Die Bank Cembra, die auf Konsumentenkredite und Kreditkarten spezialisiert ist, hat im Jahr 2022 ein Rekordergebnis vorgelegt, doch es gibt auch Schattenseiten. Vor allem weil nach der Pandemie die Kundinnen und Kunden wieder verstärkt mit einer Cembra-Kreditkarte Geld ausgegeben haben, stieg der Jahresgewinn um 5 Prozent auf 169,3 Millionen Franken.
Im Fokus steht bei Cembra aber etwas anderes: Denn vergangenen Sommer lief die Zusammenarbeit mit der Migros aus. Cembra hatte zuvor die Cumulus-Kreditkarte herausgegeben, mit der Migros-Kundinnen und -Kunden beim Bezahlen Treuepunkte sammeln können. Von Cembras rund 1,1 Millionen ausgegebenen Karten sind laut Schätzungen rund 850’000 Cumulus-Karten. Seit dem Sommer gibt die Migros Bank nun die Cumulus-Kreditkarte heraus.
Cembra verliert Kreditkartenkunden
Die Jahreszahlen zeigen nun zum ersten Mal, wie stark das Ende der Kooperation Cembra belastet: Ein Desaster ist ausgeblieben, aber erste Schleifspuren sind sichtbar. So sank die Zahl der ausgegebenen Karten um 2 Prozent auf neu 1,051 Millionen ausgegebene Kreditkarten.
Laut der Ergebnispräsentation sei es Cembra gelungen, bis Mitte Februar «etwa die Hälfte» der auslaufenden Cumulus-Karten auf das neue Cembra-Angebot Certo zu migrieren. Cembra-Chef Holger Laubenthal hatte als Ziel ausgegeben, die Mehrheit der früheren Migros-Karten zu Cembra zu holen.
Ein Effekt spielt ihm dabei in die Hände: die Trägheit der Kundinnen und Kunden. Läuft eine Cumulus-Kreditkarte aus, bekommt ein Kunde automatisch die neue Certo-Karte zugestellt. Will jemand eine andere Karte haben, muss die Kundin oder der Kunde aktiv den Vertrag kündigen, um eine neue Cumulus-Karte bei der Migros Bank abzuschliessen.
Wie viele Cumulus-Kunden auf diese Weise automatisch die neue Certo-Karte bekommen haben, dazu wollte Cembra-Chef Laubenthal bei einer Telefonkonferenz keine Angaben machen.
Für die Migros Bank hatte sich die Übung aber gelohnt: Laut ihrem Jahresabschluss stieg die Kundenzahl der Bank um fast 27 Prozent erstmals über die Marke von einer Million.
Ein Blick in den Jahresabschluss von Cembra zeigt die Besonderheiten des Geschäfts mit Konsumentenkrediten. Denn während die Kantonalbanken von der Zinswende profitieren, weil sie höhere Kreditzinsen verlangen und bei den Sparzinsen knausern, ist dieser Effekt bei Cembra nicht sichtbar.
Der Grund: Der Gesetzgeber hat die Zinsen für Privatkredite und Kreditkartenschulden gedeckelt. Die höheren Einnahmen aus Kreditkartenschulden dank gestiegener Volumina wurden daher von den höheren Refinanzierungskosten wieder aufgezehrt. Unter dem Strich stagnierte der Zinserfolg bei 356,2 Millionen Franken.
Daher lobbyiert die Branche hinter den Kulissen, dass das zuständige Bundesamt für Justiz die Zinsgrenze unterjährig erhöht – was rechtlich möglich ist.
Gewinntreiber waren die Erträge aus Kommissionen und Gebühren und hier die boomenden Gebühreneinnahmen aus dem Kreditkartengeschäft. Dieser Effekt war auch bei der Migros Bank zu sehen.
Cembra will auch ihre Aktionärinnen und Aktionäre vom Rekordergebnis profitieren lassen und die Dividende um 3 Prozent auf 3.95 Franken erhöhen.