«Frauen in der IT waren zwar immer in der Minderheit, aber ich habe das für mich persönlich nie als etwas Negatives empfunden», sagt Barbara Marti. Im Gegenteil: Es sei erst gar nie ein Thema gewesen, das relevant genug gewesen sei, um es überhaupt zu einem zu machen, sagt die verantwortliche Frau für alle digitalen und sonstigen Zahlungsprozesse der Postfinance. Begonnen hat sie dort vor 35 Jahren als Datenbankentwicklerin, frisch ab der Universität. Ihre «Liebe zu logischen Zusammenhängen», wie sie es nennt, hat sie nach der Matura Typus C mit Schwerpunkt Mathematik an die Universität nach Bern in den Fachbereich Physik geführt. «In der IT war ich eigentlich eine Quereinsteigerin, denn das Fach konnte man damals nur als Nebenfach studieren», erinnert sie sich. Doch der Markt habe so laut gerufen, dass auch Kenntnisse aus einem Nebenfach ausgereicht hätten, um eine erste Anstellung zu bekommen. Danach war alles nur noch «learning by doing».
Brückenbauerin zwischen IT und Business
Bis jetzt ist die Rechnung aufgegangen. Heute ist Barbara Marti Vorgesetzte von 140 internen und 70 externen Mitarbeitenden und verantwortlich für alles, was mit dem Zahlungsverkehr der Postfinance zu tun hat. Und dafür hat sie zwei Chefs in der Geschäftsleitung von Postfinance: einmal den Leiter IT und Operations und einmal den Chef der Payment Solutions. «Ich sehe mich als Brückenbauerin zwischen diesen beiden Bereichen, deren Bedürfnisse nicht immer übereinstimmen müssen», erklärt Barbara Marti, die ihren Weg durch die Hierarchie des Unternehmens stetig und kontinuierlich gemacht hat.
«Jede neue Position innerhalb von Postfinance hat mich auch wieder Neues gelernt», sagt sie, die von Karriereplanung so gar nichts hält. Sie habe aber nie «Nein» gesagt, wenn es darum ging, etwas Neues auszuprobieren. Und sie hat früh gemerkt, dass sie keine Scheu davor hat, die Verantwortung für Projekte und die Führung anderer Mitarbeitenden zu übernehmen. Was nicht heissen soll, dass sie auch schon mal kalte Füsse bekommen hat, wenn wieder eine berufliche Veränderung bevorstand. «Aber zum Glück habe ich so ein gewisses Urvertrauen in mich, dass am Ende schon alles irgendwie gut kommt», sagt die Bernerin gelassen.
Mehr Mut und weniger Zweifel
Ein wenig davon wünscht sie auch den jungen Leuten, die noch am Anfang ihres Berufslebens stehen: «Einfach mal Ja sagen und nicht zuerst an sich zweifeln, ob man das schafft.» Oft gehe doch auch vergessen, dass man einen neuen Job häufig auch nach den eigenen Vorstellungen mitgestalten könne, gerade in der heutigen Zeit, wo ständig neue Jobprofile und Anforderungen entstehen. Neue Technologien erfordern neue Skills – etwas, was gerade in der IT essenziell werden kann. «Themen wie künstliche Intelligenz oder Cloud-Computing sind Dinge, die ich einfach verstehen muss, damit ich entscheiden kann, wie wir damit umgehen und was das für unser Geschäft bedeutet», erklärt Barbara Marti. Da kommt es ihr entgegen, dass sie grundsätzlich gerne gefordert wird, «dann funktioniere ich einfach besser», sagt sie.
Da steckt vielleicht noch ein wenig von der Wettkampfluft dahinter, die sie so mag. Denn Barbara Marti spielte Curling sowohl in der Berner Meisterschaft als auch einmal an einer Schweizer Meisterschaft. Und früher, in jungen Jahren, hat sie Pferde ausgebildet. Dafür müsse man zuerst eine individuelle Sprache mit dem Tier aufbauen und ganz langsam lernen, mit dem «rohen Pferd» zu verhandeln, sagt Barbara Marti. Das ist wohl auch eine Fähigkeit, die im beruflichen Kontext sehr hilfreich sein kann.
Jahrgang:1968
Familie: ledig in langjähriger Partnerschaft
Ausbildung: MBA Rochester und EMBA Bern
Karriere:
1989 bis1996 Datenbankspezialistin, Instruktorin, verschiedene Software-Entwicklungsfunktionen.
1997 bis 2002 verschiedene Teamleitungen in SW-Entwicklung und Methoden, Tools.
2003 bis heute Mitglied der Direktion mit verschiedenen Führungsaufgaben in der IT-Abteilung: IT-Strategie und Architektur, IT-Applikationsmanagement und agile Transformation der IT-Delivery.
Unternehmen: Postfinance gehört zu den führenden Finanzinstituten der Schweiz und ist für über 2,5 Millionen Menschen die zuverlässige Partnerin für Privat- und Geschäftskundinnen und -kunden, die ihre Finanzen selbstständig verwalten möchten.
Persönliches Motto: «Hindernisse sind Opportunitäten auf dem persönlichen Entwicklungsweg.»