Der Bund sollte aus Sicht der Commerzbank seine Beteiligung von noch zwölf Prozent an dem Frankfurter Geldhaus halten. «Wir brauchen erstmal Ruhe», sagte Finanzchefin Bettina Orlopp am Dienstagabend zu Journalisten in Berlin. «Wir sind alle doch sehr überrascht worden von dem Vorgang.» Nun gehe es darum, sich erstmal zu sortieren und nachzudenken, dann erst den nächsten Schritt zu gehen.

Die italienische Grossbank Unicredit, die in Deutschland bereits mit ihrer Marke HypoVereinsbank bekannt ist, hatte vergangene Woche überraschend bekanntgegeben, neun Prozent an der Commerzbank erworben zu haben. Die Hälfte kaufte sie dabei vom Bund. Ungewöhnlicherweise gingen in der Auktion wegen sehr hoher Offerten der Italiener alle Aktien an Unicredit, der Bund fühlte sich überrumpelt. Im Falle eines Zusammenschlusses mit der Commerzbank könnte ein Bank-Riese entstehen, der einen Marktwert von fast 74 Milliarden Euro erreicht. Eine Schlüsselrolle fällt dabei dem Bund zu.

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Auf Rekordkurs

«Solche Themen sorgen für Unruhe», sagte Orlopp. Dies brauche niemand. Die Commerzbank sei eigenständig auf gutem Weg, sogar auf Rekordkurs 2024. Die Trendwende sei geschafft, die Finanzkennziffern hätten sich deutlich verbessert. «Und da geht noch mehr.» Nächste Woche trifft sich Deutschlands zweitgrösste Bank zu einer turnusmässigen Strategiesitzung für die Pläne bis 2027. «Immer, wenn Optionen auf dem Tisch liegen, werden wir die bewerten.» Dies werde aus Sicht aller Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden geschehen.

Erstmal auf Eis

Das FDP-geführte Finanzministerium dementierte einen Bericht der Finanzagentur Bloomberg, nach dem geplant sei, weitere Anteile an der Commerzbank zu verkaufen. Das treffe nicht zu, sagte eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage. «Die Bundesregierung wird die entstandene Lage gründlich analysieren und zu gegebener Zeit Entscheidungen über das weitere Vorgehen treffen.»

Reuters hatte vergangene Woche berichtet, formal stehe zwar der Beschluss noch, die Beteiligung des Bundes an der Commerzbank schrittweise abbauen zu wollen. Der plötzliche Einstieg der Italiener habe die Lage aber verändert, weswegen zunächst keine Verkäufe zu erwarten seien. Es solle vorerst abgewartet werden. (Reuters/hzb/pg)
 

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