Die Credit Suisse hat ihr Schicksal nicht mehr in den eigenen Händen. Realistisch betrachtet gibt es nur noch zwei Optionen. Beide sind hochriskant und bringen grosse Probleme mit sich. Die zweite Option hätte sogar derart schlimme Folgen, dass sie praktisch ausgeschlossen ist.

Option eins: Die Gespräche zwischen UBS und der CS über eine Übernahme kommen zu einem Ergebnis, und die UBS springt als weisser Ritter ihrer Lokalrivalin zu Hilfe. Lösung zwei: Man einigt sich nicht und die Finma erklärt die CS zu einem Abwicklungsfall. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Beim Schreiben solcher Sätze stockt einem schon der Atem: Auf dem Papier hat die CS immer noch mit über 14 Prozent mehr als genug Eigenkapital und dank der Geldspritze von 50 Milliarden Franken sollte auch Liquidität eigentlich kein Thema sein, um weitere Abflüsse stemmen zu können. Dennoch reicht das wohl nicht. Das Vertrauen in die CS scheint derart beschädigt, dass diese Zahlen an Bedeutung verlieren. Denn bei einem solchen Vertrauensverlust scheint nur noch eine Devise zu gelten: Rette sich wer kann, ohne Rücksicht auf Verluste. Dann lösen ich die Liquiditätspolster in Luft auf.

Sollte also am Sonntagabend nicht klar sein, wie es mit der CS weiter geht, dürfte am Montag ein Sturm auf die Grossbank hereinbrechen. Es gibt keine Alternative mehr zu einem sehr schnellen Handeln.

Die Regulierung nach der Finanzkrise sollte eigentlich sicher stellen, dass auch eine Grossbank pleite gehen kann. Gleichwohl: Das wurde noch nie bei einer Bank dieser Grösse ausprobiert. Die Schockwellen solch einer Übung dürften das Weltfinanzsystem erschüttern, die Folgen wären unabsehbar. Und der Schweizer Finanzplatz und sein Ruf wäre auf ewig beschädigt.

Daher bleibt faktisch nur die Übernahme durch die UBS als Lösung. UBS-Präsident Colm Kelleher und sein CEO Ralph Hamers sind beides keine Schweizer. Gleichwohl lastet auf ihnen nun eine riesige Verantwortung für den hiesigen Finanzplatz. Eine Grossfusion, so komplex diese auch sei, ist allemal besser, als die zweitgrösste Bank der Schweiz und Nummer 30 der Welt in die Abwicklung zu schicken. 

Die Frage wird sein, zu welchem Preis die UBS der Übernahme zustimmt. Gemeint ist dabei nicht der Preis für die CS-Aktie, sondern wie der Staat die UBS und ihre Eigentümer vor Verlusten aus der Übernahme abschirmt. Die Abwicklung der CS-Investmentbank wird sehr teuer, zudem hat die CS teure Rechtsrisiken. Gut möglich, dass zur Absicherung der UBS auch wieder öffentliche Gelder ins Spiel kommen.

Womit die Frage im Raum steht, wer die Verantwortung für das Desaster trägt. Die aktuelle Bankführung aus CEO Ulrich Körner und Präsident Axel Lehmann – beide erst seit kurzem im Amt – haben sich nach Kräften bemüht, das Ruder herum zu reissen. Doch ihr Umbauplan kam zu spät und war zu komplex und zu zeitaufwendig. Für einen klaren Schnitt mit einem schnellen Ausstieg aus grossen Teilen des Investmentbankings fehlte trotz Kapitalerhöhung das Geld. Die Idee, die Umbaukosten zeitlich zu strecken zerschellte an den Folgen der Zinswende, welche US-Banken kollabieren liess und den Stress im Finanzsystem auf Krisenniveau hochtrieb.

Die Frage des persönlichen Verantwortung ehemaliger CS-Manager wird die Schweiz noch lange in Atem halten. Doch die Klärung dieser Frage kann warten. Was es jetzt dringend braucht, ist eine sehr schnelle und klare Entscheidung, um Schlimmeres zu vermeiden. Der Schaden ist jetzt bereits gross genug.