Die Diskussion, ob sich aktives Portfoliomanagement lohnt oder ob das passive Abbilden von Marktindizes die zielführende Strategie sei, nimmt teilweise fast religiöse Züge an. Dabei haben beide Ausrichtungen ihre Vor- und Nachteile.

Jeder Anleger und jede Anlegerin muss für sich bestimmen, was passend ist. Unabhängig von der Wahl, wie die Anlagestrategie umgesetzt werden soll, muss man jedoch die Treiber und Risiken im Portfolio kennen. Bei einer passiven Umsetzung besteht die Gefahr, dass man diese Aufgabe dem «Index» überträgt und sich in einer gefährlichen Sicherheit wähnt.

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Dass Aktienindizes Klumpenrisiken beinhalten können, ist für Schweizer Investoren nicht überraschend. Ein ETF auf den Swiss Performance Index ist eine grosse Wette auf die Aktien von Nestlé, Roche und Novartis und auf den Pharmasektor. Die drei Schwergewichte machen zusammen 40 Prozent des SPI aus.

Klumpenrisiken, auch in Welt-ETFs

Wer den vor allem bei Pensionskassen beliebten MSCI World abbildet, sollte sich aber auch ein paar Gedanken dazu machen, was er sich ins Portfolio holt. Da ist zum einen das Gewicht der amerikanischen Aktien von knapp 70 Prozent und damit nicht nur die Risiken des amerikanischen Aktienmarktes, sondern auch das Währungsrisiko des US-Dollars.

Dazu kommt das zunehmende Klumpenrisiko der Technologieaktien. Das Gewicht des Tech-Sektors ist seit 2019 im Zuge des Tech-Booms und des KI-Hypes im MSCI World von 17 Prozent auf 24 Prozent gestiegen. Die bekannten sieben grossen Tech-Konzerne, welche die Performance an den Aktienmärkten momentan treiben, machen zusammen einen Fünftel des Gewichts aus. So kann man investiert sein, muss es aber wissen und bewusst wollen.

Noch grösser wird das Klumpenrisiko gegenüber den Technologieaktien, wenn man sich Nachhaltigkeit auf die Fahne schreibt und den MSCI ESG Leaders Index abbildet. Ein ETF auf diesen Index besteht zu 20 Prozent aus den drei Aktien von Microsoft, Nvidia und Alphabet.

Der Trend ist dein Freund – manchmal

Die möglichen Klumpenrisiken zu beachten, genügt aber nicht. Viel mehr sollte man auch wissen, in welchem Marktumfeld sich das eingekaufte Indexprodukt wie verhält. Das Abbilden eines kapitalgewichteten Aktienindexes ist im Kern eine Mischung zwischen einer Momentum-Strategie und einer Trend-Following-Strategie.

Die Aktien, die überdurchschnittlich gut laufen, werden zunehmend stärker gewichtet. Diejenigen mit überdurchschnittlich fallenden Kursen verlieren an Wichtigkeit im Portfolio. Solange sich ihr positiver oder negativer Trend fortsetzt, ist das für die Performance gut. Bei einer Trendumkehr ist die Wahrscheinlichkeit aber gross, dass die High Flyer überdurchschnittlich stark korrigieren oder die Fallen Angels sich überdurchschnittlich stark erholen. Gegenüber dem Benchmark, dem Index selbst, verliert man dabei nichts. Das ist aber nur Augenwischerei, weil in der Realität die absolute Performance schlechter ausgefallen ist, als sie sollte.

In einem Marktumfeld ohne Trend ist das Indexieren eines marktüblichen Aktienindexes eine suboptimale Strategie. Das Gegenteil ist eine konsequente Rebalancing-Strategie, beispielsweise über einen Aktienindex, in welchem alle Titel gleich gewichtet sind. Dieser profitiert bei einem stetigen Auf und Ab an der Börse, während bei einem langanhaltenden Trend nach oben oder nach unten die Performance schlechter ausfällt. Die guten Aktien werden systematisch zu früh verkauft und die schlechten zu früh gekauft.

Die perfekte Strategie an den Aktienmärkten gibt es nicht. Darum sind ein paar Grundregeln für den Anlageerfolg entscheidend. Diversifikation ist auf Dauer die für den Erfolg notwendige Basis. Das zu kommt, dass man bewusst entscheidet und weiss, auf was man sich in welchem Marktumfeld einlässt. Dann sind die Überraschungen und das Enttäuschungspotenzial begrenzt.

Zum Autor

Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank und hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center und ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von 12 Milliarden Franken. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank SNB verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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