Vielleicht ist es zeitlich ein Zufall, vielleicht auch nicht. Noch am Wochenende berichteten die «Sonntagszeitung» und die «Handelszeitung» über den Geschäftsverlauf der UBS und bezogen sich dabei auf Statistiken der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Diese publiziert gewisse monatliche Kennzahlen nach Bankengruppen. Und weil die Bankengruppe «Grossbanken» nach der CS-Übernahme nur noch aus der UBS besteht, lassen sich so Zahlen ablesen, die die UBS selber nicht publiziert. So zeigte sich etwa, dass das Hypothekargeschäft der UBS auch in den Monaten April und Mai rückläufig war.
Das wird nun gestoppt. «Um die Vertraulichkeit der Daten weiterhin sicherzustellen, können Daten zur Bankengruppe Grossbanken nicht mehr publiziert werden», schreibt die SNB in einer Mitteilung von heute Dienstagmorgen. Auch die Zahlen der anderen Bankengruppen wie «Raiffeisenbanken» oder «Kantonalbanken» würden nicht mehr publiziert werden, damit nicht indirekt auf die Grossbanken geschlossen werden könne, so die SNB.
Ab sofort werden daher nur noch Zahlen zu allen Banken gemeinsam publiziert, so die Nationalbank. Dies gelte erstmals für die demnächst erscheinenden Daten per Ende Juni. Die SNB prüfe, ob die Zahlen künftig anders dargestellt publiziert werden können.
Bei der UBS soll nicht mehr möglich sein, was bei Raiffeisen Schweiz lange ging
Interessant dabei ist allerdings, dass der mögliche Rückschluss auf eine konkrete Bank eigentlich nichts Neues ist. Schon bisher liess sich aus der SNB-Statistik auf die gleiche Weise der Geschäftsverlauf der konsolidiert auftretenden Raiffeisen-Gruppe ablesen. Offenbar, ohne dass das je ein Problem gewesen wäre. Im Gegensatz zur UBS handelt es sich bei Raiffeisen jedoch um rechtlich eigenständige Banken.
Auf Rückfrage argumentiert die SNB denn auch über die unterschiedliche Rechtsstruktur von UBS und Raiffeisen: Die Nationalbank sei gemäss Artikel 16 des Nationalbankgesetzes verpflichtet, das Geheimnis über die erhobenen Daten zu bewahren, schreibt Sprecher Christoph Hirter. «Dies steht im Widerspruch zur weiteren Publikation von Daten zur Bankengruppe Grossbanken, da per Juni 2023 alle Institute in dieser Bankengruppe im Besitz der der UBS Group AG sind.» Die Bankengruppe Raiffeisenbanken umfasse per Ende 2020 hingegen 220 genossenschaftlich organisierte Raiffeisenbanken. Jede Raiffeisenbank sei ein juristisch und organisatorisch selbstständiges Unternehmen mit selbstgewählten Bankorganen.
1 Kommentar
Die Richtung ist sicher falsch. Statt weniger Daten in leserunfreundlicher Aufmachung sollte die SNB viel mehr benutzerfreundliche Informationen über die Banken publizieren, unter dem Titel "Grossbanken" auch über die UBS. Wenn die UBS die Informationshoheit über ihre Daten nicht verlieren will, muss sie halt selbst aktiv mehr informieren. Mit einer geheimniskrämerischer Informationspolitik würde sich die neue UBS, die für die Schweiz zu gross ist (too big), selbst einen schlechten Dienst erweisen.