Der Showdown bei GAM spitzt sich zu. Noch bis zum 25. Juli haben die Aktionäre des verlustgeplagten Fondsanbieters Zeit, um das Angebot von Liontrust anzunehmen. Damit die Übernahme durch den britischen Fondsverwalter klappt, müssen knapp 67 Prozent der GAM-Aktionäre ihre Stücke andienen.
Nun hat Gem, ein alternativer Vermögensverwalter mit Hauptsitz in New York, beschlossen, nicht auf die Offerte von Liontrust einzugehen, wie «Bloomberg» berichtet. Der abschlägige Entscheid geht aus einer firmeninternen E-Mail hervor, die die Nachrichtenagentur einsehen konnte. Laut «Bloomberg» hält Gem indirekt eine Beteiligung von 6,5 Prozent an GAM, was den Vermögensverwalter zu drittgrössten Aktionär des Schweizer Fondsanbieters macht.
Liontrust lehnte eine Stellungnahme gegenüber «Bloomberg» ab. Gem antwortete nicht auf eine Anfrage.
Grösster Aktionär stellt sich hinter die Liontrust-Offerte
Die Gem-Entscheidung ist für Liontrust eine empfindliche Hürde im Bestreben, GAM zu übernehmen. Die Briten haben ihrerseits damit begonnen, aktiv um die Unterstützung der GAM-Aktionäre zu werben. Das Angebot sei «das einzige, das auf dem Tisch liegt und der einzige Vorschlag, der eine praktikable Lösung bietet», heisst es in einen am Freitag von Liontrust veröffentlichten Brief.
Am Donnerstag wurde bekannt, dass Silchester International Investors das Angebot unterstützt. Mit einem Anteil von 17,3 Prozent ist das Investmentunternehmen der grösste Anteilseigner von GAM.
GAM-Abstieg begann 2018
Im Mai stimmte der GAM-Verwaltungsrat der Liontrust-Offerte in Höhe von 107 Millionen Franken zu. Gemäss dem Deal bietet Liontrust 0,0589 eigene Aktien je GAM-Titel. Für die Gegnerschaft, die sich nach der Bekanntgabe des Angebots um den französischen Milliardär Xavier Niel formiert hat, ist das zu wenig. Demgegenüber betonte GAM-Verwaltungsratspräsident David Jacob im Gespräch mit der «Handelszeitung», dass die Offerte von Liontrust angesichts der angespannten Cash-Situation bei GAM und der damit zugesagte Kredit «sehr essenziell» sei, damit GAM weiter existieren könne.
1983 gegründet, 1999 zunächst von der UBS, 2005 dann von Julius Bär übernommen, beginnt GAMs Geschichte als börsenkotierte Gesellschaft im Jahr 2009. Der Beginn vom Abstieg lässt sich auf das Jahr 2018 datieren: Damals warf GAM Starfondsmanager Tim Haywood raus, weil er interne Kontrollen umgangen hatte und sich vom Geschäftspartner Lex Greensill zu teuren Trips einladen liess. Haywood investierte gleichzeitig in grossem Stil in die Lieferkettenpapiere von Greensill, die Jahre später auch der Credit Suisse zum Verhängnis wurden. Haywoods Fonds wurde am Ende liquidiert. Von diesem Schlag hat sich GAM nie mehr erholt.
(bloomberg/mth)