Wir Schweizer sind uns leider viel zu wenig bewusst, was wir an unserer eigenen Währung haben. Mit der Bundesverfassung von 1848, deren 175. Jubiläum wir demnächst feiern, wurde der Bund für die Währung zuständig. Zwei Jahre später führte das Parlament per Gesetz den Franken ein, der sich am französischen Franc orientierte.

Man darf heute ohne weiteres feststellen, dass unsere Währung ganz massgeblich zum Erfolg der Schweiz und ihrem Aufstieg vom Armenhaus Europas zu einem der wohlhabendsten Staaten der Welt beigetragen hat. Der Schweizer Franken war in den letzten hundert Jahren die stärkste Währung der Welt.

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Auch die Tatsache, dass die Schweizerische Nationalbank ihren Auftrag in Unabhängigkeit erfüllen kann, erwies sich als Erfolgsrezept. Nur so ist es möglich geworden, dass sich unsere Zentralbank in ihrer Geld- und Währungspolitik immer vom Gesamtinteresse des Landes leiten liess und unter Berücksichtigung der jeweiligen Konjunktur die Preisstabilität gewährleisten konnte. Damit wurden die bestmöglichen Rahmenbedingungen für die Entwicklung unserer Wirtschaft erreicht.

Dank ihrer eigenen Währung hat die Schweiz heute eine recht beachtliche Preisstabilität und kennt keine so hohe Inflationsrate wie etwa Deutschland, wo sie sich 2022 um 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht hat. Frankreich liegt bei 5,9 Prozent, Italien gar bei 11,6 Prozent. Im Vergleich steht die Schweiz mit 2,8 Prozent also gut da.

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Selbstverständlich ist die Schweizerische Nationalbank immer wieder Ziel von Forderungen oder gar Attacken. Selten empfinde ich aber die Kritik aus wirtschaftlicher oder wirtschaftspolitischer Sicht sinnvoll. Vor allem die Aktivseite mit ihrer hoch liquiden Bilanz ist regelmässig Begehrlichkeiten ausgesetzt, wobei diese Forderer mit der hohlen Hand zu vergessen scheinen, dass es bei der Nationalbank auch eine Passivseite gibt.

Besonders abwegig sind die Rufe nach einem Staatsfonds, mit dem womöglich Sozialwerke oder gar Windräder und Solarpanels finanziert werden sollen. Sollte sich diese absurde Idee durchsetzen, wäre die Nationalbank den Begehrlichkeiten und Plünderungen durch die Politiker schutzlos preisgegeben. Die Unabhängigkeit in der Preis- und Währungsgestaltung würde zerstört.

Auch die Anbindungen an Fremdwährungen haben sich nie als gute Idee erwiesen. Als das System der festen Wechselkurse von Bretton Woods 1973 zusammenbrach, hatte unsere Nationalbank den Mut, als erste Währungsbehörde in Europa zu flexiblen Wechselkursen überzugehen. Fortan konnte sie eine eigenständige und unabhängige Geldpolitik im Interesse der Schweiz verfolgen.

Die 2011 eingegangene, 2015 aber wieder aufgekündigte faktische Bindung an den Euro erwies sich ebenfalls als wenig gelungenes Experiment. Ich erschrak jedenfalls, als Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes und bis 2019 Mitglied des Nationalbankrats, 2012 öffentlich einen Mindestkurs von 1.40 und 2014 von 1.30 gegenüber dem Euro forderte. Wäre dieser Vorschlag umgesetzt worden, hätte Lamparts Forderung die Schweiz in den sicheren Ruin geführt.

Thomas Matter ist Verwaltungsratspräsident der Helvetischen Bank und Nationalrat der SVP.