Ab August soll in der Schweiz der moderne Zahlungsverkehr Einzug halten. Dann werden die neuen Instant-Überweisungen lanciert: Weniger als zehn Sekunden soll eine Überweisung von einer Bank zur anderen dauern. Und das rund um die Uhr, an sieben Tagen der Woche. Zumindest theoretisch.

Doch die Banken haben wenig Lust auf die Innovation, wie Recherchen der «Handelszeitung» bereits gezeigt haben. Gerade mal eine Handvoll erlaubt ihren Kundinnen und Kunden beim Start auch das Versenden von Instant Payments (IP). Die meisten bieten nur an, diese Blitzüberweisungen zu empfangen und sie dem Empfängerkonto gutzuschreiben. Sofern sie hier überhaupt schon mitmachen.

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Die Schweiz hinkt der EU hinterher

Nun mehren sich Befürchtungen, dass das noch länger so bleiben könnte. Denn der offizielle Fahrplan der Schweizerischen Nationalbank (SNB) setzt wenig Druck auf. Zwar gibt es die Deadline November 2026, nach der sämtliche Banken Zahlungen in Echtzeit gutschreiben müssen. Doch für den Versand gibt es nichts dergleichen, und die SNB als Herrin über den Zahlungsverkehr verzichtet auch darauf, prohibitive Zusatzgebühren zu verhindern – anders, als es die EU mittlerweile macht.

Gegenüber der «Handelszeitung» bestätigt SNB-Sprecher Christoph Hirter, dass den Banken nicht vorgeschrieben wird, ausgehende Zahlungen in Echtzeit abzuwickeln. Ein entsprechendes Datum gibt es nicht im Fahrplan – und soll es auch nicht geben. «Aber der Wettbewerb unter den Banken und neue Innovationen dürften dafür sorgen, dass der Versand von IP mit der Zeit ebenfalls flächendeckend angeboten wird», sagt Hirter.

Doch daran zweifeln viele in der Branche. Ohne Zwang von aussen werde sich Instant Payment als neue Form des Zahlungsverkehrs – insbesondere als Alternative zu den heutigen Kartenzahlungen – nicht durchsetzen, sagen mehrere Branchenkenner im Gespräch mit der «Handelszeitung». Denn die Banken hätten keine Lust, das lukrative Geschäft mit Kredit- und Debitkarten zu kannibalisieren. Viele Banken spielen denn auch mit dem Gedanken, Zusatzgebühren für die Echtzeitzahlungen einzuführen oder haben das bereits angekündigt. Ein Killer für neue solche Anwendungen. 

Instant Payment kann Bezahlkarten ersetzen

Spannend werden Instant Payments insbesondere dann, wenn Händler damit die für sie teureren Kartenzahlungen ersetzen können. Detailhändler wie Migros oder Coop könnten viel Geld sparen, würde die Kundschaft per Sofortüberweisung statt mit ihrer Debit- oder Kreditkarte bezahlen.

Im Ausland gibt es dafür bereits erste Beispiele. So hat etwa der Zahlungsabwickler Worldline eine auf dem europäischen IP-Regime basierende Zahlungslösung lanciert, die als Alternative zu klassischen Kreditkartenzahlungen basiert. Das geht, weil die EU ihre Banken zwingt, IP anzubieten – und das ohne zusätzliche Gebühren. Auch in der Schweiz gibt es offenbar Überlegungen, ein neues Zahlungssystem zu etablieren, das auf IP beruht.

Eher optimistisch ist Dieter Goerdten, Leiter des Bereichs Banking Services bei der Systembetreiberin SIX, über die der Zahlungsverkehr abgewickelt wird. Noch bereiteten sich viele Banken zunächst intern vor, um letzte Fragen zu ausgehenden Zahlungen zu klären, sagt er. «Wir gehen aber davon aus, dass bis Anfang 2025 die meisten Banken auch ausgehende Zahlungen anbieten werden. Die Industrie bewegt sich.»