«Das Potenzial der Blockchain als Technologie-Infrastruktur ist relevanter»

Also gründete Lidia Kurt gemeinsam mit vier Bankern, die ebenfalls bereits das Potenzial von digitalen Währungen erkannt hatten, 2017 ihre eigene Vermögensverwaltung, explizit ausgerichtet auf die Beratung und Verwaltung digitaler Assets. «Der Anlageprozess war damals noch wesentlich komplizierter als heute und wir wollten interessierten Anlegenden einen Weg ermöglichen, in Bitcoin und andere digitale Währungen zu investieren», erinnert sie sich. Sie legten sogar ein eigenes Produkt auf, doch das Hauptaugenmerk ihrer Arbeit lag auf dem Research, wofür sie bekannter wurden als für die eigentliche Vermögensverwaltung. So kam es, dass sie das Unternehmen nach zwei Jahren auch in eine Consulting Firma umwandelten.  

«Es war eine spannende Zeit und wir kamen früh in die noch junge Industrie rein und lernten alle relevanten Akteure schnell kennen», erinnert sich Lidia Kurt, die damals als Consultant unter anderem die Gruppe Börse Stuttgart betreute, zu der auch die BX Digital mit Sitz in der Schweiz gehört. Es dauerte nicht lange, da wurde ihr angeboten, die Geschäfte der BX Digital als CEO zu übernehmen und den Schweizer Handelsplatz für Digitale Assets mit dezentraler Abwicklungs-Infrastruktur aufzubauen. «Es ist mir nicht leicht gefallen, das eigens von mir mitbegründete Unternehmen zu verlassen», erinnert sie sich. Aber die Verlockung überwog. «Es war der Zeitpunkt, an dem die Finanzwelt anfing, das Ganze langsam aufzunehmen und damit bot sich die einmalige Chance, den Finanzmarkt wirklich zu verändern», erklärt die CEO der BX Digital. 

Dort ist es seither ihre primäre Aufgabe, gemeinsam mit ihrem Team einen Handelsplatz zu schaffen, auf dem tokenisierte Vermögenswerte gehandelt und auch abgewickelt werden können. «Der Handel ist eigentlich sehr klassisch und vergleichbar mit dem normalen Wertpapierhandel», erklärt Kurt. «Spannend wird es bei der Frage, wie die Assets und die Zahlung ausgetauscht werden, also wie der Handel abgewickelt wird», sagt Lidia Kurt, die mit ihrem Team  eine, wie sie es nennt «revolutionäre» auf der Blockchain basierende Smart Contract-Lösung für die Abwicklung aufbaut. Die Lösung basiert auf der Ethereum Blockchain, es ist aber angedacht, dies auf weitere Blockchains zu erweitern.

«Sobald unser Angebot regulatorisch bewilligt wurde, können wir mehr dazu sagen, im Moment warten wir noch auf die Bewilligung als DLT-Handelssystem der FINMA», erklärt Lidia Kurt, für die immer schon die technologischen Aspekte der Blockchain faszinierender waren, als nur der Handel mit den digitalen Währungen, die auf ihnen basieren. «Ich glaube absolut an eine Daseinsberechtigung von Digitalen Währungen wie Bitcoin, Ether und anderen aber ich finde es schade, immer nur auf die Kursentwicklungen dieser Währungen zu schauen, denn das ist nur ein kleiner Teil des Ganzen und eigentlich irrelevant», sagt Lidia Kurt. 

Wesentlich relevanter sei das riesige Potenzial der Blockchain als Technologie-Infrastruktur und als Grundlage für die Tokenisierung von Vermögenswerten. Denn im Gegensatz zu einer Aktie, die ihren Besitzenden das Recht gibt, einmal im Jahr an der Generalversammlung des Unternehmens ihre Stimme abzugeben, könnten beispielsweise mit einer tokenisierten Aktie viel mehr Funktionalitäten viel einfacher möglich sein, inklusive der Weitergabe eines solchen Token an einen anderen Besitzenden - im Idealfall dann natürlich über den DLT-Handelsplatz der BX Digital!