Die Finanzindustrie steht vor einer anhaltenden Debatte über die Alpha-Generierung zwischen aktiver Aktienauswahl und passivem Investieren. Die bemerkenswerten Leistungen der wichtigsten US-Technologiegiganten (die «magischen 7»), die 2023 die Börsenindizes deutlich übertrafen und dies auch 2024 weiterhin tun, haben die Grundlagen der aktiven Auswahl in Frage gestellt. Die Tendenz einiger weniger Titel, den Markt deutlich zu übertreffen, stellt die Relevanz traditioneller Portfoliomanagementstrategien in Frage.

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Deutlich erweitertes Angebot für passive Anlagen

Diese Situation wirft die Frage nach der Rolle passiver Investitionen in den Multi-Asset-Portfolios der Kunden auf. Um diese zu beantworten, müssen mehrere Faktoren untersucht werden.

Zunächst hat die jüngste Entwicklung des Marktes für börsengehandelte Indexfonds (ETF) das Spektrum passiver Investitionen erheblich erweitert und den Managern neue Möglichkeiten zur Wertschöpfung geboten.

Über den Autor

Onur von Burg ist Leiter der Verwaltungsmandate bei der Banque Heritage.

Konzentration der zehn grössten Unternehmen im S&P 500 gestiegen

Darüber hinaus zeigen die Veränderungen in der Zusammensetzung der Indizes und in der Sektorengewichtung eine neue Dynamik. In den letzten zwei Jahrzehnten haben Sektoren wie Industrie, Finanzen, Energie und Basiskonsumgüter an Gewicht zugunsten von Technologie, Kommunikationsdiensten und zyklischen Konsumgütern verloren. Diese Entwicklung erklärt sich durch die beeindruckenden Performance einiger wachstumsorientierter Unternehmen sowie durch regulatorische Veränderungen und sektorale Entwicklungen (z.B. Schieferöl).

Schliesslich beeinflusst die Konzentration der zehn grössten Unternehmen des S&P 500, deren Anteil am Index von 17,5 % im Jahr 2005 auf fast 31 % im Jahr 2023 gestiegen ist, die Anlagestrategien erheblich, sei es aktiv oder passiv. Dies macht die Aufgabe der aktiven Manager komplexer: relativ schwierig, wenn diese grossen Unternehmen gut abschneiden, und relativ einfach, wenn sie es nicht tun. Denn je mehr diese einflussreichen Unternehmen positiv zum Index beitragen, desto schwieriger ist es für die Manager, den Index zu übertreffen, ohne diese Schwergewichte in ihre Portfolios aufzunehmen.

Dieses Dilemma kann einige Manager dazu zwingen, einen grösseren Anteil an bestimmten Indexschwergewichten in ihre Portfolios aufzunehmen, selbst wenn sie nicht unbedingt ein starkes Aufwärtspotenzial erwarten, um den Tracking-Error so gering wie möglich zu halten, was nicht unbedingt dem Geist des aktiven Managements entspricht.

ETFs bieten niedrigere Kosten und bessere Diversifizierung

Eine aktuelle Studie über ETF-Investoren beleuchtet den Aufstieg dieser Instrumente im Vergleich zum aktiven Management. Einer der Erfolgsfaktoren liegt im stetigen Wachstum des globalen Finanzmarktes. Diese Expansion hat den Weg zu einem sehr diversifizierten Investmentuniversum geebnet, das anspruchsvollere Anlagestrategien bietet. Das ETF-Angebot hat sich erweitert, um eine Vielzahl von Anlageklassen, Faktorstilen, Themen und Industriesektoren zu umfassen, wodurch die Vermögensverwaltung auf ein neues Niveau gehoben wurde. Die intrinsischen Vorteile von ETFs, wie geringere Kosten und erhöhte Diversifikation, haben ebenfalls zu ihrer wachsenden Attraktivität beigetragen.

ETFs haben über längere Zeiträume hinweg regelmässig aktiv verwaltete Fonds an Rendite übertroffen und damit ihre Glaubwürdigkeit in den Augen der Investoren gestärkt. Der strategische Einsatz von Sektor-ETFs für die Asset Allocation kann sich als besonders effektiv erweisen, um signifikantes Alpha zu generieren.

ETF-Anlagen generieren signifikantes Alpha

Durch eine jährlich gleichmässige Verteilung der Investitionen seit 2006 auf die drei am besten abschneidenden Sektoren des S&P 500 hätte ein Anleger  jährlich um fast 24 % besser abgeschnitten als eine gleichmässige Allokation in den drei am schlechtesten abschneidenden Sektorindizes und auch gegenüber dem S&P 500, welcher jährlich ungefähr 10% generiert hätte. 

Es ist also nun möglich, durch eine strategische Sektorallokation mit passiven ETF-Investitionen signifikantes Alpha zu generieren. Dieser Ansatz revolutioniert die Art des Investierens und eröffnet einer wachsenden Zahl von Investoren neue Investment- und Diversifikationsmöglichkeiten. Angesichts dieser Entwicklung bleibt abzuwarten, wie sich dies langfristig auf die Vermögensverwaltung und dem Trend ETF’s erhöht einzusetzen auswirken wird.