Mehr fiskalischer Spielraum etwa für höhere Verteidigungsausgaben und die Modernisierung der Infrastruktur wäre ein «sehr kluger Ansatz», sagte Nagel der «Financial Times». So könne darüber nachgedacht werden, zwischen staatlichen Konsumausgaben und Investitionen zu unterscheiden, «um mehr Spielraum für strukturelle Investitionen zu bekommen».
Die aktuellen Konjunkturaussichten seien noch «komplizierter» als zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Damals sei die Arbeitslosigkeit in Deutschland zwar viel höher gewesen, aber «es gab keine geopolitische Fragmentierung und der Welthandel wuchs stark». 2025 drohe «ein weiteres Jahr mit schwachem Wachstum». Zwar veröffentlicht die Bundesbank ihre neuen Prognosen erst im späteren Dezember-Verlauf, doch dürfte die Schätzung bei etwa 0,4 Prozent liegen.
Trumps Zölle als grosse Unbekannte
Das Wachstum könnte sogar noch schwächer ausfallen, sollte der designierte US-Präsident Donald Trump pauschale Zölle in dem von ihm angekündigten Umfang einführen, warnte der Zentralbanker. «Wenn man zu den aktuellen Prognosen noch grössere Zollerhöhungen hinzufügt, könnte die Wirtschaft im Grossen und Ganzen noch länger stagnieren», sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB). Das würde auch nicht spurlos am Arbeitsmarkt vorbeigehen.
Der Bundesbankchef zeigte sich optimistisch, dass das Land die Konjunkturwende schaffen könne. «Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich Deutschland verändert, wenn es Schmerzen spürt», sagte er. Nagel wies darauf hin, dass die deutsche Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt deutlich gesunken sei. Die Schuldenstandsquote nähere sich der im EU-Stabilitäts- und Wachstumspakt festgelegten Grenze von 60 Prozent. (Reuters/hzb/pg)