Frau Themistocli, Sie befassen sich als Head of Sustainability DACH bei der SEB ständig mit nachhaltigen Finanzthemen. Was beschäftigt die Sustainability-Community zu Beginn des Jahres 2025?

Das grosse Thema ist die Trump-Wahl, die in Amerika die Abwendung von offiziellen Klimazielen und Auswirkungen auf die Klimakrise und das Vorantreiben von Renewable Energy zur Folge hat.
Ein anderes Thema ist die EU-Regulatorik – etwa die Omnibus-Verordnung der EU. Es wird sich zeigen, welche Vorschläge die EU-Kommission Ende Februar macht, um die Nachhaltigkeitsregulatorik zu vereinfachen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Welche Folgen wird diese Omnibus-Verordnung haben?

Sie hat Auswirkungen auf die Unternehmen, die nach der CSRD-Richtlinie und -Taxonomie rapportieren müssen. Entsprechend wird sicherlich auch die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) für Anleger und Anlegerinnen dieses Jahr wichtig werden – vor allem, weil es eine neue Definition von nachhaltigen Fonds geben könnte, Vorschläge dazu gibt es schon. Dann müssten Assetmanager schauen, wie die Reallokation ihrer Fonds in die neuen Kategorien gelingt.
In diesem Kontext wird auf jeden Fall auch das Thema Transition mitschwingen. Und auch eine «Investment in Transition»-Benchmark.

Eine Benchmark im Sinne einer Definition?

Genau. Es gibt einige Banken, die intern schon für sich Transition definiert haben, aber am Ende des Tages ist es auch wichtig, was ein Investor als Transition ansieht. Das kann Banken und Unternehmen dabei helfen, über Sustainable-Finance-Produkte Transition-Bonds an den Markt zu bringen.

Also Transition-Bonds als Mix aus grünen und nicht-grünen Finanzprodukten?

Es kann zurzeit eben alles sein. Ich habe meine Definition von Transition, aber die ist anders von Bank zu Bank. Wichtig ist, dass wir ein allgemeingültiges Verständnis dafür entwickeln, was wir als Transition ansehen. Und dann kann sie geschehen. Denn eins ist klar: Wir schaffen es nicht, die Wirtschaft umzubauen und eine Energiewende einzuleiten, wenn wir nur grün finanzieren. Die Unternehmen, die heute braun sind, brauchen zur Transition die Unterstützung von Banken und Investoren. Und dafür braucht die Community Definitionen, an die sie sich halten kann.

Themistocli

Alexandra Themistocli ist Head of Sustainability DACH bei der nordischen SEB-Bank.

Quelle: Handout

Sie sprachen am Anfang des Interviews auch die USA an. Welche Schlüsse ziehen sie als Head of Sustainability DACH einer europäischen Bank aus der sich verändernden Weltlage?

Durch den Austritt amerikanischer Banken aus der Net Zero Banking Alliance (NZBA) wurde etwas angestossen. Wir werden nun schauen, wie das in der Realität dann aussieht: Werden wirklich die Nachhaltigkeitsziele der verschiedenen Banken einkassiert oder bleiben sie bestehen? Wenn die Ziele weiterhin bestehen bleiben, werden die Auswirkungen nicht stark zu fühlen sein, nehme ich an. Allerdings, wenn die Ziele einkassiert werden, kann das zu Wettbewerbsverzerrungen führen, falls interne Vorgaben in den europäischen Banken dazu führen, dass Geschäfte nicht abgeschlossen werden können, aber in den amerikanischen Banken schon.

Tatsächlich haben die Net Zero Banking Alliance und die Net Zero Asset Managers Initiative ja gerade einige Austritte zu verzeichnen. Was ist Ihre Haltung zur NZBA?

Wir bleiben in der NZBA, für uns ist Transparenz von Nachhaltigkeitszielen sehr wichtig. Die Nordics sind sehr nachhaltig ausgerichtet und entsprechend sind unsere Stakeholder interessiert daran, dass Nachhaltigkeit implementiert ist.

Zeigen solche Austritte aber dennoch, dass Sustainable Finance nach wie vor den kleinen Bruder vom üblichen Geschäft darstellt – zumindest in den USA?

Sustainable Finance ist der kleine Bruder vom üblichen Geschäft, auch in Europa. Wenn man sich das gesamte grüne Spektrum an DCM-Aktivitäten eines Jahres anschaut, also wie viele Bonds, die irgendwie an Nachhaltigkeit gekoppelt sind, pro Jahr emittiert werden, zeigt sich: Es sind nur 3 Prozent. Global. In Europa sind es 5 Prozent. Und in den nordischen Ländern fast 14 Prozent.

Das heisst, man hat ein anderes Augenmerk auf Sustainable Finance in Europa als in den USA. Ob uns das im Wettbewerb hilft oder nicht, ist eine andere Frage. Die Klimarisiken sind da, mit oder ohne Regulatorik.

HZ Banking-Newsletter
Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
HZ Banking-Newsletter