Halbe Sachen macht sie nicht. Für den neuen Job als Leiterin des Geschäftsbereichs Digitalisierung & Services bei der Schwyzer Kantonalbank (SZKB) ist Michaela Ernst im April dieses Jahres mit Sack und Pack von Zürich nach Gersau gezügelt. Zuvor arbeitete sie als Leiterin der Geschäftseinheit Bitubi für die Glarner Kantonalbank. Da sie in dieser Funktion Kunden aus der ganzen Schweiz betreut und zusätzlich zu ihrem Team in Glarus ein Team in Bern aufgebaut hat, war sie viel in der ganzen Schweiz unterwegs, sodass der zentrale Wohnort Zürich perfekt war. Doch jetzt ist sie in der Innerschweiz und bei der SZKB angekommen. «Eine solche fantastische Willkommenskultur, ohne Vorbehalte, habe ich so noch in keinem Unternehmen erlebt», sagt sie freudestrahlend.
Dabei hat sie auf ihrem Weg nach oben einige Firmen kennengelernt – grosse Firmen wie Swisscom IT Services und SIX – und auch ein Startup im Bereich Big Data für Banken und Pharmaunternehmen geleitet. «Das war eine spannende Zeit, aber ich muss gestehen, dass ich damals nicht immer gut geschlafen habe», erinnert sie sich. Die finanzielle Verantwortung in dem Startup für ihre Angestellten habe sehr auf ihr als CEO gelastet; seither habe sie grossen Respekt vor dem Unternehmertum.
Finanzen und Technik faszinieren sie
Was fast alle ihre beruflichen Stationen gemeinsam haben, ist die Verbindung zwischen dem Finanzgeschäft und der Technologie. «Ich habe immer an der Schnittstelle zwischen Business und IT gearbeitet, ein Bereich, der mit der Digitalisierung eine enorm grosse Bedeutung erlangt hat», erklärt die 56-Jährige. Den Grundstein für ihr Bankwissen hat sie mit der klassischen Banklehre bei der Deutschen Bank in Dortmund gelegt. Den für das Wirtschaftswissen dann später als Studentin der Volkswirtschaftslehre an der Universität Konstanz. Und das ganze technische Verständnis hat sie stets «on the job» und durch Zusatzausbildungen dazugelernt. «IT ist etwas sehr Logisches, und das fällt mir nicht schwer», erklärt sie.
In ihrer neuen Funktion mangelt es nicht an Aufgaben, in denen sie das unter Beweis stellen kann. In ihrem Arbeitsalltag geht es unter anderem um Themen wie Open Banking, den Ausbau der Angebote im Onlinebanking, den Handel mit digitalen Vermögenswerten und die Frage, wie künstliche Intelligenz künftig im Banking einen Mehrwert bringen kann. Antworten auf diese Fragen findet sie gemeinsam mit ihren rund 170 Mitarbeitenden, die in sechs Bereichen tätig sind. Ihren Führungsstil bezeichnet Michaela Ernst als kooperativ – sie sieht sich eher als Coach statt als Dirigentin.
An ihren beruflichen Stationen war sie als Frau mehrheitlich in der Minderheit. «Für Frauen in Führungspositionen hat sich im Banking in den letzten Jahren aber viel verändert», sagt sie. Frauen müssten schon lange nicht mehr die «besseren Männer» spielen – das funktioniere nicht mehr –, sondern ganz bewusst die weibliche Sicht auf die Dinge offen vertreten. «Nur dann hat man selbst und die Organisation etwas davon», ist Michaela Ernst überzeugt. Diversity beziehe sich aber nicht nur auf das Geschlecht, sondern auch auf andere Attribute wie Alter, Herkunft und Lebenseinstellung. «Diversity profitiert von verschiedenen Denkweisen», ist sie überzeugt.
Oldtimer- und Fussballfan
Zu den Denkweisen der nächsten Generation hält sie den Draht über ihren 21-jährigen Sohn, der nach wie vor in Zürich lebt. In ihrer Freizeit pflegt und fährt sie ihren Fiat 500 aus dem Jahr 1972 – ein Oldtimer-Bijou – und einen Tesla – also Tradition und Innovation nebeneinander. Zudem treibt sie gerne Sport und schaut gerne Fussball, sei es die Bundesliga oder seien es die Spiele der internationalen Wettbewerbe. Bei der letzten Europameisterschaft durfte sie mit ihrer Familie in Deutschland im Kölner Rheinenergiestadion die Spiele Ungarn und Schottland gegen die Schweiz live erleben. «Wahnsinnsevents!», wie sie sagt.
Funktion: Leiterin Digitalisierung & Services und Mitglied der Geschäftsleitung der Schwyzer Kantonalbank
Jahrgang: 1968
Familie: ledig, ein Kind
Ausbildung: Diplom der Volkswirtin, Universität Konstanz
Karriere: CEO der Swiss Benchmarking AG / SIX Group: Corporate Development, Head Shared Services & Logistics / GLKB: GL-Mitglied, Leiterin Bitubi / SZKB: GL-Mitglied, Leiterin Digitalisierung & Services
Unternehmen: Die Schwyzer Kantonalbank (SZKB) ist die führende Bank im und für den Kanton Schwyz. Sie wurde im Jahr 1890 gegründet. Mit über 600 Mitarbeitenden und 22 Filialen gehört sie zu den grössten Arbeitgeberinnen in der Region. Sie ist eine wichtige Finanzpartnerin für Private, Unternehmen und Institutionen.
Persönliches Motto: «Die ersten drei Paragrafen aus dem «kölsche Jrundjesetz»: 1. Et es wie et es! 2. Et kütt wie et kütt! 3. Et hät noch immer jot jejange!»