«Ich bin durchaus offen, darüber nachzudenken, ob wir möglicherweise noch mal einen Zinsschritt gehen könnten», sagte Nagel in einem am Dienstagmorgen verbreiteten Podcast von Table.Briefings. Am 17. Oktober steht der nächste Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank an. Laut Nagel hat die bisherige Zinspolitik den gewünschten preisdämpfenden Effekt erzielt: «Die Inflationsentwicklung gehört zu den guten Nachrichten. Wir nähern uns klar unserem Ziel von zwei Prozent.»
Die Jahresteuerung in der Euro-Zone sank im September auf 1,8 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit gut drei Jahren. Die EZB hatte im September die Zinsen erstmals seit ihrer geldpolitischen Wende vom Juni wieder gesenkt. Der für die Finanzmärkte richtungsweisende Einlagesatz wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 3,50 Prozent nach unten gesetzt. Viele Experten gehen davon aus, dass die EZB wegen der abebbenden Inflation und der schwächelnden Konjunktur die Zinsen nächste Woche erneut senken wird.
Im Frühsommer zu optimistisch für die deutsche Wirtschaft
Nagel korrigierte in dem Podcast zugleich die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland: «Es deutet sich in der Tat an, dass die Entwicklung im zweiten Halbjahr schwächer ist, als wir noch im Frühsommer dachten, und es vermutlich so sein wird, wie jetzt der Bundeswirtschaftsminister prognostiziert hat.» Das Wirtschaftsministerium hat bestätigt, dass die Bundesregierung die Konjunkturprognose für 2024 nach unten korrigieren wird. Die «Süddeutsche Zeitung» hatte berichtet, dass das Ministerium davon ausgehe, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um 0,2 Prozent schrumpfen und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nicht wie bisher erwartet um 0,3 Prozent zulegen werde. 2023 war das BIP um 0,3 Prozent gesunken. (Reuters/hzb/pg)