Einstiegsbeträgen.

Warum gelten ETF-Sparpläne als besonders kostengünstig und flexibel für Anlegende?

Der Punkt kostengünstig passt zum ETF an sich. Die Total Expense Ratio (TER), die Management-Fee der ETFs, ist niedrig und dadurch natürlich sehr attraktiv.

Der Vorteil bei ETF-Sparplänen ist die Flexibilität der Anlegerinnen und Anleger. ETF-Sparpläne haben keine feste Laufzeit. 

Was ist dabei der grosse Vorteil?

Egal, ob ich etwas für meine Altersvorsorge auf die Seite lege, für das nächste Auto in ein paar Jahren Geld ansparen will oder irgendwann eine Wohnung kaufen möchte: ETFs sind börsentäglich handelbar. 

Flexibilität ist Trumpf?

Ja, denn Kundinnen und Kunden haben die Möglichkeit, auch nur einen Teil zu verkaufen, den Sparplan vielleicht einmal auszusetzen oder aber auch die Sparsummen zu erhöhen oder zu reduzieren. Dadurch bieten ETF-Sparpläne eine flexible Möglichkeit, persönliche Anlageziele umzusetzen und bei Bedarf anzupassen – ein Vorteil, den besonders die jüngere Generation schätzt.

In der Schweiz haben ETF-Sparpläne noch nicht den Stellenwert wie in Deutschland. Wir sind da sehr viel später dran – wie meistens. Ist ein Riesenwachstum in der Schweiz zu erwarten?

Ja, das ist der Fall, das kann ich bestätigen. Man muss ein paar Jahre in den Rückspiegel schauen und auch vergleichen, wo dieses Wachstum in Deutschland herkommt. Deutschland war der erste Markt, der stark auf ETFs und ETF-Sparpläne für Privatanlegende gesetzt hat. Das war natürlich auch getrieben durch viele Digitalbanken und Onlinebroker im Markt, die sich nach neuen und innovativen Lösungen umgesehen haben. 

Und abseits von Deutschland?

Viele andere Länder in Europa haben gesehen, wie erfolgreich sich ETF-Sparpläne bei Privatanlegenden in den letzten Jahren entwickelt haben.

Wir sehen gerade ein starkes Wachstum in einigen Regionen wie Italien, Österreich, den Niederlanden und den skandinavischen Ländern.

Und da würde ich gerne noch mal auf die Zahlen eingehen, die auch die Studie zeigt: In Deutschland sind wir jetzt bei 9,5 Millionen monatlichen ETF-Sparplänen. Das ist ein Anstieg von 33 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr, was extrem stark ist. Prognostiziert waren jährlich 25 Prozent. In Kontinentaleuropa, ex Deutschland, sind wir aktuell bei 1,3 Millionen ETF-Sparplänen. Letztes Jahr waren es erst eine halbe Million.

Welche Anbieter profitieren besonders von der Etablierung dieser ETF-Sparpläne?

Ein Schlüssel ist ein transparentes, kostengünstiges Angebot. Eine Vielzahl von Produkten anzubieten, ist natürlich ein weiterer Erfolgsfaktor für sogenannte Digital-Wealth-Player, die digitalen Vertriebsplattformen.

Der Grossteil dieses ETF-Sparplangeschäfts läuft über Selbstentscheider, die Self-Directed Clients, welche selbst nach ihren Anlagelösungen suchen und diese kostengünstig umsetzen.

Auf was legen Kundinnen und Kunden bei der Auswahl ihres Anbieters wert?

Da ist natürlich die Customer Journey extrem wichtig: Wie ist die Navigation? Wie kommt man in so wenig Schritten wie möglich zum ETF-Sparplan? In der App braucht man vielleicht nur ein, zwei Bestätigungen, und dann kann man den ETF-Sparplan abschliessen. Dieser komplette Onboarding-Prozess muss natürlich sehr smart sein.

Die Gewinner sind vor allem die Anbieter, die ausserdem mit kostengünstiger Infrastruktur operieren, was Clearing, Trading und Settlement anbelangt.

Bringen diese Anbieter letztlich Blackrock ins Schwitzen?

(schmunzelt) Das würde ich jetzt so nicht sagen. Wir freuen uns, mit diesen fortschrittlichen Anbietern gemeinsam zu wachsen. Mehr Akteure führen gleichzeitig auch zu mehr Wettbewerb, was wiederum zu mehr Innovation führt. Wir sind Teil dieser Entwicklung.

Wie geht es nun weiter?

Digitales Investieren gewinnt immer weiter an Bedeutung, in allen Altersklassen der Anlegenden. Blackrock fokussiert schon seit Jahren auf dieses Geschäft und unterstützt digitale Vertriebsplattformen bei ihren Anlagelösungen, zu denen natürlich auch ETF-Sparpläne gehören. Dabei entwickeln wir Lösungen und Angebote für Anlegerinnen und Anleger – egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene.

Welchen Anteil haben die ETF-Sparpläne nach dieser ganzen rasanten Entwicklung unterdessen am Volumen von Blackrock gewonnen? 

Laut der Studie fliessen jährlich 17 Milliarden Euro allein in ETF-Sparpläne in Europa. Dies ist inzwischen ein signifikanter Anteil am europäischen ETF-Geschäft mit Privatanlegenden geworden. 

Geht dieses rasante Sparplanwachstum weiter? Oder ist das Ende des Booms bald erreicht?

Ich glaube, wir stehen erst am Anfang. In Deutschland hatten wir eine sehr rasante Entwicklung in den letzten Jahren. Wir erwarten, dass sich diese auch in Kontinentaleuropa fortsetzen wird: Die Studie prognostiziert bis Ende 2028 eine Verdreifachung des ETF-Sparplanmarkts. 

In einigen Ländern stehen wir noch am Beginn dieser Entwicklung. In diesen Märkten – wie etwa in jenem der Schweiz – ist ein starkes Wachstum auch durch neue Anbieter möglich.

Was sind Ihre Pläne in der Schweiz?

Wir wollen mehr Privatanlegenden Zugang zum Kapitalmarkt bieten und die Einstiegshürden fürs Investieren so niedrig wie möglich halten. Dafür ist ein ETF-Sparplan ein sehr smartes Produkt. 

Ich glaube, mit den Anbietern, die dieses Jahr gestartet sind, hat man den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte auch in der Schweiz gelegt.

Sie haben ja sicher Berechnungen angestellt, welches Potenzial in der Schweiz besteht. Können Sie Zahlen nennen?

Wir rechnen in Kontinentaleuropa mit einem starken Wachstum im ETF-Markt, was auch durch die neuen ETF-Sparplanangebote beschleunigt wird. Durch etliche, involvierte internationale Player gibt es viele Nuancen in der möglichen Entwicklung. Und so kann man heute noch nicht exakt sehen, welcher Markt sich wie entwickeln wird. Die Schweiz hat noch grosses Potenzial, einfach auch aufgrund der Attraktivität der Produktlösung des ETF-Sparplans.

 

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