Fehle ein solcher Plan, sollte der UBS-Hauptsitz ins Ausland verlegt werden, sagte er in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft».
Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS vor Jahresfrist hätten die Verantwortlichen eine Alternative gewählt, die als weniger disruptiv eingeschätzt worden sei. Die Notoperation vom 19. März 2023 sei aber ein «Sündenfall erster Klasse» gewesen, der die Glaubwürdigkeit des TBTF-Regimes stark geschwächt habe, kritisierte Brunetti. «Aus meiner Sicht hätte man die CS abwickeln sollen.»
Extremes Risiko
Bei den nun fälligen Regulierungsanpassungen müsse die Schweiz davon ausgehen, dass auch die UBS irgendwann wieder ins Schlittern komme, sagte Brunetti. Die Grossbank sei jetzt im Verhältnis zur gesamten wirtschaftlichen Leistung extrem gross. «Kein anderes Land auf der Welt ist hier einem solch grossen Risiko ausgesetzt wie die Schweiz.»
Der Wirtschaftsprofessor warnte aber auch vor einer Verstaatlichung einer Grossbank: Diese hätte «unabsehbare ordnungspolitische und finanzpolitische Risiken». «Käme die UBS so in Staatsbesitz, bestünde ein Risiko von Hunderten von Milliarden Franken für die Steuerzahler. Das kann die Staatsfinanzen ausbluten lassen.»
Höhere Kapitalquoten
Die Kapitalquoten für die UBS müssten nach Ansicht von Brunetti derweil «deutlich höher» sein: Das würde seines Erachtens die Wahrscheinlichkeit einer Krise und aller damit verbundenen Risiken reduzieren. «Auf der grünen Wiese würde ich die ungewichtete Eigenmittelquote von den heute rund 5 Prozent auf mindestens 10 oder 20 Prozent erhöhen.» Angesichts der politischen Realität in der Schweiz werde man aber eine derart höhere Quote kaum hinkriegen.
«Wirklich nervös» machten ihn die Wachstumsambitionen der UBS, so der Wirtschaftsprofessor. «Das Risiko, das wir alle tragen, wird so immer grösser.» Brunetti regte entsprechend eine Erhöhung der Progression bei den Kapitalanforderungen an. «Wächst die UBS noch weiter, müsste sie dann stark überproportional mehr Kapital halten.» Politisch wäre das seines Erachtens auch einfacher umzusetzen als generell strengere Kapitalvorschriften. (awp/hzb/ps)