Jedes zweite der 100 befragten Finanzinstitute (52 Prozent) rechnet in den kommenden sechs Monaten mit einer restriktiveren Haltung bei der Vergabe von Krediten an Unternehmenskunden, wie aus dem am Montag veröffentlichten «Bankenbarometer» der Beratungsgesellschaft EY hervorgeht. 40 Prozent gehen demnach dagegen davon aus, dass sich bei der Gewährung von Krediten nichts ändern wird, 8 Prozent erwarten ein weniger strenges Vorgehen als zuletzt.
Sieben von zehn Banken (72 Prozent) rechnen zudem damit, dass die Kreditrisiken infolge des Strukturwandels der deutschen Wirtschaft zunehmen werden. Gerade einmal zwei Prozent der befragten Institute gehen davon aus, dass die Risiken sinken werden. Für das «Bankenbarometer» hat EY im April und Mai des laufenden Jahres 100 repräsentativ ausgewählte Finanzinstitute in Deutschland befragen lassen, darunter Privatbanken, Volksbanken und Sparkassen.
Weiterer Filialabbau
Das Filialsterben wird nach einhelliger Einschätzung der Branche weitergehen. In der EY-Umfrage erwartet eine Mehrheit von 63 Prozent einen weiteren Rückgang der Zahl der Bankfilialen in Deutschland bis 2025 um bis zu zehn Prozent oder sogar mehr. Nur eines der 100 befragten Institute rechnet damit, dass es bis 2025 keine weiteren Einschnitte im Filialnetz in Deutschland geben wird.
Jüngsten Bundesbankzahlen zufolge ist die Zahl der Bankfilialen in Deutschland im vergangenen Jahr erstmals unter die Marke von 20'000 gesunken: 19 501 mit Mitarbeitern besetzte Standorte betrieben Banken und Sparkassen hierzulande Ende Dezember noch. Weil viele Menschen Bankgeschäfte am heimischen Computer oder per App auf dem Smartphone erledigen, dünnen Geldhäuser seit Jahren ihr teures Filialnetz aus und versuchen, abseits von festen Standorten ihre Präsenz in der Fläche aufrechtzuerhalten: beispielsweise durch Videoberatung, Beratungscenter mit längeren Öffnungszeiten auch am Samstag, mit Sparkassen-Bussen oder geteilten Filialen über Institutsgrenzen hinweg. (reuters/hzb/ps)