Dies erklärte Dennis Hänsel, Head of ESG Advisory bei der DWS, in einem Bloomberg-Interview. Im vergangenen Jahr hätten Pensionsfonds zunehmend den Wunsch geäussert, «über ESG zu sprechen, in ESG-Produkte zu investieren und sogar ESG-Risiken bei ihren Anlagen zu berücksichtigen», so Hänsel. Die Entwicklung sei global, konzentriere sich jedoch auf Europa und sei «definitiv» durch Regulierung getrieben.
In Europa sind Investoren verpflichtet, die negativen Auswirkungen ihrer Anlagestrategien und -risiken anhand der sogenannten Principle Adverse Impact Indicators zu messen. Einem Ausschussbericht des Europäischen Parlaments vom Juli zufolge könnten solche Angaben nun für eine grössere Gruppe von Anlegern verpflichtend werden. Vor diesem Hintergrund entscheiden sich laut Hänsel mehr und mehr Pensionsfonds für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren.
Neben der Regulierung ist laut Hänsel «die Ausrichtung auf Netto-Null» der zweite grosse Treiber der ESG-Investments. Die schlage sich in einem reduzierten CO2-Ausstoss und einer geringeren Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen in den Portfolios nieder. Auch habe die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Energiekrise nachgelassen und die Verzögerung bei der strategischen Umsetzung von ESG sei «nun vorbei.»
Sinkende Fondsvermögen drohen
Zurzeit führen jedoch fast 90% der betrieblichen Pensionsfonds keine Umweltstresstests als Teil des Risikomanagements durch, so eine Untersuchung der Europäischen Kommission bezüglich Klimarisiken für die Finanzstabilität. Eines der im Bericht beschriebenen Szenarien zeichnet zudem ein düsteres Bild: Bei einem ungeordneten Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen, würde der Wert von Fondsvermögen um bis zu 255 Milliarden Euro sinken. Der Verlust könnte nur teilweise durch geringere Verbindlichkeiten ausgeglichen werden, so der Bericht vom Juni. (Bloomberg/hzb/pg)