Wer am diesjährigen Finance Forum im Zürcher Kongresshaus teilnahm, hätte fast glauben können, es ginge um Vergangenheitsbewältigung. So galt Peer Steinbrück, deutscher Bundesfinanzminister von 2005 bis 2009, als prominentester Gast und erzählte lässig von seinem damaligen Vorgehen gegen Steuerflüchtlinge, die ihr Geld in die Schweiz brachten.
 
Immer mal wieder ein Scherz, wie Steinbrücks Antwort auf die Frage, ob er wieder gegen die Steuerflüchtigen vorgehen würde – er würde sich eher auf eine amerikanische Steueroase wie Delaware fokussieren, sagte er. Der Saal lachte.

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Steinbrücks Empfehlung für die aktuelle Lage der Schweiz: schnell zu einem Abkommen mit der EU zu kommen. Erneutes Lachen im Saal. Steinbrück konnte es sich erlauben, er hat sich mittlerweile aus der Politik zurückgezogen und keine relevanten Entscheidungen mehr zu treffen. 

Peer Steinbrück

Der ehemalige deutsche Finanzminister Peer Steinbrück sorgte für die Auflockerung am Finance Forum Zürich. Dabei galt der Rest dem Ernst der Situation. 

Quelle: Andreas Minor

Neue Finma-Kompetenzen

Der Ernst der Veranstaltung trat hingegen unscheinbar auf. In Form eines Mannes, der sein Amt noch nicht niedergelegt, sondern Anfang April gerade erst aufgenommen hat: Stefan Walter, Chef der Finma. Anders als Steinbrück wollte Walter nichts dem Zufall überlassen und keinen Eindruck von Verspieltheit vermitteln. Er hielt sich bei seiner Rede strikt an das vor ihm liegende Blatt – hier galt es nicht zu unterhalten, sondern ein Statement an die Branche zu senden. «Dass die Risiken in einer Zeit von immer schnellerem Wandel und Innovation nicht weniger werden, können Sie sich sicher gut vorstellen», sagte er in nüchternem Ton. Der Ton stand von Anfang an fest: keine Entwarnung für die Branche, die sich mit einer Kumulierung von neuen Regularien konfrontiert sieht. 

Basel III final haben die meisten Banken bereits geschluckt, die Implementierung ist in vollem Gange, auch das politische Raunen nach dem CS-Niedergang hat allmählich nachgelassen. Doch Walter und die Finma scheinen nicht auf Entspannung aus zu sein, sondern eher auf neue Kompetenzen. Wie er in einem Interview mit der «Handelszeitung» von Anfang September sagte, interessiert er sich sogar für die potenzielle Mitsprache im Geschäftsmodell der Banken.

Walter hat einen schweren Stand. Die Finma hat in letzter Zeit viel Kritik geerntet. Sie war die Verantwortliche, die bei der CS zu wenig hingeschaut hat. Nun soll Walter es richten – ist so allerdings mit der Gefahr konfrontiert, zu weit zu gehen, was am gestrigen Event anhand seiner Aussagen auch immer mal wieder zu befürchten war: «Die traditionellen Finanzrisiken bleiben nicht nur bestehen, sie können sich durch die Kombination von Digitalisierung, Social Media, künstlicher Intelligenz und High-Performance-Computing noch schneller entfalten.»

Ob Walter die Proportionalität wahren wird und so nicht zur Belastung – vor allem für kleinere Banken – wird, ist nach wie vor offen. Am gestrigen Finance Forum war jedenfalls ein gewisses Unbehagen diesbezüglich vorhanden. Da halfen auch Steinbrücks Scherze nicht. 

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