Mit Kostensenkungen und dem Abbau Tausender Stellen will sich der Vorstand gegen die - wie er sagt - feindliche Übernahme wappnen. Die 1870 in Hamburg gegründete Commerzbank stand in ihrer Geschichte schon mehrmals im Zentrum von M&A-Aktivitäten. Es folgt ein Überblick:
1970er-Jahre
Die Commerzbank zieht 1970 nach Frankfurt, wo sich das Institut als eine der führenden deutschen Banken mit Schwerpunkt auf Privat- und Firmenkundengeschäft etabliert. In den folgenden Jahren beginnt die weltweite Expansion: In New York, London und weiteren europäischen Hauptstädten werden Niederlassungen eröffnet.
2008
Die Commerzbank übernimmt die Dresdner Bank vom Versicherer Allianz in einem 14,5 Milliarden Dollar schweren Deal. Während der Finanzkrise wendet sich die Commerzbank als erstes deutsches privates Kreditinstitut an den Staat, um Kapitalhilfen zu erhalten.
2009
Der deutsche Staat beteiligt sich im Rahmen einer Rettungsaktion mit 25 Prozent plus einer Aktie an der Commerzbank und unterstützt die Bank mit einer Kapitalspritze von zehn Milliarden Euro.
2017
Der US-Investor Cerberus steigt mit fünf Prozent der Stimmrechte in die Commerzbank ein. UniCredit informiert die Bundesregierung über ihr Interesse an einer möglichen Fusion mit der Commerzbank. BNP Paribas dämpft hingegen Gerüchte über ein Interesse an einem Zusammenschluss mit der Commerzbank.
2018
Die Commerzbank scheidet aus dem deutschen Leitindex Dax aus. Die Deutsche Bank bezeichnet Medienberichte über mögliche Fusionspläne mit der Schweizer UBS oder der Commerzbank als «Fiktion».
2019
Grossinvestor Cerberus signalisiert Unterstützung für eine Fusion der grössten deutschen Banken. Die Deutsche Bank und die Commerzbank führen Gespräche, brechen diese aber mehrere Wochen später ab. UniCredit engagiert Berater für einen möglichen Commerzbank-Deal.
2020
In einer Kehrtwende gibt die Commerzbank bekannt, ihre polnische Tochtergesellschaft mBank aufgrund ungünstiger Marktbedingungen nicht zu verkaufen. Aktionär Cerberus erhöht den Druck auf die Commerzbank. Der Aufsichtsratschef und der Vorstandsvorsitzende treten infolgedessen zurück.
2021
Der neue Commerzbank-Chef Manfred Knof plant einen radikalen Umbau: 10.000 Stellen sollen wegfallen und hunderte Filialen geschlossen werden. Zugleich bekräftigt er das Ziel, die Eigenständigkeit der Bank zu wahren.
2022-2023
UniCredit-Chef Andrea Orcel sondiert Anfang 2022 bei Commerzbank-Chef Knof einen möglichen Deal, wie Reuters von Insidern erfuhr. Die Commerzbank schreibt wieder schwarze Zahlen und kehrt in den Dax zurück.
2024
23. Januar: Knof dämpft im Januar Spekulationen über eine mögliche Fusion mit der Deutschen Bank und betont das Ziel der Eigenständigkeit.
3. September: Die Bundesregierung will ihren Commerzbank-Anteil von 16,5 Prozent verringern. Die Bank sei Jahre nach der staatlichen Rettung wieder stabil.
10. September: Die Commerzbank teilt mit, dass Knof nach Ablauf seines Vertrags im Dezember 2025 keine Vertragsverlängerung anstreben wird.
11. September: Die UniCredit erwirbt vom Bund das gesamte Aktienpaket von 4,5 Prozent an der Commerzbank, das die Finanzagentur in einer Auktion angeboten hat. Sie überrascht mit der Mitteilung, damit insgesamt rund neun Prozent an der Commerzbank zu besitzen. Insidern zufolge suchen die Italiener Kontakt zu dem Frankfurter Institut für mögliche Fusionsgespräche. Das Commerzbank-Management diskutiert Optionen zur Wahrung der Eigenständigkeit.
13. September: Reuters berichtet über Gespräche zwischen der deutschen Regierung und UniCredit.
16. September: Knof weist die Avancen von UniCredit zurück.
18. September: Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp soll Insidern zufolge als Verantwortliche die Gespräche mit UniCredit führen.
20. September: Die Bundesregierung kündigt an, vorerst keine weiteren Commerzbank-Aktien zu verkaufen.
23. September: UniCredit teilt mit, den Anteil an der Commerzbank ausgebaut und sich mithilfe von Finanzderivaten 21 Prozent an dem Institut gesichert zu haben. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnet den Vorstoss als "unfreundlichen Angriff".
24. September: Die Commerzbank gibt bekannt, dass Orlopp vorzeitig neue Vorstandschefin wird.
1. Oktober: Zum Amtsantritt als Vorstandschefin macht Orlopp klar: Die Bank soll eigenständig bleiben.
6. November: Das Auseinanderbrechen der Ampel-Koalition wirft die Frage auf, ob die Bundesregierung UniCredits Vorstoss bei der Commerzbank noch abwehren kann.
12. November: Die Commerzbank prüft die Übernahme einer mittelgrossen deutschen Bank als Teil ihrer Abwehrstrategie, wie Reuters von Insidern erfährt.
25. November: UniCredit nimmt Banco BPM ins Visier. Laut Konzernchef Orcel hat ein Deal mit dem italienischen Konkurrenten Vorrang vor den Commerzbank-Plänen.
18. Dezember: UniCredit erhöht ihren Commerzbank-Anteil über Derivate auf rund 28 Prozent.
2025
31. Januar: Die Commerzbank legt für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Rekordgewinn vor und pocht auf ihre Eigenständigkeit.
13. Februar: Die Commerzbank verkündet ihre Strategie, um die Bank zu stärken - rund 3900 Vollzeitstellen sollen wegfallen, die Kostenbasis und die Eigenkapitalrendite verbessert werden. (reuters/hzb/ps)