Als Stephanie Wickihalder vor einigen Monaten am «Digital Finance Forum» in Vaduz über digitale Transformation referierte, war klar: Publikumsscheu ist sie nicht. Auch bei einem weiteren Grossanlass der Finanzbranche, dem «Point Zero Forum» in Zürich, war Wickihalder bestens vernetzt und immer wieder in Gesprächen anzutreffen, auf wie auch abseits der Bühne.

Doch der Gedanke, porträtiert zu werden, widerstrebt ihr zunächst. «Ich diskutiere lieber über spannende Projekte und neue Technologien als über mich und mein Leben», sagt Wickihalder bei einem Gespräch via Microsoft Teams. Sie ist aus Liechtenstein zugeschaltet. Seit Dezember 2023 verstärkt sie von dort aus als stellvertretende Geschäftsführerin den Liechtensteinischen Bankenverband (LBV). Dort ist sie für die Themen rund um die Digitalisierung und für das Zusammenspiel von Banken und Fintechs sowie Regulation und Innovation zuständig. 

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Tatsächlich ist Wickihalder eine Person, die mit ihrer Erfahrung genug Grund hätte, sich in den Vordergrund zu drängen: Seit über fünf Jahren ist sie Präsidentin von SFTI (Swiss Fintech Innovations) – mehr als zwanzig Jahre lang war sie bei der Credit Suisse tätig. Doch sie hält dagegen: «Die Finanzwelt ist heute zu komplex für einen Alleingang, sie funktioniert nur über Partnerschaften.»

Die Zusammenarbeit mit verschiedensten Partnern ist das, was Wickihalder auch so sehr an Fintechs reizt: «Gerade bei Fintechs gilt es, viele Disziplinen früh an den Tisch zu bringen.» Entsprechend wichtig ist, dass Wickihalder viele Aspekte der Finanzwelt aus eigener Erfahrung kennt.

Pulsierende Zeit bei der Credit Suisse

In die Finanzwelt eingestiegen ist Wickihalder in einer klassischen Sparte des Bankings: Nach dem Studium landete sie über ein Trainee-Programm im Investmentbereich der CS und hatte dort mit Hedgefonds, Private Equity und Verbriefungsstrukturen zu tun. «Das war eine wahnsinnig pulsierende Zeit. Denn die DNA der CS war immer unternehmerisch und kundenorientiert», sagt sie dazu. 

Anders, als die Schlagwörter Hedgefonds oder Investment vermuten lassen, nahm Wickihalder die Zeit nicht als sonderlich kompetitiv im Innern wahr, sondern als kompetitiv nach aussen. «Das Ziel war immer, den Deal für und mit dem Kunden abzuschliessen», sagt sie. Mit diesem Mindset packte Wickihalder auch ihre zweite grosse Rolle bei CS Solution Partners an, einer spezialisierten CS-Einheit für das UHNWI-Segment, wo Wickihalder Fonds für vermögende Familien strukturierte.

Ab 2017 verantwortete sie unter anderem die Partnerschaften mit Fintechs sowie das Einbetten der Credit Suisse in die Innovationsverbandslandschaft und übernahm 2018 sogar das Präsidium des Innovationsverbandes SFTI (Swiss Fintech Innovations), der sich unter anderem um die Standardisierung der Datenflüsse zwischen verschiedenen Marktteilnehmenden kümmert.

Zur Person Stephanie Wickihalder:
  • Funktion: Deputy CEO des LBV und Präsidentin des SFTI
  • Jahrgang: 1973
  • Familie: Drei Kinder
  • Unternehmen: Liechtensteinischer Bankenverband (https://www.bankenverband.li/) und SFTI (https://swissfintechinnovations.ch/)
  • Persönliches Motto: Ask and think, rather than judge

 
 

Die jahrzehntelange Erfahrung auf dem Schweizer Finanzplatz hilft ihr nun auch im Liechtensteinischen Bankenverband. Denn der Finanzplatz Liechtenstein lässt sich schwer ohne jenen in der Schweiz denken. Entsprechend hilft es, dass sie aktuell zwei Positionen innehat: Neben ihrer Rolle in Liechtenstein ist Wickihalder weiterhin Präsidentin des SFTI. «Da ich in beiden Ländern einen Fussabdruck habe, kann ich noch mehr Menschen zielorientiert miteinander vernetzen, Ideen vertiefen und eine Implementierung vorantreiben», sagt sie.

Auch wenn die beiden Länder sich in vielem ähnlich sind, erkennt Wickihalder einzelne Unterschiede. So habe Liechtenstein durch die EWR-Mitgliedschaft einen anderen Marktzugang zur EU als die Schweiz. Auch helfen, so sagt sie weiter, der Privatwirtschaft die kurzen Wege zu den Behörden im Kleinstaat.

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