Zwei Zahlen stechen beim Jahresabschluss der ZKB ins Auge: Zum einen knackt die grösste Kantonalbank der Schweiz zum ersten Mal in ihrer Geschichte die Marke von einer Milliarde Franken beim Gewinn. Der Überschuss stieg um 12,3 Prozent auf 1,06 Milliarden Franken.

Zum zweiten weist die ZKB einen Zuwachs beim Netto-Neugeld von 31,2 Prozent auf fast 34 Milliarden Franken aus. 

Ganz offensichtlich profitiert die Staatsbank, die im Besitz des Kantons Zürich ist, von der Krise der Credit Suisse, die über 100 Milliarden Franken Kundengelder verloren hat. Über entsprechende Zuflüsse der Kantonalbanken hatte die «Handelszeitung» bereits im Herbst 2022 berichtet.

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Starker Zuwachs bei den Kontoeröffnungen

Doch das Management der ZKB war bei der Medienkonferenz bemüht, den CS-Effekt klein zu reden: «Die Zahl der Konto-Neueröffnungen hat bedeutend zugenommen», sagte Finanzchef Rudolf Sigg. 

Im vierten Quartal, als die Abflüsse bei der CS besonders stark waren, seien der ZKB aber nur 6 Milliarden Franken neue Vermögen zugeflossen. Dieser Wert sei vergleichbar mit anderen Quartalen.

Wie erklären sich dann die hohen Zuströme? Laut Sigg stamme das Geld vor allem von institutionellen Kunden. Diese hätten ihre Bank-Beziehungen konsolidiert. Und da die Profi-Kunden gleich höhere Beträge bringen, schlage sich das stark in den Neugeld-Zahlen nieder.

Profi-Kunden suchen Sicherheit

Auch die Profi-Kunden hätten «in unsicheren Zeiten Stabilität gesucht», so Sigg. Was eigentlich aber auch nichts anderes heisst, als dass in der CS-Krise die ZKB als Staatsbank als Gegenpartei gerade von Profikunden besonders geschätzt wird.

Grösster Gewinntreiber war das Zinsergebnis, das um 12,4 Prozent auf 1,4 Milliarden Franken zulegte. Die ZKB profitierte von der Zinswende, denn die Kreditzinsen stiegen deutlich schneller als die Sparzinsen, welche die ZKB ihren Kunden bietet. 

Das Hypothekengeschäft wuchs mit 5,4 Prozent deutlich stärker als der Markt, der nur um 3,4 Prozent zulegte. Die ZKB wächst im Hypo-Geschäft zudem besonders stark bei Vermietungsobjekten und im Geschäft mit Profikunden wie Immobilienfonds – das sind just genau die Bereiche, bei denen die Schweizerische Nationalbank und die Finanzaufsicht Finma seit Jahren vor einer Überhitzung warnten. 

Finanzchef Sigg winkte ab: Die Kreditkunden hätten gute Ratings, er habe da kein Bauchweh. Die anhaltend hohe Zuwanderung sowie die Unterversorgung des Marktes mit Wohnimmobilien würde einen Preisrutsch verhindern, meinte er.

Neuer Chef will Zukaufen

Seit September 2022 hat die ZKB mit Urs Baumann einen neuen CEO. Das gute Jahresergebnis geht also vor allem auf das Konto seines Vorgängers Martin Scholl, den Baumann in seiner Ansprache auch würdigte.

Baumann stellte seine Wachstumspläne vor. Die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft, das derzeit 51 Prozent der Erträge einbringt, soll weiter verringert werden. Hier hatte sein Vorgänger Scholl mit dem Kauf der Fondsgesellschaft Swisscanto bereits einen grossen Schritt nach vorne gemacht.

Baumann will das Anlagegeschäft weiter ausbauen - auch digital. So soll die App Frankly, mit der Kundinnen und Kunden ihre Säule 3a Anlagen managen können, im nächsten Jahr zu einer Anlage-App werden. 

Der Leistungsumfang beschränkt sich aber darauf, dass Kundinnen und Kunden je nach Risikoprofil bestimmte Strategiefonds kaufen können. Trading wird die App nicht anbieten. «Die meisten Kunden schätzen Einfachheit», erklärte er. 

Wachsen will die ZKB auch im Ausland. Seit Anfang Jahr darf sie in der Vermögensverwaltung aktiv deutsche Kunden beraten. Baumann will auch die hauseigenen Swisscanto-Fonds stärker im Ausland verkaufen.

Tiefe Eigenkapitalverzinsung

Der neue ZKB-Chef zeigte sich auch offen für weitere Zukäufe. Vorstellen könne er sich unter anderem gezielte Zukäufe im Asset Management, um sich bei bestimmten Produkten zu verstärken.

Auch wenn die ZKB ein Rekordergebnis erzielt hat: Mit Blick auf die Eigenkapitalverzinsung hinkt sie anderen Kantonalbanken hinterher.

Die ZKB verzinst das Kapital mit 8,4 Prozent. Die börsenkotierte BCV in Genf schafft über 10 Prozent - und hat dabei sogar noch höhere Kapitalquoten.

Baumann zeigt sich dennoch zufrieden: Der Kanton als Eigentümer setze auf «Stabilität und Sicherheit», erklärte er. Sprich: Die ZKB soll dem Eigentümer eine stabile Ausschüttung bieten, aber bloss keine Skandale aufgrund einer aggressiven Geschäftsstrategie bescheren. 

Mit dieser Strategie ist Baumanns Vorgänger Scholl 15 Jahre sehr gut gefahren. Die ZKB profitiert daher lieber von den Skandalen der anderen Banken am Finanzplatz Schweiz.

Hohe Geldabflüsse: Finma überwacht CS

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma hat die Geldabflüsse bei der Credit Suisse im vierten Quartal 2022 als «erheblich» bezeichnet. Die Grossbank habe allerdings über sehr hohe Liquiditätspuffer verfügt, die ihre beabsichtigte stabilisierende Wirkung entfaltet hätten und nun wieder aufgebaut würden, teilte die Behörde am Donnerstagabend auf Anfrage mit. Liquiditäts- und Kapitalpuffer seien da, um genutzt zu werden. «Es ist klar, dass die Finma die Banken in solchen Situationen sehr genau überwacht.» Die Aufsicht begrüsse die von Credit Suisse im Oktober 2022 angekündigte Strategie und die Massnahmen, die darauf abzielten, die Risiken der Bank zu reduzieren und ihr Kapital zu stärken. Wegen Zweifeln an der finanziellen Verfassung des Konzerns zogen Kunden im Schlussquartal netto 110,5 Milliarden Franken von der Credit Suisse ab. (Reuters)

Ordentliche Dividende wird erhöht

In Anbetracht des guten Ergebnisses soll die ordentliche Dividende für den Kanton Zürich und die Gemeinden um 14,1 Prozent auf 491 Millionen Franken erhöht werden. An den Kanton gehen dabei 320 Millionen an Dividende sowie 11 Millionen für die Deckung der Selbstkosten für das Dotationskapital. Die Gemeinden erhalten 160 Millionen Franken.

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