Hohe Kosten für die Integration der Credit Suisse und stagnierende Einnahmen haben die UBS im dritten Quartal tief in die roten Zahlen gedrückt. Unter dem Strich resultiere ein Nettoverlust von 785 Millionen Dollar, teilte die grösste Bank der Schweiz mit. Der Nettoverlust fällt damit höher aus, als von Analystinnen und Analysten geschätzt wurde.

Hauptverlusttreiber waren die Integrationskosten von 2,1 Milliarden Dollar im dritten Quartal. Rechnet man die Sonderkosten heraus, so hat die UBS im dritten Quartal operativ einen Gewinn von rund 800 Millionen Dollar erwirtschaftet. Das ist wesentlich besser als erwartet, auch die Grossbank selbst hatte lediglich ein ausgeglichenes bereinigtes Vorsteuerergebnis für das dritte Quartal in Aussicht gestellt. Dieses Quartal ist das erste, in dem die CS voll mitgerechnet ist. Im zweiten Quartal war nur der Juni in den UBS-Abschluss mit eingeflossen.

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An der Börse wurden die Zahlen sehr positiv aufgenommen, bis Mittag legte die UBS-Aktie rund 3,5 Prozent zu. Analysten zeigten sich erfreut, dass die Grossbank beim Kostensenken voran kommt und dass neue UBS wieder massiv neue Kundengelder zufliessen.

Nettozuflüsse bei der CS

So hat sich die Lage bei der Credit Suisse weiter stabilisiert. Zum ersten Mal seit dem ersten Quartal 2022 sind der CS wieder Neugelder in der Vermögensverwaltung zugeflossen, im dritten Quartal waren es 3 Milliarden Dollar. 

Insgesamt hat der UBS-Konzern im dritten Quartal in der globalen Vermögensverwaltung 22 Milliarden Dollar neues Geld akquiriert. Demnach müssen der Grossbank massiv neue Gelder allein im Monat September zugeflossen sein. Denn bei der Vorstellung der Zahlen zum zweiten Quartal hatte UBS davon gesprochen, dass der Zufluss an Neugeldern in den Monaten Juli und August in der Vermögensverwaltung 8 Milliarden Dollar betragen habe.

Allerdings hat die UBS im Zuge der Integration der CS insgesamt bisher 500 Kundenberater verloren, erklärte Ermotti in einer Telefonkonferenz. Diese hätten insgesamt bisher rund 20 Milliarden an Kundengelder zu ihren neuen Arbeitgebern mitnehmen können. Das seien indes nur 20 Prozent der Kundengelder der betreffenden Berater, die gegangen sind. «Das zeigt, dass wir den allergrössten Teil der Gelder halten konnten», erklärte Ermotti.

Damit verwaltet die UBS auf Gesamtbankstufe per Ende September Vermögen in der Höhe von 5373 Milliarden Dollar. Ende Juni sind es noch 5530 Milliarden gewesen. Der Rückgang dürfte sich mit den tieferen Börsen erklären.

Stagnierende Umsätze

Bei den Einnahmen ist die UBS allerdings laut Ergebnispräsentation nicht vom Fleck gekommen: Die Umsätze in der Vermögensverwaltung stagnierten auf bereinigter Basis bei 5,5 Milliarden Dollar. Höhere laufende Gebühreneinnahmen seien vom sinkenden Zinsergebnis kompensiert worden.

Bei den Einnahmen gab es aber auch einen Sondereffekt, denn in der Sparte wurde der Wert von übernommenen Finanzinstrumenten um 318 Millionen Dollar nach oben korrigiert. So gerechnet stieg der Umsatz der Sparte auf 5,8 Milliarden Dollar. Dank gesunkener Kosten stieg das Spartenergebnis von 0,8 auf 1,1 Milliarden Dollar beim Vorsteuerergebnis.

