Laut dem «Bankenbarometer», also der jährlichen Einordnung des SBVg, sind die inlandorientierten Banken die Gewinner des Jahres 2023. Können Sie das konkretisieren?

Das Zinsgeschäft ist sehr gut gelaufen, das heisst, es haben vor allem die Banken profitiert, die sehr stark im Zinsgeschäft engagiert waren. Und das sind die inlandorientierten Banken, also sowohl kantonale als auch regionale.

2023 war natürlich geprägt vom Niedergang der Credit Suisse. Es bleibt eine Grossbank übrig. Hat es Ihrer Einschätzung nach dennoch Potenzial für zwei Grossbanken in der Schweiz? Dass also eine andere Bank den Platz der CS einnehmen wird?

Das ist eine Wettbewerbsfrage. Aber niemand stellt einfach so eine Grossbank von einem Tag auf den anderen auf. Ich glaube nicht, dass eine der Schweizer Banken in wenigen Jahren die Grösse einer UBS erreichen wird. Da müsste schon eine internationale Grossbank ihren Hauptsitz in die Schweiz verlegen.

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Wir sind ein globaler Finanzplatz, und wir haben die Innovationsstärke und auch die Rahmenbedingungen, um internationale Dienstleistungen anzubieten.

Laut Swiss Banking beschäftigen die Regularien die Banken. Geht es dabei vor allem um die Menge an Regularien, die auf die Banken zukommen könnten?

Genau. Es ist nicht nur zu befürchten, dass zusätzliche Regularien kommen, sondern auch, dass andere Finanzplätze bei den Regularien nicht nachziehen. Denn das ergäbe keine Wettbewerbsgleichheit für den Schweizer Finanzplatz gegenüber ausländischen Finanzplätzen.

Ganz konkret: Es ist ja unsicher, ob etwa Basel III in den USA final so umgesetzt wird wie in der Schweiz. Halten Sie es für realistisch, dass wirklich grosse Regionen der Welt solche Regularien aufschieben, während die Schweiz zu früh auf Nummer sicher geht und die Regularien umsetzt?

Aus unserer Sicht prescht die Schweiz hier ohne Not vor. Sie benachteiligt den Schweizer Finanzplatz, indem sie seine Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen internationalen und bedeutungsstarken Finanzplätzen schwächt. Relevante Kernmärkte wie EU, UK und USA führen die Basel-III-Standards oder wesentliche Teile davon später ein beziehungsweise ist der Einführungszeitpunkt noch nicht bekannt. 

Lässt sich dennoch sagen: Die Reputation des Bankenplatzes hat die CS-Krise überstanden?

Reputationsmässig kann man festhalten, dass die Übernahme der CS sehr gut gelaufen ist. Das Hauptziel, die Stabilisierung des Finanzsystems, ist gelungen. Und das ist das Wichtigste. 
 

Martin Hess

«Ich glaube nicht, dass eine der Schweizer Banken in wenigen Jahren die Grösse einer UBS erreichen wird», sagt Martin Hess gegenüber HZ Banking. 

Quelle: Handout

Wird das vor allem grosse oder kleine Banken treffen?

Das betrifft eigentlich alle. Wir setzen uns dafür ein, dass die Anforderungen proportional sind. Dass also eine kleine Bank mit geringem Risiko andere Auflagen erfüllen muss als eine grosse und komplexe Bank.

Zum Schluss: Anders, als damals beim Niedergang der CS befürchtet, kam es laut der SBVg nicht zu vielen Personalveränderungen. Sind die Gefahren in Sachen Arbeitslosigkeit im Bankensektor also vom Tisch?

Das ist der Stand von Juni 2024 oder im Ausblick bis Ende 2024. Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten.

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