Der Schritt ist höchst ungewöhnlich: In einem Gastbeitrag in der NZZ wehrt sich Finma-Chef Urban Angehrn gegen den Vorwurf, seine Behörde habe versagt, weil sie den Crash der Credit Suisse nicht habe verhindern können. 

Sein Gegenargument: «Die Finanzmarktaufsicht kann und soll nicht anstelle von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung handeln.» Sprich: Wenn die Bankleitung falsche Entscheidungen trifft, kann die Aufsicht dies nicht quasi als Überverwaltungsrat korrigieren.

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Die Hauptschuld trägt die CS-Führung

Angehrn hat in diesem Punkt recht: Hauptverantwortlich für das Debakel sind die Geschäftsleitung, der Verwaltungsrat und letztlich die Aktionäre der CS, welche trotz nicht enden wollender Skandale nie wirklich durchgriffen. Gerade die Grossaktionäre vom Golf haben sich nicht für das Schicksal der Schweizer Bank interessiert. Im Aktionariat fehlte somit ein Korrektiv, um die Bank rechtzeitig auf den richtigen Kurs zu setzen. 

Angehrn macht es sich jedoch ein bisschen zu einfach, wenn er sagt, dass die Finma ihren Job gemacht hat, da schliesslich die Kundinnen und Kunden der CS jederzeit Zugriff auf ihr Geld hatten. Es kann für die Finanzaufsicht eines weltweit wichtigen Finanzplatzes wie jenem der Schweiz unmöglich zufriedenstellend sein, wenn die zweitgrösste Bank des Landes unter ihren Augen zugrunde geht.

Hätte die Finma im Rückblick die Möglichkeit gehabt, das Debakel zu verhindern? Diese Frage steht weiterhin im Raum. Und sie muss bei der Aufarbeitung in der PUK schonungslos beantwortet werden. 

Die Aufsicht muss sich der Debatte stellen

Die Schweizerische Nationalbank, die ebenfalls in der Bankenaufsicht involviert ist, hat in ihrem jüngsten Stabilitätsbericht bereits erste Ideen skizziert: Es fehlte an prospektivem Handeln. So wäre es eine Option gewesen, der CS über das Aussetzen von Zinszahlungen der verlustabsorbierenden Anleihen (AT1) Liquiditätshilfen zu geben. Ob das gereicht hätte, steht auf einem anderen Blatt.

Die Schuld für das Debakel bei der Finma abzuladen, greift zu kurz. Ein einfaches «Weiter so» kann es nach dem Fall der CS für die Aufsicht aber auch nicht geben. Reformen sind nötig. Und die Finma sollte sich der Debatte darüber stellen, ob es Fehler gegeben hat.