Vor einem drohenden Urteil des Oberlandesgerichts Köln im Streit um die Übernahme der Postbank hat sich die Deutsche Bank nach eigenen Angaben mit einem Grossteil aller Kläger aussergerichtlich geeinigt. Mehr als 80 von ihnen hätten einem Vergleich zugestimmt, darunter die grösste Einzelklägerin, teilte die Deutsche Bank mit. Diese Kläger erhielten nun einen Aufschlag von 31 Euro auf die vor 14 Jahren gezahlten 25 Euro je Postbank-Aktie, insgesamt also - einschliesslich der aufgelaufenen Zinsen - 56 Euro je Aktie. Auf die ehemaligen Aktionäre der Postbank, die es nicht mehr auf einen Prozess ankommen lassen, entfielen laut Deutscher Bank fast 60 Prozent der Forderungen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Rückstellungen können zu einem Drittel aufgelöst werden

Die Deutsche Bank könne damit «die Kosten und Risiken des Rechtsstreits um die Postbank-Übernahme erheblich reduzieren», sagte ein Sprecher. Daher kann sie ein Drittel der Rückstellungen von 1,3 Milliarden Euro auflösen, die sie im Frühjahr gebildet hatte, nachdem das Oberlandesgericht Köln angedeutet hatte, den ehemaligen Aktionären könnte tatsächlich ein Nachschlag auf die 25 Euro je Aktie zustehen. Im laufenden dritten Quartal werde das zu einem zusätzlichen Gewinn von 430 Millionen Euro führen, erklärte die Bank. Verhandlungen mit weiteren Klägern laufen offenbar noch.

Die Aktionäre der Deutschen Bank können nach dem Vergleich auf einen weiteren Aktienrückkauf oder höhere Dividenden hoffen - wenn die Finanzaufsicht BaFin mitspielt. «Angesichts der positiven Effekte auf unsere Kapitalplanung werden wir unsere Ausschüttungspläne prüfen und im Rahmen unseres laufenden Dialogs mit unseren Aufsichtsbehörden besprechen», sagte der Sprecher.

Das OLG hatte erst am Montag sein eigentlich für Mittwoch geplantes Urteil wegen «weiteren Beratungsbedarfs» auf 23. Oktober vertagt. Ein Deutsche-Bank-Sprecher sagte, der Vergleich betreffe keinen der in diesem Verfahren klagenden Ex-Aktionäre. Diese machen nur einen Bruchteil der Kläger aus. Sie fordern bis zu 57,25 Euro - den Betrag, den die Deutsche Bank zwei Jahre zuvor für ein Postbank-Aktienpaket an die Deutsche Post gezahlt hatte. Daneben sind aber zahlreiche weitere Klagen vor deutschen Gerichten hängig. (Reuters/hzb/pg)
 

HZ Banking-Newsletter
Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
HZ Banking-Newsletter