Dass man von einem Headhunter ausgelacht wird, passiert selten. Cindy Eicher Batistini hat es geschafft. Da war sie Mitte zwanzig und hatte bis dato im Assetmanagement gearbeitet, genauer gesagt, im Bereich Alternative Anlagen – und noch genauer: bei den Hedgefonds. «Das war damals, Anfang der 2000er, hierzulande eine noch völlig unbekannte Asset-Class», erinnert sie sich. Der Investor und Banker Rainer-Marc Frey war mit seiner damaligen Firma RMF einer der Ersten, die Hedgefonds in der Schweiz salonfähig gemacht haben, und bei RMF hat Cindy Eicher nach ihrem Bachelor in Banking & Finance die Basics on the job gelernt. Nach einer Babypause fing sie bei Harcourt an, die an Vontobel verkauft wurde. Dort wurde sie ins Assetmanagement integriert, wo man mit thematischen Fonds unter anderem auch das Thema Nachhaltigkeit in der Produktpalette der Vontobel neu geprägt hat. «Bei Vontobel, damals noch unter der Leitung von Zeno Staub, bin ich dann erstmals mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Geldanlage in Berührung gekommen, was mich direkt angesprochen hat», erinnert sie sich.
Vielleicht lag es auch daran, dass damals ihre Tochter Elena zur Welt kam und ihren Blick auf die Dinge vermutlich etwas verändert hat. Dann kam die Finanzkrise 2007/08 hinzu, die vor allem auch für die Hedgefonds-Industrie viel verändert hat. «Die Anlageklasse war nicht mehr attraktiv, und die Investoren waren vielfach sehr verunsichert», erklärt Cindy Eicher. Da schien es ihr der richtige Zeitpunkt, die Spezialisierung von Hedgefonds auf eine breitere Produktpalette als Mandatsspezialistin bei der Credit Suisse im Assetmanagement zu erweitern. Dort kam sie mit dem Private Banking in Berührung, was sie zum Spartenwechsel bewog. «Es schien mir eine logische Weiterentwicklung meiner Laufbahn, und zudem war der Job mit weniger Reisen verbunden, was es mit der kleinen Elena zu Hause auch einfacher gemacht hat», erklärt Cindy Eicher, die nach der Geburt nur wenige Monate pausiert hatte und danach wieder voll in den Beruf eingestiegen ist.
Mut und Fleiss haben geholfen
Nach zwei Jahren bei der CS war es für sie klar, dass sie auf der richtigen Seite des Bankings gelandet war. «Irgendwie habe ich mit Mitte zwanzig eine grössere Faszination für Menschen und ihre Bedürfnisse entwickelt als für das Management von Assets», sagt sie. Mit dieser Erkenntnis und dem klaren Wunsch, ihre Karriere als Private-Bankerin fortzusetzen, wandte sie sich dann an den Headhunter – ohne Kundenbuch und ohne Erfahrung. Der fand ihre Naivität erfrischend, machte ihr aber keine Hoffnung. Zwei Wochen später fand das erste Gespräch mit der Deutschen Bank statt, und nochmals vier Wochen später hatte sie ihren ersten Arbeitstag. Doch sie realisierte schnell, dass es nicht einfach werden würde, einen eigenen Kundenstamm aufzubauen. Mut und Fleiss und ein wenig Erfindungsreichtum hätten geholfen, sagt sie heute. Und als dann J. P. Morgan eine neue Leitung für das Wealth-Management in Zürich suchte, warf sie ihren Hut in den Topf und wurde gezogen. «Natürlich überkam mich auch mal die Angst, dass ich den Job nicht schaffen würde», gesteht sie. Aber der Mut verliess sie nicht, ebenso wenig der Fleiss.
Asset- und Wealth-Management unter einem Dach
Beides hat sie dann ein paar Jahre später auch zu einem Abstecher ins Unternehmertum verführt. Um bei J. P. Morgan karrieretechnisch weiterzukommen, hätte der Weg ins Ausland geführt, was für sie keine Option war. Und was mit ein Grund dafür war, dass sie eine eigene Beratungsboutique für Private Equity Fund Raising und Debt Advisory, die seit einiger Zeit wieder grosses Interesse auf Investorenseite auf sich ziehen, gründete. «Das war eine spannende und disziplinierende Erfahrung zugleich», sagt sie. Und obwohl es geschäftlich gut lief, vermisste sie auf Dauer doch die Zusammenarbeit mit anderen. So kam es, dass sie im Juni dieses Jahres wieder in die Festanstellung wechselte und die Geschäftsführung bei DCP, eine auf Hybridanleihen und Equity-Strategien spezialisierte Investmentboutique mit Sitz in Zürich, übernahm. «Hier habe ich nun beide Welten in einer: Das Asset- und das Wealth-Management sind unter einem Dach, und meine Aufgabe ist es, das Geschäft beider Sparten zusammen weiterzuentwickeln», erklärt Cindy Eicher. Dafür war jede einzelne ihrer beruflichen Stationen wertvoll. «Der Weg ist das Ziel – das zeigt sich immer wieder», sagt sie und lacht.
Funktion: CEO von DCP Client Partner
Jahrgang: 1977
Familie: verheiratet, 17-jährige Tochter
Ausbildung: Bachelor in Banking and Finance an der ZHAW
Karriere:
- Managing Partner, Avolve GmbH, 2022 bis 2024
- Head FO Switzerland, Quintet Switzerland Ltd., 2020 bis 2022
- Head Wealth Management ZH, J. P. Morgan (Suisse) S.A., 2016 bis 2020
- Senior Banker Swiss Onshore, Deutsche Bank (Suisse) S.A., 2012 bis 2016
- Product Specialist AM, Credit Suisse AG, 2010 bis 2012
- Institutional Fund Sales AM, Bank Vontobel AG/Harcourt IC AG, 2007 bis 2010
- Client Relationship Manager, Man Investments AG/RMF IM AG, 2002 bis 2007
Unternehmen: DCP Client Partner ist eine in Zürich ansässige Investmentboutique, die 2004 gegründet wurde. Sie ist auf Hybridanleihen, Aktien plus Optionen für Pensionskassen, Family-Offices und Kirchen spezialisiert.
Persönliches Motto: «Die beste Möglichkeit, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten.» (Abraham Lincoln)