Auch das kombinierte Schweiz-Geschäft kam operativ kaum vorwärts, die Einnahmen legten bereinigt nur um 100 Millionen Dollar auf 2,2 Milliarden Dollar vom zweiten zum dritten Quartal zu. Auch hier bremste das Zinsergebnis. Aber auch das Schweiz-Geschäft verbuchte Wertaufholungen von Finanzinstrumenten im Volumen von fast 400 Millionen Dollar, was ebenfalls den Umsatz anschob. Den Vorsteuergewinn gibt die Bank in ihrer Ergebnispräsentation mit rund 800 Millionen Dollar an, im Vorquartal waren es 700 Millionen Dollar. 

Bei der Investmentbank führten sinkende Einnahmen und steigende Kosten zu einem Verlust von 116 Millionen Dollar.

Die Grossbank stellt lieber ihre Erfolge ins Schaufenster, etwa beim Kostensenken: Diese hätten sich um 5 Prozent von zuvor 10 auf  9,6 Milliarden Dollar reduziert. Der Personalbestand habe im Vergleich zum Jahresende 2022 um 13’000 Posten abgenommen, heisst es. Allein im dritten Quartal sei der Personalbestand um 4000 gesunken – unklar ist, wie viele Mitarbeitende freiwillig gegangen sind und wie viel des Personalabbaus auf Entlassungen zurückzuführen ist.

Die gesamte Kosteneinsparung im dritten Quartal beziffert die UBS mit 3 Milliarden Dollar. Für den gesamten Integrationsprozess, der bis Ende 2026 andauern soll, strebt Bankchef Ermotti Kosteneinsparungen im Volumen von über 10 Milliarden Dollar in Aussicht. Zum Vergleich: Das Kostensenkungsziel entspricht dem Gesamtaufwand der Bank im dritten Quartal. Grob gerechnet will Ermotti also die Kosten von einst 40 Milliarden Dollar im Jahr auf dann noch 30 Milliarden drücken. Der Grossteil dürfte im Jahr 2024 anfallen, wenn die Rechtseinheiten fusioniert und die IT-Systeme migriert werden können, erklärte er.  

«Keine Kopfschmerzen» wegen Benko

Auch beim Abbau des Abwicklungsportfolio vermeldete die UBS Erfolge. Die interne Badbank, in der die Grossbank Kredite und Wertpapiere verbucht, die sie nicht mehr haben will, schrumpfte von 209 auf 156 Milliarden Dollar. Gewichtet man die Aktiva mit ihren Risiken, ergibt sich ein Rückgang des Abwicklungsportfolios von 84 auf neu 77 Milliarden Dollar. 80 Prozent dieses Abbaus geht laut UBS auf «beschleunigte aktive Auflösungen» zurück, sprich, die Bank hat Wertpapierbestände verkaufen können. 

UBS-Chef Sergio Ermotti zeigte sich mit den Ergebnissen zufrieden: «Wir setzten die Integration von Credit Suisse zügig um und waren im ersten vollständigen Quartal seit der Übernahme auf zugrunde liegender Basis profitabel», wird er in der Medienmitteilung zitiert. 

Auf die Frage im Medien-Call, ob der  UBS Verlustrisiken aufgrund der Schieflage des Immobilienreichs des Investors René Benko drohen, sagte Ermotti nur knapp: «Das macht mir keine Kopfschmerzen.»

Analysten urteilten das erste Zahlenwerk der neuen UBS überwiegend positiv, es gab aber auch kritische Töne. Die Expertinnen und Experten von Jefferies weisen darauf hin, dass der Nettoverlust deutlich höher ist als erwartet, dafür sei aber der bereinigte Vorsteuergewinn besser als gedacht. Die Experten und Expertinnen von Vontobel bewerten das Zahlenset «stärker als erwartet» – doch auf Ermotti käme noch viel Arbeit zu, wie zum Beispiel das Problem, die Kunden und besten Mitarbeiterinnen bei der Stange zu halten, die Restrukturierungskosten im Griff zu halten, die IT-Migration zu stemmen, das Abwicklungsportfolio herunterzufahren und die Rechtsrisiken zu managen. 

Kurz: Die UBS ist bei der Übernahme der Credit Suisse noch längst nicht am Ziel. 

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